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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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so kurz waren ihre Beine. Sie beugte sich vor, die Hände gefaltet, als flehte sie Ellen um Vergebung an. »Ich wollte persönlich mit Ihnen reden und mich für die Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen bereitet habe, entschuldigen. Ich war verreist, wissen Sie, und ich hatte mein Handy nicht dabei. Ich habe Ihre Nachrichten erst heute Morgen bekommen und bin dann sofort hergefahren.«
    Ellen verzog unwillkürlich das Gesicht, als sie sich an jenen grauenvollen Tag erinnerte. »Ich nehme an, ich habe mich reichlich hysterisch angehört …«
    Rosie ließ sie nicht ausreden. »Sie hatten auch allen Grund dazu! Ich kann mir lebhaft vorstellen, was er Ihnen alles an den Kopf geworfen hat. Manchmal führt er sich auf wie Rambo oder Tony Soprano.«
    »Nun ja, er war schon irgendwie … Angst einflößend. Er hat mir gedroht, meinen Laden dichtzumachen.«
    »So ein Arschloch.« Rosie nestelte einen Streifen Kaugummi aus ihrer Handtasche, packte ihn aus, schob ihn sich in den Mundund kaute eifrig darauf herum. Sie zeigte auf ihren Mund. »Nikotinkaugummi. Ich hab’s endlich geschafft, von den Glimmstängeln loszukommen.«
    »Na ja, ich war Ihnen keine große Hilfe dabei, wie Ihr Mann ganz richtig festgestellt hat.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich würde Sie sofort jedem weiterempfehlen!«
    Den Blick in die Ferne gerichtet, als suchte sie nach einem guten Grund, weshalb sie Ellen weiterempfehlen würde, kaute Rosie energisch auf ihrem Kaugummi.
    »Ian hat also zufällig mit angehört, wie Sie mit Ihrer Schwester über mich gesprochen haben«, sagte Ellen, um die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen.
    »Ich hatte ja keine Ahnung.« Rosie lehnte sich zurück. Jetzt reichte sie mit den Füßen nicht mehr bis auf den Fußboden. »Ich hätte gedacht, meine banalen Gespräche zu belauschen sei unter seiner Würde. Und er hat das natürlich völlig falsch verstanden. Ich habe meiner Schwester erzählt, dass ich Sie gebeten hätte, mich zu hypnotisieren, damit ich mich in ihn verliebe, worauf sie gesagt hat, ich sei ja nicht ganz dicht.« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls hat sie mich so lange beschwatzt, bis ich eingewilligt habe, mit ihr und ihrer Familie nach Queensland in die Ferien zu fahren. Es war traumhaft! Nur ein ganz normaler Strandurlaub. Sandburgen bauen mit meinen kleinen Nichten. Garnelensandwiches mampfen. Ian hätte es gehasst. Da wurde mir so richtig klar, wie verschieden wir doch sind. Ich bin einfach nur … mittelmäßig.«
    »Niemand ist mittelmäßig«, erwiderte Ellen mechanisch.
    »Doch, ich schon«, beharrte Rosie. »Ich bin das Mittelmaß in Person. Ich frage mich, warum er sich überhaupt mit einem Hobbit wie mir abgegeben hat. Ich bin doch gar nicht sein Typ. Dieses Supermodel in der Zeitung, die ist sein Typ. Sie wird sich hervorragend machen auf seiner Jacht.«
    »Ich weiß nicht, Rosie. Ich glaube, er hat Sie wirklich geliebt. Deshalb war er auch so wütend.«
    »Nein.« Rosie schüttelte den Kopf. »Das war nur sein gekränkter Stolz. Egal, es ist aus und vorbei. Wir haben beide einen großen Fehler gemacht. Ich habe ihn nie wirklich geliebt. Sie wissen es. Sie haben mir geholfen, das zu erkennen.«
    »Ich glaube«, sagte Ellen langsam, »dass Sie es nur nie zugelassen haben, ihn zu lieben oder ihn zu mögen oder ihn richtig kennenzulernen, weil Sie viel zu beschäftigt damit waren, sich zu fragen, warum er sich ausgerechnet für Sie entschieden hat. Ich glaube, Sie haben sich von seinem Image blenden lassen. Von seinem Geld. Seiner Macht. Seiner Selbstinszenierung als einflussreicher Medienmogul. Ein ganz normaler Strandurlaub wäre vielleicht genau das, was er sich wünschen würde.«
    Rosie blinzelte verdutzt. Und kaute weiter.
    »Er hat sich für Sie entschieden«, fuhr Ellen fort. »Ein Mann in seiner Position hätte jede Frau als Trophäe haben können. Aber er hat sich kein Supermodel ausgesucht, sondern Sie.«
    Er hat sich für eine Frau mit einem durchschnittlichen Äußeren wie Sie entschieden, weil er das Außergewöhnliche in Ihnen sah, und das bedeutet, dass er möglicherweise mehr Tiefgang hat, als wir denken. Das war es, was sie Rosie klarzumachen versuchte.
    Sie dachte an Patricks Worte: »Ihr Frauen glaubt, in der Liebe sei alles entweder nur schwarz oder nur weiß.«
    Rosies Miene verdüsterte sich. In ihren Augen flackerte es. Sie blickte auf ihre Hände, ließ ihre Beine baumeln. Dann sah Ellen, wie ihre Miene sich verschloss. In diesem Moment hatte sie ihre Entscheidung

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