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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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die Farbe einfach scheußlich. Tja, also, haben Sie … Ich meine, könnten Sie mich vielleicht noch zwischenreinschieben?«
    »Aber sicher«, entgegnete Ellen freundlich.
    Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen ihres heimlichen Grolls. Sie trat zur Seite, bat Rosie herein und stellte den Kerzenhalter unauffällig an seinen Platz zurück.
    »Sie werden sich vermutlich fragen, warum ich trotzdem geheiratet habe«, sagte Rosie, als sie in dem grünen Relaxsessel Platz genommen hatte.
    »Hier.« Ellen hielt ihr ein Papiertaschentuch hin, damit Rosie endlich ihre Zigarettenkippe loswurde.
    »Aus dem dümmsten aller Gründe«, fuhr Rosie fort. »Sie werden schockiert sein.«
    »Ganz bestimmt nicht.« Aber möglich war es durchaus.
    »Nach unserer letzten Sitzung war ich entschlossen, die Hochzeit abzublasen. Ich wusste, dass das einen gewaltigen Wirbel verursachen würde. Die Einladungen waren alle schon rausgegangen. Sogar der Premierminister stand auf der Gästeliste. Er hielt sich gerade in Japan oder so auf, aber, na ja … Und meine Mutter hatte zwanzig Kilo abgenommen und sich das teuerste Kleid gekauft, das sie je besessen hatte, und mein Vater hatte tagelang an dieser grässlichen Rede gefeilt, und meine Freunde waren alle furchtbar neidisch, was natürlich kein Grund ist, jemanden zu heiraten, aber alle haben so getan, als würde ich nach oben heiraten, was ja auch der Fall war, aber das war nicht der Grund. Nein, der Grund war etwas anderes, etwas, das passierte, nachdem ich von hier fortgegangen war.«
    »Und was war das?«, fragte Ellen.
    »Ich beschloss, einen kleinen Strandspaziergang zu machen«, sagte Rosie. Zeige- und Mittelfinger zu einem V geformt, tippte sie sich an die Lippen, wie es ein Raucher macht, der das Verlangen nach einer Zigarette verspürt. »Ich wollte einen klaren Kopf bekommen, überlegen, wie ich es Ian beibringen sollte. Und da sah ich dieses Pärchen im Sand sitzen. Die zwei haben sich geküsst, richtig geküsst, so wie man es am Anfang einer Beziehung macht, wissen Sie, was ich meine?«
    »Ja, sehr gut.« Ellen erinnerte sich an jenen Kuss draußen vor dem Museum.
    »Und ich dachte, oh, wie süß, aber als ich näher kam, sah ich, dass das Joe war, mein Exfreund. Wir haben uns vor einem Jahr getrennt. Ich dachte, ich sei darüber hinweg. Ich dachte, das lasse mich alles völlig kalt. Aber die Art, wie er dieses Mädchen küsste, so als hätte er nie zuvor eine solche Leidenschaft empfunden – das brachte mich schier um!«
    »Ich verstehe«, sagte Ellen.
    »Und ich dachte, nein, unmöglich, ich kann die Hochzeit nicht absagen«, fuhr Rosie fort. »Wir hatten unsere Flitterwochen in diesem teuren Ferienort in Malaysia gebucht, wo mein Exfreund und ich immer schon hinwollten, wir konnten es uns aber nie leisten. Ich wollte, dass mein Exfreund von meiner Hochzeitsreise dorthin erfuhr. Ich wollte, dass er sich vorstellte, wie ich mit einem anderen Mann dort war. Ich wollte, dass ihm dieser selige Gesichtsausdruck verging. Geld war immer schon ein Thema für ihn gewesen, reichen Leuten gegenüber hatte er irgendwie Minderwertigkeitskomplexe, und wir hatten gemeinsame Freunde, ich wusste, sie würden ihm von meiner Hochzeit erzählen, und da – ich weiß auch nicht, es war, als hätte ich den Verstand verloren. Also habe ich meine Hochzeit nicht abgesagt, ich habe mir eingeredet, dass ich Ian liebe. Natürlich liebte ich ihn, wie hätte es auch anders sein können? Ich redete mir ein, die Sitzung bei Ihnen habe mich ganz konfus gemacht. Ehrlich gesagt gab ich Ihnen die Schuld daran. Also heiratete ich, und alles war wunderbar, aber wissen Sie was?«
    »Was?«, fragte Ellen.
    »Erstens war das Hotel in Malaysia gar nicht so besonders, es war sogar ziemlich mies, zweitens mussten wir unsere Flitterwochen vorzeitig abbrechen wegen irgendeines Firmenzusammenschlusses oder eines Coups oder was weiß ich, und drittens: Was meinen Sie, was ich heute Morgen erfahren habe? Mein Ex war nur einige Wochen mit diesem Mädchen zusammen. Er ist jetzt wieder zu haben. Dabei ist mir das im Grunde völlig schnuppe.Ich wollte ihn ja gar nicht zurückhaben. Ich hätte es nur nicht ertragen können, dass er sein Glück bei einer anderen gefunden hätte und dann erführe, dass ich wieder allein sei. Ist das nicht das Jämmerlichste, was Sie je in Ihrem Leben gehört haben?«
    »Nein, keineswegs«, erwiderte Ellen. »Wir alle lassen uns von den seltsamsten Beweggründen leiten.«
    Schweigen trat ein. Rosie

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