Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
natürlich heiraten, bevor das Kind zur Welt kommt, nicht wahr?«
Patricks Vater nahm Ellen in seine Arme und drückte sie fest.Der Duft seines Rasierwassers erinnerte sie so stark an ihren Großvater, dass sie sich beherrschen musste, um sich nicht an ihn zu klammern und ihr Gesicht in seinem Hemd zu vergraben. Simon, Patricks Bruder, schenkte Ellen Blumen und lud die frisch Verlobten zur Feier des Tages zu sich ein, wo er ein hervorragendes Essen für sie kochte (er war ein viel besserer Koch als Patrick). Er frotzelte Ellen wie ein Bruder seine Schwester, und sie liebte das.
Sie hatte sich Sorgen gemacht, wie Jack wohl auf die Nachricht, dass sie seine Stiefmutter wurde, reagieren würde, zumal wenn er erfuhr, dass ein Geschwisterchen unterwegs war. Aber Jack nahm die Neuigkeit sehr gelassen auf. »Hoffentlich ist es ein Junge«, sagte er. »Ich könnte ihm ein paar Sachen beibringen. Wie man Auto fährt zum Beispiel. Oder ein Flugzeug fliegt.« Und nach einer Pause, mit einem schrägen Seitenblick auf Ellen: »Oder wie man mit einem Gewehr umgeht.«
»Wie man mit einem Gewehr umgeht?« Ellen setzte die erschrockenste Miene auf, deren sie fähig war.
»Haha, war nur ein Hirnschocker«, grinste Jack fröhlich. Das war sein neuester Lieblingsspruch.
Auch die logistischen Herausforderungen lösten sie bravourös. Sie würden sehr gern zu Ellen ziehen, meinten sowohl Patrick als auch Jack.
»Das heißt, wenn du uns haben willst«, sagte Patrick. »Wir werden unser Haus behalten und vermieten. Wir werden Immobilienkönige werden!«
»Au ja, dann kann ich jeden Tag an den Strand gehen, mein ganzes Leben lang!«, rief Jack. »Sogar wenn es regnet! Sogar wenn es hagelt! Nee, lieber nicht. War nur ein Hirnschocker!«
Jack würde die Schule nicht wechseln müssen. Die zwanzigminütige Fahrt dorthin war kein Problem, weil Patricks Büro in der gleichen Richtung lag.
Ellen war Teil einer neuen Familie. Ihr ganzes Leben würde sich grundlegend verändern. Sie schlenderte durch ihr Haus, drehte dabei unentwegt ihren Verlobungsring am Finger hin und herund stellte sich vor, wie sich die Räume mit neuen Menschen und neuen Sachen füllen würden. Ein Zimmer für Jack. Ein Zimmer für das Baby. Sie würde zwei Kinder haben. Informationsbriefe von Jacks Schule würden am Kühlschrank kleben. Patricks Sammlung von Drucken alter Vermessungsinstrumente würde an irgendeiner Wand Platz finden müssen. Ein Kinderbettchen, ein Wickeltisch, eine Babybadewanne würden bald zur Einrichtung gehören. Jacks Rad würde vor dem Haus im Gras liegen. Das Auto würde einen Kindersitz haben, im Flur würden ein Kinderwagen stehen und eine Schultasche herumliegen.
Es war faszinierend.
Und absolut beängstigend.
Deborah Vandenberg war für Freitag um elf Uhr eingetragen.
»Sie kommt bestimmt nicht«, sagte Ellen. »Jetzt, wo sie weiß, dass ich weiß, wer sie in Wirklichkeit ist.« Obwohl Saskia gesagt hatte: »Wir sehen uns dann Freitag, Ellen.«
»Ich werde mir den Tag freinehmen«, sagte Patrick. »Ich will nicht, dass du mit ihr allein bist.«
»Sie wird nicht kommen. Und wenn doch, wird sie mir sicher nichts tun. Sie ist niemals gewalttätig geworden.«
Ellen wollte Patrick nicht im Haus haben. Falls Saskia tatsächlich auftauchte, wollte sie mit ihr reden, und zwar von Frau zu Frau. »Warum tun Sie das?«, würde sie sie fragen. »Erklären Sie es mir, ich möchte es gern verstehen.«
Sie würde natürlich nicht länger Ellens Patientin sein können, aber Ellen könnte sie an jemanden überweisen, der ihr helfen würde, sowohl mit ihrem physischen als auch mit ihrem psychischen Problem. Sie würde freundlich, aber bestimmt sein und diesem Unsinn ein für alle Mal ein Ende bereiten.
Ein Teil von ihr registrierte sehr wohl die Absurdität ihres Gedankengangs. Glaubte sie wirklich, Saskia würde bereitwillig das Feld räumen, wenn sie nur sähe, wie unglaublich nett und verständnisvoll Ellen war?
»Das ist mein Problem, nicht deins«, hielt Patrick ihr entgegen. »Du bist schwanger, Stress schadet dem Baby.«
»Sie wird nicht kommen«, beharrte Ellen. »Ich bin sicher, dass sie nicht kommen wird.«
»Ich muss unbedingt eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirken«, sagte er.
Seit ihrer Rückkehr aus Noosa hatte er zwar immer wieder davon gesprochen, aber aus Gründen, die Ellen nicht ganz klar waren, bisher nicht die Zeit gefunden, die Angelegenheit tatsächlich in Angriff zu nehmen. Sie war sicher, dass nicht nur sein
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