Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
Vom Netzwerk:
Stolz der Grund dafür war. Es musste noch irgendetwas anderes dahinterstecken, aber sie drang nicht weiter in ihn. Nach allem, was sie darüber gelesen hatte, bot eine einstweilige Verfügung ohnehin keinen Schutz vor einem hartnäckigen Stalker.
    Zu guter Letzt beschloss Patrick, doch ins Büro zu fahren, weil die Warmwasseranlage einen Tag nach ihrer Rückkehr aus Noosa unerwartet den Geist aufgegeben hatte und ein kräftiger Installateur kommen und sie reparieren würde. Ellen war also nicht allein im Haus. Der kräftige Installateur war ein Freund von Patrick, und er versprach, in Hörweite zu bleiben, falls Saskia auftauchen sollte. Aber was, wenn Saskia plötzlich eine Pistole mit Schalldämpfer ziehen und auf sie schießen würde? Oder wenn sie ihr eine Injektionsnadel in den Arm jagen und damit eine Lähmung auslösen würde? Ellen hatte zu viele Horrorfilme gesehen, als dass sie glaubte, ein Installateur, selbst der kräftigste, sei imstande, sie vor einer Psychopathin zu beschützen.
    Als Saskias Termin näher rückte, setzte sich Ellen an ihren Schreibtisch und gab sich ganz gelassen. Sie versuchte, Papierkram zu erledigen, aber ihr Herz klopfte so heftig, dass sie sich nicht konzentrieren konnte.
    Sie wird nicht kommen, dachte sie.
    Aber sie glaubte es selbst nicht. Ellen hatte Saskia bei ihrem letzten Besuch ein Buch über Hypnose zur Schmerztherapie geliehen, und sie waren sich einig gewesen, dass sie es nicht leidenkonnten, wenn verliehene Bücher nicht zurückgegeben wurden. »Keine Angst«, hatte Saskia gesagt. »Sie kriegen es ganz bestimmt zurück.«
    Die Minuten verstrichen, aber die Türklingel blieb stumm. War sie enttäuscht oder erleichtert? Sowohl das eine wie das andere, glaubte Ellen sich einreden zu können.
    Zwanzig nach elf klingelte das Telefon. Ellen riss den Hörer an sich.
    »Ellen O’Farrell, Praxis für Hypnotherapie, was kann ich für Sie tun?« Ihre Stimme bebte kaum wahrnehmbar.
    Schweigen. Ellen meinte im Hintergrund den gedämpften Lärm einer verkehrsreichen Straße zu hören.
    »Hallo?«, rief sie in den Hörer.
    Nichts. Sie presste den Hörer fest ans Ohr. Ja, das war eindeutig Verkehrslärm. Jemand hupte.
    »Saskia?«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Ich war auf dem Weg zu meinem Termin bei Ellen, als ich eine Panne hatte. Mein Auto blieb auf der mittleren Spur der Schnellstraße liegen. Alle hupten wütend, immer wieder, so als könnten sie mich damit überzeugen, mein Auto endlich wieder in Gang zu bringen.
    Ich sprang hinaus und brüllte: »WAS SOLL ICH DENN EURER MEINUNG NACH MACHEN? GLAUBT IHR, ICH MACH DAS ABSICHTLICH?«
    Die Autofahrer haben mich über den Verkehrslärm hinweg bestimmt nicht hören können. Sie werden nur gesehen haben, wie sich mein Mund aufgebracht und stumm bewegte und ich wie wild mit den Armen gestikulierte. »So eine Irre«, werden sie vor sich hin gemurmelt haben.
    Stimmt genau.
    Während ich auf den Pannendienst wartete, beschloss ich, Ellen anzurufen und ihr zu sagen, dass ich es nicht schaffen würde biself Uhr. So etwas gehört sich einfach. Bei jedem anderen Termin hätte ich das auch gemacht. Wäre ich noch Deborah, hätte ich sie schließlich auch angerufen.
    Ich hatte mich so darauf gefreut, meinen Termin bei ihr wahrzunehmen, so als ob nichts geschehen wäre. Ich war gespannt auf ihre Reaktion. Würde sie mich überhaupt ins Haus lassen? Oder mir die Tür vor der Nase zuknallen? Nein, wahrscheinlich nicht, ich glaube, Türenknallen liegt ihrem sanften, spirituellen Wesen nicht. Ich rechnete damit, Patrick anzutreffen, war mir sicher, dass er auf mich wartete, bereit, die Polizei zu rufen, bereit, die einstweilige Verfügung zu erwirken, mit der er mir so oft gedroht hat, bereit, seine kostbare, hübsche, schwangere Verlobte zu beschützen.
    Für den Fall, dass Patrick nicht da gewesen wäre und Ellen mich hereingelassen hätte, hätte ich ihren Ring bewundert, sie gefragt, wann das Baby komme und ob sie eine große Hochzeit plane. Ich hätte sie gefragt, ob sie etwas dagegen habe, wenn ich auch Weiß trüge oder ob das unangebracht sei, und ich hätte sie gefragt, ob ich vielleicht gar nicht auf der Gästeliste stehe? Wie originell. Ich hätte sie gefragt, ob Patrick immer noch auf Sex unter der Dusche und sonntagmorgendliche Blowjobs stehe. Ich hätte zu gern gesehen, wie ihr heiter gelassener Gesichtsausdruck zersplitterte wie Glas.
    Vielleicht hätte ich Patrick auch mit keinem Wort erwähnt. Ich hätte weiter Deborah

Weitere Kostenlose Bücher