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Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Titel: Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Götting
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bei Amerikanern, die wegen ihrer Thrombose-Paranoia ein Flugzeug anscheinend auch nur in Trainingshosen und klobigen Turnschuhen besteigen können.
    Vor dem Restaurant ist ein riesiger Langnese-Aufsteller mit den Bildchen von gut drei Dutzend verschiedenen Eissorten aufgebaut. Ein zweiter wirbt für die Highlights der Tageskarte, ein dritter trägt weithin sichtbar das Warsteiner-Logo. Auf der dazugehörigen Tafel steht: »Ab jetz auch frische Lowenbrau von Fas«. Lena erzählt von unserer endlosen Anreise, und wie es ihren Eltern so geht. Dankenswerterweise verschweigt sie den kleinen Unfall. Wahrscheinlich ist Ercole eh schon im Bilde.
    Eine großgewachsene Frau mit langen blonden Haaren und überraschend blasser Haut steht im Eingang des Restaurants. »Ercolääää!«, brüllt sie, als würde sie einen schwer erziehbaren Köter anpfeifen. »Vieni! Subito!«
    Ercole zuckt zusammen. »Oha. Die Chefin!«, entschuldigt er sich. »Sehen wir uns heute Abend.« So wie er jetzt mit eingezogenem Kopf wegdackelt, macht es wohl auch keinen Sinn mehr, ihn zu fragen, ob er uns nicht noch schnell unsere Tüten zum Wohnwagen fahren kann. Wenn er schon als Einziger hier sein Auto benutzen darf.
    »Meinst du, beim Abendessen könnten wir uns an einen Zweiertisch setzen«, frage ich, während Lena mit dem Schlüssel unser Wohnwagenschloss bekämpft. Den Nachmittag haben wir statt im Meer im Kreise fideler Rentner verbracht, die mit Wonne Lenas Einladung zum Melonen-Essen angenommen hatten. Wir saßen da wie zwischen Onkel und Tanten, und Lena hat es genossen.
    »Stell dich doch nicht so an. Erstens kenne ich die alle schon ewig. Und zweitens haben sie dir gestern erst den Arsch gerettet.«
    Vermutlich nicht zum letzten Mal.
    Lena hat sich ein schlabbriges langes T-Shirt übergeworfen, bei dem ich nicht sicher bin, ob es nicht in Wahrheit ein sehr kurzes Kleid ist. Sie schaut amüsiert an mir herunter. Das frisch frisierte Haar, mein azurblaues Hemd mit dem gestärkten Kragen und die Schuhe mit Ledersohle. »Hast du dich für mich so schick gemacht? Ich fürchte, du bist ein bisschen overdressed für Ercole.«
    Ich finde, Restaurant ist Restaurant. Auch auf dem Campingplatz. Es ist eine Frage des Respekts. Diese Haltung gerät allerdings ins Wanken, als wir durch den Matsch auf der Wiese vor Ercoles Terrasse stapfen. Der Rasensprenger läuft Amok, er spritzt rotierend und unkontrollierbar in alle Richtungen. Auch die Steinplatten auf dem triefend nassen Rasen helfen da nur wenig.
    Und in der Tat – ich bin der einzige Gast, der ein langärmeliges Hemd trägt.
    Aus den Lautsprechern empfängt uns der schmachtende Gesang von Al Bano & Romina Power. »Felicità è un bicchiere di vino / con un panino – la felicità.« Vertraute Klänge und gleichzeitig ein Versprechen: Ein Gläschen Wein? Na klar. Nur würde ich dem panino einen gegrillten Fisch vorziehen. Dann wäre auch ich glücklich.
    Auf der Terrasse steht eine unzählbare Menge an Alu-Bistrotischen und den passenden Stühlen dicht an dicht beisammen. Ein Mobiliar, das ich seit den frühen Neunzigern nicht mehr in einem Lokal gesehen habe. Innen eine gut zwanzig Meter lange Glastheke, wie ich sie von der dampfenden Kantine in unserem Verlagshaus kenne. In der Hochsaison, wenn der Campingplatz so voll ist, dass Neuankömmlinge ohne Reservierung schon mal vor der Einfahrt campieren müssen, stellen sie hier mittags auf Selbstbedienung um. Dann, versichert Lena, brummt der Laden wie ein ganzer Hummelstaat.
    Von der Decke bescheinen Neonröhren das Restaurant, das auf diese Weise den Charme einer tschechischen Schraubenfabrik ausstrahlt. Der Fliesenboden erinnert mich an das kommunale Schwimmbad in der Kleinstadt, aus der ich stamme.
    »Sag mal, kann es sein, dass ich die Zeitschleuse übersehen habe, durch die wir gerade gegangen sind?«
    »Was denn?«, faucht Lena.
    »Ich meine, dieses, äh, Retro-Ambiente hier.«
    »So sieht es hier schon immer aus. Und das wird sich hoffentlich auch nie ändern.«
    An der Wand hängen Werbefotos von den Tremiti-Inseln, die hier in der Nähe am Vormittag von Tagesausflüglern heimgesucht werden. Mir war schon im Supermarkt ein Prospekt in die Hände gefallen. Hochglanz. Die Bilder hier sind schon sanft verblasst und stammen wohl aus einer Zeit, als Lenas Geschwister in Sepiana das Laufen lernten.
    An der Kasse sitzt gelangweilt die blasse Blondine, vor der Ercole heute Nachmittag so zusammengezuckt ist. Die Frau heißt Tanja und ist Ercoles

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