Alles außer Mikado: Leben trotz Parkinson (German Edition)
ist gut an Gott glauben. So könnte man argumentieren.
Der »Satanas«, der Miesmacher, Quertreiber und Menschenverächter hat diese Schwachstelle im System Hiob entdeckt und meldet sich bei Gott zur Audienz. Er mischt sich unter den Hofstaat Gottes. So heißt es jedenfalls in der Hiobsgeschichte. Gott fragt Satan, ob er den rechtschaffenen Hiob schon kennengelernt hat. Darauf der Teufel zu Gott: »Meinst du, Hiob dient dir umsonst? Der ist nur fromm, weil die Kasse stimmt. Wetten, dass er dir abschwört, wenn die Firma pleitegeht?« Welch eine gehässige Frage!
Wenn diese Geschichte historisch authentisch verstanden werden sollte, dann könnte sie mich auch treffen. Das würde sich dann heute so anhören:
Da mischt sich Satanas unter die himmlische Entourage Gottes und beginnt zu stänkern: »Ich bin durch Hessen gezogen und hab mich mal unter den Frommen umgeschaut!« Darauf Gott: »Hast du Jürgen aus Marburg getroffen? Der ist ein feiner Kerl, an dem habe ich meine Freude!« Darauf Satanas: »Wie? Der Mette? Der ist doch nur so fromm, weil er bei diesem Job sein Ego pflegen kann, der lebt doch nur vom Applaus! Diesen Schönschwätzer sollten wir mal testen!«
Statt mich in Schutz zu nehmen, erlaubt Gott diesem Hetzer, mir alles zu nehmen: meine Kinder und Enkelkinder, meinen Job und meine Berufung, mein bescheidenes mobiles und immobiles Vermögen! »Wie wäre es mal mit einem Parkinsontest? Lassen wir den Strahlemann doch mal zittern. Auf der Kanzel, da wo er immer zur Hochform aufläuft. Das übersteht er bestimmt nicht! Vielleicht packen wir ihm noch ein Magen- und Darmleiden drauf. Mal sehen, ob er dann noch an Gott glaubt.«
Herr, Gott, was machst du mit mir? Warum bist du so barbarisch, so gemein? Warum überlässt du Satan das Spiel mit meinem Leben? Du hast mich doch so reich beschenkt. Seit ich denken kann, liebe ich dich! Warum spielst du so mit mir?
Zurück zum richtigen Hiob. Gott lässt es drauf ankommen. Satan bekommt die Erlaubnis, Hiobs Glauben auf Echtheit zu testen. Und Gott geht mit dieser Wette ein hohes Risiko ein. Hiob könnte in dieser Leidensschule schlappmachen. Aber Gott trägt das Risiko.
Und dann schlägt Satan zu. Es kommt alles zusammen, was zu einer Katastrophe gehört. Hiobsbotschaften in Serie! Die Viehherden werden geklaut, die Gutshöfe brennen, die Agrartechniker und Tierzüchter werden umgebracht. Und nicht nur das: Seine sieben Söhne und drei Töchter kommen auf furchtbare Weise ums Leben.
Hiob verliert an einem Tag alles, was sein Leben bisher ausgemacht hat. Wie kriegt man im richtigen Leben solch eine Katastrophenserie in 24 Stunden unter die Füße? Satan durfte sich austoben, und er hat ganze Arbeit geleistet.
Hiob steht auf, zerreißt seine Kleider, schert seine Haare und fällt auf die Knie. Und sagt: »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt« (Hiob 1,21) . Nicht zu fassen! Er gibt Gott alles wieder zurück? Kein Vorwurf, keine Klage: »Der Name des Herrn sei gelobt!« Es fällt so schwer, das nachzuvollziehen. Da werden mehr Zweifel als Glauben geweckt. Aber dieses Bekenntnis habe ich selbst zunächst widerwillig, aber dann doch mühsam zustimmend mir zu eigen gemacht. Ich »besitze« keinen Besitz, ich »habe« keine Kinder, meine Frau »gehört« mir nicht. Ich gehöre noch nicht mal mir selbst. Gott hat uns unsere Kinder zur Obhut und Prägung anvertraut. Er kann sie uns auch wieder entziehen, so furchtbar der Gedanke auch sein mag. Wer in dieses Hiobbekenntnis einstimmt, muss sich auf den Ernstfall einstellen. Aber in dieser Absage an meine Besitzverhältnisse liegt ja auch eine enorme Befreiung. Gott selbst trägt die letzte Verantwortung für meinen Leib, mein Leben, für meine Lieben und für unsere wirtschaftliche Sicherheit.
Hiob hat die Glaubensprobe bestanden, Gott hat die Wette gewonnen und Satan hat verloren. Aber das ist noch nicht genug. Der Gegenspieler Gottes darf noch mal ran, an den schon arg geschundenen Hiob. Jetzt geht es ihm ans eigene Fleisch. Ein schrecklicher dermatologischer Befund lässt ihm die Haut von den Sehnen fallen. Vom Kopf bis zur Sohle ist er mit eiternden Ekzemen bedeckt. Da er kein Textil mehr auf dem Leib erträgt, bleibt ihm nur noch das nackte Hocken im Dreck. Nackt ist er aus seiner Mutter Schoß gekrochen, nackt wird er diesen Planeten verlassen. Mit einer Tonscherbe schabt er sich die letzten Hautfetzen vom Leibe.
Ich kann ein solches Elend, vor Schmerzen nicht aus
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