Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
1820.«
Patrick setzte sein Glas ab. »Wirklich?«, sagte er, und seine Stimme klang plötzlich wieder normal.
Als er sich neben Mel gesetzt hatte, schob sie ihm einen Teller mit Brot und einen Lachsdip hin. Ellen sah, wie Patricks Schultern sich lockerten und er sich allmählich entspannte, während Mel mit ihm plauderte und ihn gesprächsmäßig auf den maskulinen, festen Boden der Tatsachen führte, wo er sicheren Halt fand. Sie war immer der Meinung gewesen, dass Mel mit ihrer Fähigkeit, anmutig und gekonnt über jedes beliebige Thema zu sprechen, eigentlich einen Diplomaten hätte heiraten müssen.
Mel selbst hatte das für eine äußerst sexistische Bemerkung gehalten. »Vielen Dank, aber wenn schon, dann wäre ich selbst Diplomatin geworden«, hatte sie entgegnet, als Ellen ihr eines Tages davon erzählt hatte.
»Komm, wir helfen deiner Mutter.« Phillipa fasste Ellen am Arm.
»Das ist lieb von dir, Pip.« Annes blauviolette Augen ruhten unverwandt auf Patrick.
»Oh, Liebling, er ist einfach süß!«, sagte Phillipa, kaum dass sie Annes makellose Küche betreten hatten. »Er ist bestimmt einer dieser starken, schweigsamen Typen, nicht wahr? Ich kann ihn direkt vor mir sehen, wie er mit seiner Ausrüstung auf einem Berggipfel steht und in die Sonne blinzelt.«
»Nein, nein.« Ellen schüttelte den Kopf (obwohl sie selbst sich Patrick auch genau so vorstellte). »So ist er keineswegs. Er kann sehr gesprächig sein. Und er arbeitet eher am Boden.«
»Ach ja, jung und verliebt müsste man sein«, seufzte Phillipa wehmütig. »Ich war schrecklich gern verliebt. Ich habe dann immer so viel abgenommen.«
»Ich weiß noch, wie du in dieser Küche gesessen und zu Julia und mir gesagt hast: ›Ach ja, jung und verliebt müsste man sein.‹Wir waren siebzehn damals«, sagte Ellen. Sie dachte kurz nach. »Und das heißt, du warst nicht viel älter als ich heute.«
»Apropos Julia«, sagte ihre Mutter, die nie irgendjemandes Hilfe brauchte. Sie legte gerade letzte Hand an das sorgsam auf riesengroßen, rechteckigen, weißen Tellern angerichtete Essen, das mit Sicherheit himmlisch abgeschmeckt war, aber nicht satt machen würde. Patrick würde auf dem Heimweg vermutlich vorschlagen, dass sie eine Pizza mit nach Hause nahmen, und Phillipa würde nach dem Brotkorb greifen. »Ich habe Julias Mutter letzten Samstag beim Yoga getroffen. Sie hat erzählt, dein neuer Freund habe eine Stalkerin.«
»Erstaunlich, wie schnell sich so etwas herumspricht«, bemerkte Ellen. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie hätte den abgeschlossenen kleinen Kosmos ihrer Privatschulzeit, als die Mütter all ihrer Freundinnen in denselben Ausschüssen tätig waren, nie verlassen.
»Eine Stalkerin?« Phillipas Augen quollen fast aus den Höhlen. »Wie aufregend!«
»O ja, Pip, das wird schrecklich aufregend sein, wenn man meine Tochter tot im Straßengraben finden wird«, sagte Anne von dem begehbaren Vorratsschrank aus.
Phillipa ignorierte sie. »Wer ist sie? Eine ehemalige Geliebte? Eine Frau, die er verschmäht hat? Oder nur irgendeine mordlüsterne Irre, die ihn auf sich aufmerksam machen will?«
Anne trat aus der Vorratskammer und knallte die Flasche Vinaigrette heftiger, als nötig gewesen wäre, auf die Arbeitsplatte. »Ist diese Person jemals gewalttätig geworden? Hat Patrick sie angezeigt?«
»Sie ist eine frühere Freundin von ihm, die mit der Vergangenheit noch nicht ganz abgeschlossen hat«, antwortete Ellen. »Es besteht überhaupt kein Grund zur Sorge.«
Wie ihre Mutter wohl reagieren würde, wenn sie wüsste, dass Saskia ihnen auch an diesem Abend gefolgt war, oder wenn sie wüsste, wie enttäuscht Ellen war, als sie sie an der Ampel abgehängt hatten.
»Versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst«, bat Anne. »Du siehst immer nur das Gute in den Menschen, Ellen. Das ist zwar äußerst liebenswert, aber auch naiv.«
Ellen lächelte ihr zu. »Diesen liebenswerten Zug muss ich von meinem Vater haben.«
Anne erwiderte ihr Lächeln nicht. »Von mir ganz sicher nicht.«
»Das glaube ich auch«, sagte Phillipa heftig kichernd.
Ich konnte mich nicht entschließen, wo ich auf sie warten sollte.
Bei Patrick oder bei ihr. Es würde davon abhängen, wo sie Jack an diesem Abend untergebracht hatten. Meistens kommt Patricks Mutter zu ihnen nach Hause, um dort auf Jack aufzupassen, aber manchmal bringt Patrick ihn auch zu ihr. Wahrscheinlich schläft er dann im Hinterzimmer. Das ist Maureen gegenüber nicht besonders
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