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Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition)

Titel: Alles Azzurro: Unter deutschen Campern in Italien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Götting
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oder ins Meer. Letzteres fällt erst mal flach. Und Kaffee hatte ich jetzt auch genug.
    Lena ist ein kleines bisschen angeschickert, als sie zurückkommt. Der Tag muss ein Traum gewesen sein. Das Maximal-Idyll. Fabio hat Tramezzini mitgebracht, von seiner Mamma belegt, und von Wein, sagt Lena, versteht er auch echt was.
    »Hey, und wir haben Yachten gesehen, meine Herren!«
    Sie schwärmt von den Buchten und giftet ganz sachte, dass sie wegen ihrer Stirn ja leider nicht kopfüber ins Wasser springen konnte. Und in den Grotten muss es auch ganz phantastisch gewesen sein.
    »Dann lass uns doch mal so eine Grotten-Tour machen«, sage ich, »kann man oben an der Rezeption buchen.«
    »Na klar«, sagt Lena, sie schaut mich abschätzig an, als hätte ich ihr vorgeschlagen, den nächsten Urlaub am Ballermann zu verbringen. »Und dann sitzen wir da in einem Boot zwischen hundert schwitzenden Touris, oder was?«
    Ihr Blick fällt auf den Camping-Katalog auf dem Tisch. »Was willst du denn damit?«
    »Hab ich mir von Willi ausgeliehen.«
    »O nein, bitte nicht!«
    Jetzt muss man wissen, dass ich in Dinge, die mich frisch begeistern, gerne mal einen Haufen von dem Geld investiere, das wir überhaupt nicht haben. Vor ein paar Jahren habe ich als Reporter die Tour de France begleitet. Danach brauchte ich unbedingt ein neues Fahrrad. Die Klamotten natürlich auch. Hätte ohne gar nicht weiterleben können. Erst bei den Klickpedalen und dem Sturzhelm sagte Lena, ich würde mich lächerlich machen.
    Und als ich wenig später einen Golfkurs gemacht habe, hatte Lena schon schlimmste Befürchtungen, bevor ich überhaupt losgefahren war. Jedenfalls habe ich mit sehr viel Mühe und auch ein wenig Schummelei die Platzreifeprüfung bestanden. Kurz darauf erstand ich eine umfangreiche Ausrüstung mit einem beeindruckenden Schlägersortiment. Lena sah mich an und sagte: »Reicht für diesen Scheiß nicht ein einzelner Schläger aus? So wie beim Tennis? Und wenn du jetzt auch noch so eine Karohose kaufst, dann verlasse ich dich.«
    Erst neulich bin ich wieder im Keller über die Golftasche gestolpert. Und man muss sagen: alles noch 1A in Schuss.
    Lena nimmt den Camping-Katalog und blättert ein paar Seiten. Sie sagt: »Ich finde es ja schön, wenn du dich mit dem Camping angefreundet hast. Aber bevor du irgendwas bestellst, will ich es wissen.«
    Ich erzähle ihr von den Platten, die ich gesehen habe: 50 mal 50 Zentimeter groß, und sie lassen sich noch einfacher zusammenstecken als Laminat. Von der gleichen Firma, die auch unser Vorzelt herstellt. »Dann hätten wir hier einen richtigen Schwingboden. Wir würden wie auf Wolken gehen, verstehst du? Dein Vater wird es lieben.«
    »Du hast einen Schaden.«
    Immerhin mag Lena die Idee, heute Abend mal beim Fischer essen zu gehen. Auch wenn sie befürchtet, dass wir keinen Platz kriegen. Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass wir schon einen Tisch reserviert haben.
    Wobei der Moment der Wahrheit jetzt gekommen ist. »Komm, lass uns duschen gehen«, sagt Lena. »Wir können ja auch mal zusammen duschen …«
    In Gedanken habe ich diesen Augenblick schon ein Dutzend Mal geistig durchgespielt im Laufe des Tages. Ich hatte ja auch genug Zeit. Im Prinzip sind solche Gespräche wie eine Partie Schach. Nur dass man halt statt der Züge Beschimpfungen, Flüche und Argumente vorauskalkulieren muss.
    »Einer sollte am Wohnwagen bleiben«, sage ich.
    »Wieso?«
    »Ähm, wir haben leider im Moment kein Türschloss am Wohnwagen.«
    »Hä?«
    Ich erzähle meine Geschichte zum fünften Mal heute. Sie wird immer kürzer. Nur noch das Wesentliche. Aufs Klo gemusst, Kaffeekanne auf dem Herd, Schlüssel umgedreht, Pech gehabt. »Aber der Ersatzschlüssel ist schon unterwegs. Schöne Grüße übrigens von deinem Vater.«
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Kann man dich nicht mal zwei Stunden alleine lassen?«
    »Du redest mit mir wie mit einem Fünfjährigen.«
    »Du benimmst dich ja auch wie ein Fünfjähriger.«
    »Es ist doch überhaupt nichts passiert. Ich habe einen Schlüssel abgebrochen. So what ? Um ehrlich zu sein, habe ich schon größeres Elend gesehen.«
    Lena untersucht die Tür. Da ist ein Loch. Ich habe sie bereits drauf hingewiesen. »Es geht ums Prinzip«, sagt sie.
    »Was ist denn das Prinzip?«
    »Dass du dich aufführst wie ein Vollarsch, den jeder nur auslacht.«
    »Ich kenne mindestens drei Leute, die das nicht tun. Und die passen heute auf unseren Wohnwagen auf.« Ich sage: »Selbst dein Vater

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