Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
rutschte unruhig hin und her. Plötzlich sagte sie: »Sie sind ja verlobt!« Sie zeigte auf Ellens Ring, und Ellen wurde bewusst, dass sie die Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte, weil sie in einem fort daran herumspielte. Das war schnell zur Gewohnheit geworden. »Meinen Glückwunsch! Ich wette, Sie lieben ihn. Ich wette, Sie lieben ihn so, wie es sich gehört.«
»Na ja.« Ellen lächelte verlegen. Sie wollte nicht selbstgefällig klingen.
»Wie auch immer. Jedenfalls möchte Ian so schnell wie möglich ein Kind«, sagte Rosie.
»Und deshalb wollen Sie sich ein für alle Mal das Rauchen abgewöhnen«, ergänzte Ellen.
»Nein.« Rosie schüttelte den Kopf. »Ich möchte, dass Sie mich hypnotisieren, damit ich mich in ihn verliebe. Ich meine, Liebe ist nichts weiter als ein Gemütszustand, oder? Ich will kein Kind von einem Mann, den ich nicht liebe. Sie können das doch, nicht? Mich glauben machen, dass ich ihn liebe? Damit ich nicht den schlimmsten Fehler meines Lebens gemacht habe?«
13
»Die Beziehung zum Vater prägt alle künftigen Beziehungen zu Männern. Einem Mädchen, das ohne Vater aufwächst, fehlt das Rollenvorbild. Vaterlose Töchter neigen eher dazu, ihre Partner häufig zu wechseln.« Wirklich FANTASTISCH, vielen Dank, Mum, ich werde später mal eine Schlampe sein!!!!!!!!
E INTRAG IN E LLEN O’F ARRELLS T AGEBUCH, DATIERT EINE W OCHE VOR IHREM FÜNFZEHNTEN G EBURTSTAG
Anne war nervös.
Mit einem Schlag war es Ellen klar. Seit sie das Restaurant betreten hatten, in dem sie sich zum Mittagessen trafen, hatte sie ihre Mutter beobachtet. Irgendetwas an ihr war anders als sonst. Jeder andere hätte gesagt, Anne sei völlig gelassen und entspannt, während sie mit ihrer Tochter über die Schwangerschaft plauderte, mit Ellens Patentanten gut gelaunt über die Auswahl des Weins diskutierte und den Kellner über die Tagesgerichte ausfragte. Und doch war ihr Rücken unnatürlich gerade (selbst für eine glühende Verfechterin einer aufrechten Körperhaltung), ihr Kinn eine Spur zu gereckt, ihre Schultern zu straff.
Annes wunderschöne Augen schweiften immer wieder über Ellen. Diese war es gewohnt, dass ihre Mutter sie mit ihren Blicken einem Gesundheitscheck unterzog: Sie prüfte ihre Gesichtsfarbe, ihr Gewicht, das Weiße ihrer Augen. Ellen hatte immer das Gefühl gehabt, dass Anne ihr zur Begrüßung lieber ein Blutdruckmessgerät umgeschnallt und ihr ein Thermometer in den Mund geschoben hätte, als sie zu umarmen. Aber es war noch etwas anderes.
Ellen wandte ihre Aufmerksamkeit ihren beiden Patentanten zu. Phillipa wirkte aufgeregt, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen, so als sei sie gekommen, um sich eine etwas gewagte Show anzusehen. Melanie kam ihr zunächst so wie immer vor, doch dann fiel ihr auf, wie ihre Blicke immer wieder zu Anne hinüberhuschten, so als wartete sie auf etwas. Ellen erinnerte sich an Mels Anruf einige Wochen zuvor. Anne tue so geheimnisvoll, hatte sie gemeint. Ellen hatte angesichts der einschneidenden Veränderungen in ihrem eigenen Leben gar nicht mehr daran gedacht.
Als der Kellner ihre Bestellungen aufgenommen hatte und gegangen war, sagte Ellen: »Also gut, was ist los?«
Anne griff sich an ihren Hals, und jetzt erst bemerkte Ellen die wunderschöne, allem Anschein nach sehr teure Halskette, die sie noch nie gesehen hatte. Und noch etwas fiel ihr auf: Die Haut an Annes Hals schien älter und welker zu sein als der Rest, wie zerknitterte Seide sah sie aus. Ellen hätte am liebsten die Hand ausgestreckt, um sie zu glätten.
»Wo hast du denn die Halskette her?«, fragte Ellen.
»Vor der kann man wirklich nichts geheim halten«, sagte Phillipa stolz. »So war sie schon immer. Wisst ihr noch, als wir ihr damals einreden wollten, dass …«
»Pip!«, sagte Melanie mahnend. »Es geht jetzt um Anne und Ellen.«
»Genau! Vollkommen richtig! Wieso sind wir eigentlich mitgekommen? Sollen wir euch zwei lieber allein lassen?«
Anne seufzte. »Wir drei haben Ellen gemeinsam erzogen. Deshalb wollte ich euch beide dabeihaben. Ihr beide wart wie Mütter für sie. Wir vier sind eine Familie. Wir sind eine Familie, und das hier … ist eine Familienangelegenheit.«
Ellen hatte das Gefühl, man ziehe ihr den Boden unter den Füßen weg. So redete ihre Mutter nie. »Es ist Krebs, nicht wahr?«, flüsterte sie tief betroffen.
»Es ist eine gute Nachricht.« Anne lächelte. Plötzlich strahlte sie übers ganze Gesicht. »Ich wollte es dir neulich abends
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