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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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einfallsreich, unsere Mitbringsel.«
    Ich versuchte, den Umschlag zu öffnen, aber meine Hände zitterten viel zu sehr.
    »Lass mich das machen«, sagte Lance behutsam.
    »Eine Praline?«, fragte Kate.
    »Vielleicht später«, antwortete ich.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mir eine nehme?«
    »Kate!«, tadelte Lance.
    »Entschuldigung.«
    »Bedienen Sie sich nur«, forderte ich sie auf.
    Ich betrachtete die Karte von meinen Kollegen und las ein paar der hingekritzelten Grüße.
    Saskia! Du hättest dich nicht gleich die Treppe hinunterstürzen müssen, nur um aus dem Eastgate-Projekt rauszukommen! Werde BALD wieder gesund! Malcolm.
    I ch denke an dich, Saskia, ich werde dich bald besuchen kommen, alles Liebe, Nina.
    Liebe Saskia, du Ärmste! Kopf hoch, das wird schon wieder! J.   D. (Werde Samstag mit Schoko-Brownies vorbeikommen)
    »Können wir Ihnen vielleicht etwas besorgen? Brauchen Sie irgendetwas?« Kate nahm sich die zweite Praline. »Sie haben erwähnt, dass Ihre Familie in Tasmanien lebt, deshalb …« Sie streifte ihren Mann mit einem Seitenblick, als fürchtete sie, wieder das Falsche zu sagen. Lance räusperte sich verlegen und heftete seinen Blick auf den dunklen Fernsehbildschirm unweit meines Bettes.
    »Meine Familie lebt in Brisbane«, fuhr Kate fort. »Ich weiß, wie das ist, ich meine, andere haben eine Mutter und Schwestern und Cousinen und was weiß ich nicht alles. Es ist absolut kein Problem, sagen Sie es ruhig, wenn Sie etwas brauchen.«
    Ich starrte die beiden an. Lance hatte warme, schläfrige Augen und breite Schultern, so als machte er Kraftsport. Ich glaube nicht, dass ich ihn jemals richtig angesehen habe. Ich sah seine Frau an. Sie war extrem dünn und flachbrüstig – »knabenhaft« hätte meine Mutter sie wohl genannt – , mit streichholzkurzen Haaren und großen Augen wie ein scheues Waldwesen. Sie saß in einem merkwürdigen Winkel auf dem Besucherstuhl und knabberte an einer meiner Pralinen. Ich meinte mich zu erinnern, wie ich mich auf der Weihnachtsfeier mit ihr unterhalten hatte, sie hatte mir etwas von einem Urlaub in Cradle Mountain erzählt. Ich hatte die Party früher verlassen, um in meinem Auto vor Patricks Haus sitzen und auf ihn warten zu können. Ich sah ihn von irgendwoher nach Hause kommen, er trug Jack auf seinen Armen hinein; der Junge hatte den Kopf an seine Schulter gelegt und schlief fest.
    Ich musste wieder an Jack denken, an seinen gebrochenen Arm, und an Ellen, die mir nahegelegt hatte, aus Sydney wegzuziehen. Was würden meine beiden netten Besucher wohl sagen, wenn sie wüssten, was ich vergangene Nacht getan habe, was ich die letztendrei Jahre getan habe, fragte ich mich. Mir war, als sackte mein Magen ein paar Stockwerke tiefer.
    »Das ist ein richtiger Schock, wenn einem so etwas passiert, nicht wahr?«, sagte Kate. »Man geht arglos seiner Wege, und plötzlich wumm! kommt ein Curve-Ball angeflogen!« Sie machte eine ruckartige Bewegung mit dem Oberkörper, um zu demonstrieren, wie sie einem bogenförmig geworfenen Ball auszuweichen versuchte, und ein Großteil der Pralinen, die sie in den Händen hielt, flog aus der offenen Schachtel durch die Luft und auf den Fußboden.
    »Kate«, sagte Lance vorwurfsvoll. Er bückte sich, um die Pralinen aufzuheben.
    »Upps!«, entfuhr es Kate.
    »Ich bin nicht …« Ihr versteht nicht. Ihr denkt, ich wäre ein normaler Mensch so wie ihr, aber das bin ich nicht. Das war es, was ich eigentlich sagen wollte.
    Die Wörter blieben mir im Hals stecken. Es war, als wäre meine ganze Persönlichkeit zu Staub zerfallen. Ich atmete immer noch, mein Herz schlug immer noch, aber ich war nicht mehr da. Es hatte die energische, professionelle Saskia gegeben, die Lance gekannt hatte, und die verrückte Saskia, die Patrick gekannt hatte, aber jetzt schien keine von beiden jemals existiert zu haben. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Art Mensch ich war: lustig oder ernsthaft, still oder laut. Wenn ich aufhörte, Patrick zu wollen, was wollte ich dann? Wofür begeisterte ich mich? Existierte ich überhaupt? Diese beiden komischen, liebenswerten Menschen sahen mich an, als sei ich tatsächlich vorhanden, aber ich war mir nicht so sicher.
    »Bodyboarden«, sagte ich unvermittelt.
    »Oh!« Kate nickte freundlich, als wäre diese Bemerkung aus heiterem Himmel ganz normal.
    »Nina hat doch gesagt, du seist die Treppe hinuntergefallen.« Lance runzelte verwirrt die Stirn. »Du seist geschlafwandelt, hat sie gesagt.«
    Ich konnte

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