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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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einfach, dass ich …«
    »Wir werden das nicht vergessen«, fiel Patrick ihr ins Wort. »Wir werden später darüber reden.« Er lächelte sie an, und sein Lächeln kam so unerwartet, dass sie fast in Tränen ausgebrochen wäre. »Wir werden uns später ausführlich über alles unterhalten und die Sache klären. Versprochen.«
    »Schön.«
    Jetzt fing das Telefon im Büro wieder zu klingeln an.
    »Scheint dringend zu sein.«
    »Ja, sieht so aus.« Ellen nickte. Plötzlich schnappte sie erschrocken nach Luft. »O mein Gott! Das hab ich völlig vergessen!«
    »Was ist?«
    Sie schaute auf die Uhr über Patricks Kopf und versuchte, die Zeiger durch schiere Willenskraft rückwärtszudrehen. Es war halb drei. »Diese Reporterin. Ich war heute um elf Uhr in einem Café mit ihr verabredet.«
    Sie stellte sich vor, wie die Journalistin dasaß, mit den Fingern ungeduldig auf den Tisch trommelte und immer wieder einen ärgerlichen Blick auf ihre Armbanduhr warf. Sie war Ellen vorher schon nicht wohlgesinnt gewesen. Jetzt würde sie denken, sie habe sie absichtlich versetzt, weil sie etwas zu verbergen habe.
    »Dann mach einen neuen Termin mit ihr aus«, sagte Patrick. »Erzähl ihr, was passiert ist. Dass es einen Unfall gegeben hat. Du kannst doch nichts dafür.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte sie.
    Er hatte natürlich recht. Aber im tiefsten Inneren wusste sie, dass es eine absolute Katastrophe war. Und als sie die Nachrichten auf ihrem Handy und ihrem Festnetzanschluss im Büro abhörte, wurde ihre Vorahnung bestätigt.
    »Ich sitze hier in dem Café, das Sie vorgeschlagen haben, und warte«, sagte Lisa Hamilton, wobei sie das Wort »Sie« leicht betonte. Das und die Geräuschkulisse des Cafés im Hintergrund verstärkten Ellens Schuldgefühle noch. »Ich werde die Story heute Nachmittag einreichen, wenn ich also nicht bald von Ihnen höre, gehe ich davon aus, dass Sie mir nichts zu sagen haben und nicht daran interessiert sind, zu den Behauptungen Ihrer früheren Patienten Stellung zu nehmen.«
    Ellen hatte ihre Mailbox kaum abgehört, als das Telefon von Neuem klingelte. Sie riss es an sich, verzweifelt auf die Chance auf Wiedergutmachung hoffend. Aber es war nicht die Reporterin, sondern ihre Mutter.
    »Ich versuche schon den ganzen Morgen, dich zu erreichen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich muss unbedingt mit dir reden.«
    »Nicht jetzt«, erwiderte Ellen kurz angebunden. »Ich ruf später zurück.«
    Sie beendete das Gespräch, und das Telefon klingelte schon wieder. Es war Julia. »Rate mal, wer gerade aus meinem Bett gestiegen ist«, flüsterte sie mit tiefer, kehliger Stimme.
    »Ich kann jetzt nicht reden«, sagte Ellen. Sie kam sich allmählich vor wie in einer schlechten Komödie. »Tut mir leid.«
    Sie legte auf.
    »Atme«, sagte Patrick besänftigend.
    »Halt den Mund!«
    Sie rief die Reporterin auf ihrem Handy an. Der Anruf wurde auf die Mailbox umgeleitet. Ellen hinterließ eine Nachricht, wobei sie sich nach Kräften bemühte, die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Mein Stiefsohn hatte einen Unfall, ich musste ins Krankenhaus.«
    Ihre Stimme klang falsch. Gezwungen. Die Stimme einer Schwindlerin. Sie hatte das Gefühl zu lügen, weil sie Jack noch nie ihren Stiefsohn genannt hatte und weil sie nicht seinetwegen ins Krankenhaus gefahren war, sondern Saskias wegen.
    Patrick stand vor ihr und mimte mit Handbewegungen und Mimik tiefe Atemzüge. Ellen wedelte ihn ungeduldig weg. Ihre Schuldgefühle standen in keinem Verhältnis zu dem Missgeschick, das ihr passiert war. Sie hatte schließlich niemanden ermordet, sie hatte nur einen Termin vergessen.
    »Ich würde die Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen, sehr gern wahrnehmen!«, fuhr sie fort, auf die Mailbox zu sprechen. Du meine Güte, sie hörte sich wie jemand von einer Telefonwerbung an.
    In diesem Augenblick klingelte es an der Haustür. Patrick ging und öffnete. Ellens Verzweiflung wuchs, als sie die Stimme erkannte: Es war Mary-Kate, die um halb drei einen Termin bei ihr hatte. Mary-Kate hatte in dem Enthüllungsartikel über Ellen mit Sicherheit einen Absatz verdient. Die Reporterin konnte sich ausrechnen, wie viel Mary-Kate in den vergangenen Monaten für ihre Therapie ausgegeben hatte, ohne dass sich bislang ein Erfolggezeigt hätte. Und dann konnte sie anmerken, wie viel Ellen für die sündhaft teuren Stiefel ausgegeben hatte, die sie nur ein einziges Mal getragen hatte.
    Ich bin ein schlechter Mensch, dachte Ellen. Ich bin ein schlechter,

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