Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
getroffen: nein. Ihr fehlte die Selbstachtung oder der Mut oder was auch immer – jedenfalls hatte sie ihre Ehe mit Ian Roman endgültig abgeschrieben.
»Egal«, murmelte sie. »Jetzt hat er mich sowieso schon betrogen. Ich bin fertig mit ihm. Machen Sie sich keine Gedanken deswegen. Ich tu’s auch nicht. Wie gesagt, ich wollte mich nur bei Ihnen entschuldigen und Ihnen sagen, dass Sie nichts von ihm zu befürchten haben. Ich habe ihm gedroht, den Medien eine Enthüllungsstory über meine Ehe mit Ian Roman zu liefern, falls ichjemals etwas Negatives über Sie in der Zeitung lesen sollte, und ich würde sie mit ein paar richtig pikanten Details über seine sexuellen Vorlieben ausschmücken, was ihm garantiert das Genick brechen würde. Er wird Sie in Ruhe lassen, verlassen Sie sich darauf.«
»Vielen Dank, Rosie.«
»Nicht, dass er irgendwelche abartigen sexuellen Vorlieben hätte, nebenbei bemerkt.« Rosie stand auf und griff nach ihrer Handtasche. »Der Sex war sogar ganz gut.«
Es war absurd, aber Ellen fand es traurig, dass diese Ehe in die Brüche gegangen war. Rosie liebte Ian Roman nicht, und der grässliche Ian Roman hielt sich in diesem Augenblick vermutlich auf seiner Jacht auf und schlürfte Champagner mit seinem Supermodel. Und dennoch – Rosie und Ian hätten vielleicht zusammen glücklich werden können, stünde ihr Stolz ihnen nicht im Weg.
Rosie streckte Ellen ihre Hand hin. Sie lächelte. Sie hatte wirklich ein wunderhübsches Lächeln. »Zurück zu meinem mittelmäßigen Leben.«
Ellen brachte sie zur Tür. Als Rosie den Weg durch den Garten hinunterging, traf gerade David ein. Er hielt ihr das Gartentor auf, dann ging er zum Haus.
»Eine Patientin?«, fragte er, als Ellen ihn hereinbat.
»Ja«, antwortete sie zerstreut. Sie schaute Rosie nach, die mit raschen Schritten davoneilte. »Rückblickend hätte ich einen ganz anderen Ansatzpunkt für ihre Behandlung gewählt.«
»Rückblickend«, wiederholte ihr Vater. »Die rückblickende Erkenntnis kommt immer einen Bruchteil zu spät.«
»Puh!« Kate legte ihr Strickzeug in den Schoß und schaute sich ruhelos im Zimmer um, als erhoffte sie sich von irgendwoher eine Eingebung. Sie wich meinem Blick aus. »Heilige Scheiße!«
Sie hatte mir wortlos zugehört, lediglich hin und wieder genickt oder ihre Brauen hochgezogen. Ich fragte mich, was ihr durch den Kopf gehen mochte. Ich hatte ihr alles erzählt, was sich in den vergangenen drei Jahren zugetragen und was ich getan hatte.Ich versuchte nicht, mich irgendwie herauszuwinden. Hätte ich eine schwere Kindheit gehabt, hätte ich es darauf zurückführen können, aber ich konnte nichts und niemanden dafür verantwortlich machen außer mich selbst. Ich trüge die alleinige, umfassende Schuld an allem, sagte ich.
»Siehst du, du hast gar nicht gewusst, dass du eine Verrückte besuchst«, sagte ich zum Schluss.
Es hatte unglaublich gutgetan, sich alles von der Seele zu reden. Ich konnte nicht mehr aufhören. Es war, als ob ich mit den Fingernägeln einen ekligen Schorf von einer hässlichen Wunde gekratzt hätte, aber jetzt, da ich damit fertig war und dünnhäutig und bloßgestellt dasaß, empfand ich Bedauern und ein furchtbares Gefühl von Verlust. Ich hatte Kate wirklich gerngehabt. Wir hätten Freundinnen werden können. Und jetzt hatte ich alles verdorben.
»Ach, na ja«, sagte sie. »Ich hab selbst schon ein paar verrückte Sachen gemacht.«
»Wirklich?«
Sie hielt den Kopf schief und dachte nach. »Nein, eigentlich nicht. Nicht verglichen mit dem, was du getan hast. Ich wollte nur, dass du dich besser fühlst.«
»Danke.«
Sie nahm ihr Strickzeug wieder auf.
»Du bist bestimmt Skorpion, oder?«, sagte sie, ohne aufzuschauen.
»Ja, stimmt, aber eigentlich …«
»Eigentlich glaubst du nicht an Astrologie. Das tun Skorpione nie. Ihr seid sehr leidenschaftlich, ihr Skorpione. Grüblerisch und geheimnisvoll. Ich habe mir immer gewünscht, Skorpion zu sein. Oder Löwe. Ich bin Waage. Wir tun uns schwer mit Entscheidungen.« Sie schwieg einen Augenblick. »Im Grunde glaube ich auch nicht daran.«
Sie wickelte Wolle von ihrem Handgelenk. »Du musst ihn wirklich geliebt haben. Und den kleinen Jungen.«
»Ja«, erwiderte ich. »Aber wenn ich sie wirklich geliebt hätte,hätte ich sie freigegeben oder wie immer diese dumme Redensart heißt. Liebe ist keine Entschuldigung.«
Vor meinem geistigen Auge tauchte seit jener Nacht immer wieder Patricks Gesicht auf, als er mich am Fußende des
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