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Alles bestens

Alles bestens

Titel: Alles bestens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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andauernd so ein Aftershave-Lächeln und sagte: »Extrem« oder »Geil, Mann!«, und Saphir guckte wie ein Tiger durch die Blätter. Wahrscheinlich hatte er sich auf dem Klo grüne Lebensmittelfarbe in die Augen getropft oder fluoreszierende Kontaktlinsen angelegt, denn keine normale Iris kann plötzlich so funkeln. Der Dritte rauchte sich gerade zu Tode. Lässig an die Wand gelehnt, ein Bein angewinkelt, den Kopf nach unten geneigt, hundetraurige Blicke spendend, und alle Ponyliebhaberinnen fuhren auf so was ab. Leute, ich fasste es nicht! Er war die reinste Reinkarnation von James Dean, ihr wisst doch, dieser Irre, der immer mit nacktem Oberkörper und Fluppe herumlief und sich totgefahren hat. Auf den stand meine Oma-Hannover, falls das jemanden interessiert.
    Dieser Dreierpack war umringt von Schnecken jeder Art: Bauchspeckschnecken, Piercingschnecken, Nacktschnecken und welche mit Brille. Wahrscheinlich hatte er sich mit einem Sexuallockstoff den Bauch bepinselt. Pheromania Mega Mann , im 50 -ml-Vorratsflakon für nur 49 , 95 Euro. Ein oder zwei Sprühstöße auf Hals oder Handgelenk reichen, um einen Reiz im Gehirn auszulösen. Bei mir den gemeinen Brechreiz, aber die Schnecken schleimten in Scharen auf die drei zu. Es war nicht mit anzusehen. Sandra II und Caro standen auch schon Schlange. Da wurde mir das erste Mal bewusst, dass eine Misere immer an einem selber liegt. Brillant, dass mir immer im richtigen Moment das Richtige einfiel. Es hilft in so einer Situation ungemein, Selbstkritik zu üben. Meine Mutter wäre in schieres Entzücken ausgebrochen, hätte sie mich jetzt gesehen.
    Mir wurde kalt auf dem schwarzen Ledersofa. Und nebelig. Auf dem Teppich hockten ein paar Typen und rauchten Shisha. Es roch nach Aprikosentabak und Marihuana, und vor mir hüpften jede Menge Mädchen durch mein Blickfeld, Mädchen bis zum Horizont, und alle barfuß.
    Ich dachte schon, ich wäre explodiert wie so ein Attentäter und nun im Jenseits! Ich hätte nur die Arme ausstrecken müssen und mir eine Jungfrau nach der anderen pflücken können, aber ich saß auf dem Sofa, konnte mich nicht rühren und irgendwas zitterte in mir und dann tauchte der Z -Fisch wieder auf meinem Bildschirmschoner auf. Leute, ich saß aber nicht vor meinem Computer!
    Bei längerer Betrachtung schnallte ich endlich, dass es sich um die Aquarium-Vase handelte. Mit Fisch. Die Vase war jetzt mit einem breiten Korken zugestöpselt und lag waagerecht auf einem Gerät, das sich hin- und herbewegte und künstliche Wellen erzeugte. Der Fisch war auf stürmischer See. Er hatte die gesamte Breite der Vase zur Verfügung und kämpfte sich durch die Wellen. Ich begann eine Konversation, von Fisch zu Fisch.
    Na Alter, gaukelt man dir die raue See vor?
    Keine Antwort.
    Mich hat man mein Leben lang im seichten Wasser gehalten. Schlachtensee. Schon mal gehört? Blubb.
    Ich kann dir sagen, immer nur seicht ist auch nicht angenehm.
    Blubb. Blubb.
    Aber wenn ich dich so anschaue, bist du auch eine ganz schön arme Sau, sonst wärst du ja nicht in dem bekloppten Glas.
    Ich überlegte, wo Goldfische sonst sein könnten, wenn nicht in bekloppten Gläsern. Und ob Fische ein Gehirn haben und ob ich überhaupt ein Gehirn habe. Da kam mir der verdammte Holden wieder in den Sinn, der hat sich auch das Hirn wund gegrübelt, weil er unbedingt wissen wollte, was die Enten im Winter machen. Als wenn das irgendeine Sau interessiert!
    Ich heiße Hannes, sagte ich. Aber du kannst auch Ritschi zu mir sagen.
    Blubb, blubb, sagte der Fisch und der Mensch schwieg und schaute ihm auf das Knutschmaul.
    So ging das eine Weile. Im Großen und Ganzen haben wir uns unwahrscheinlich gut unterhalten.
    Der Drink in meiner Hand hatte dieselbe Farbe wie das Fischwasser und auf dem Glasrand klemmte eine Scheibe Zitrone. Ich nahm einen kräftigen Schluck. Der säuerliche Geruch verklebte mir die Kiemen und ich starrte wieder auf den kleinen, zappelnden orangen Körper, spürte die Wellen, die ihm ums Maul klatschten, und bekam selber kaum Luft. War denn nirgendwo ein Knopf, mit dem man die Wellen ausschalten konnte? In jedem Scheißspaßbad werden Wellen nur zur vollen Stunde angestellt, für fünf bis maximal zehn Minuten, aber dieser Goldfisch hier zappelte schon den halben Abend um sein Leben!
    Ich beschloss, aufs Klo zu gehen. Als ich wieder rauskam, standen Bolt, Saphir und James Dean auf dem Flur und verhandelten über Caro und Sandra II .
    »Ey Alter«, sagte Bolt und fasste mir

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