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Alles bestens

Alles bestens

Titel: Alles bestens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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innen natürlich; von außen durfte ich nichts ankleben. Das Ehepaar mit den blutigen Ellenbogen sammelt seine Nummern in einem Einweckglas. Einmal die Woche ziehen sie sechs Zettel aus dem Glas und spielen Lotto damit. Bis jetzt haben sie aber noch nicht gewonnen. Trotzdem sind sie total locker drauf. Wie gesagt, echt nette Leute.
    Auf dem schwarzen Ledersofa kam ich mir fast vor wie im Wartezimmer meiner Mutter, nur gab es hier Fische, genauer gesagt, einen Fisch, orange im blauen Meer. Ich sah ihm zu, wie er von einer Wand zur anderen wackelte, immer hin und her, nie weiter. »Mensch Alter, das ist ja wie in Zehlendorf«, flüsterte ich ihm zu. »Nur ist dort das Wasser nicht so schön blau. Aber ich hab dich erkannt: Du bist ein Z -Fisch, genau wie ich.«
    Ich war mir nicht sicher, ob das über seinen Horizont ging, wahrscheinlich hatte der Goldfisch noch nie was von Zehlendorf gehört, geschweige denn, dass er lateinische Buchstaben kannte. Ich wollte ihn nicht überfordern, auch wenn wir Ähnliches im Leben durchgemacht haben. Gerade wollte ich ihn in Ruhe lassen, da strömten plötzlich aus allen Türen Leute rein und raus, ich wurde mitgezogen und landete in der Küche.
    Dort drückte mir jemand ein blaues Getränk in die Hand. Es schmeckte nach Pfefferminz und Fisch. Die Küche sah aus wie ein Spacelab und alle Schranktüren standen offen. Caro holte paketeweise Toastbrot heraus und verteilte Vitaminpillen. Butter, Käse, Nutella standen schon da. Die Brotscheiben sprangen von selbst aus dem Toaster auf den Tisch.
    »Hat lange gedauert, bis er das konnte«, sagte Caro und streichelte den Toaster, da flogen auch schon die nächsten Scheiben auf den Tisch. Ich quetschte mich mit auf die Eckbank, hielt Ausschau nach Sandra II , als wäre ich schon 25 Jahre mit ihr verheiratet. Meine Nachbarin, eine süße dicke Schnecke mit Brille, bestrich eine Scheibe mit Nutella . Ich beobachtete ihre Finger, wie sie den Toast hielten, und lauschte, wie das Messer über die leicht verbrannte Oberfläche kratzte.
    »Da!«, sagte sie und hielt mir den Toast hin.
    »Für mich?«
    So gut hatte mir das Zeug noch nie geschmeckt. Sie strich mir noch zwei Scheiben. Ihre Augen hinter der Brille glänzten fischig. Dann war das Nutella -Glas leer.
    »Tja«, sagte sie.
    »Schade«, sagte ich.
    »So was passiert im Leben.« Sie zog die Schultern hoch. Dann wurde sie von einem Athleten angesprochen, mir schräg gegenüber. Ich saß da und fühlte mich, als hätte ich gerade das Sprechzimmer meiner Mutter verlassen.
    »Gibt es sonst noch was, Hänschen?«
    »Nö«, sagte ich und verließ die Praxis. Meistens ging ich danach einkaufen. Ananas oder Pfirsiche oder eine Mango. Darüber freute sich Mama sehr, wenn sie abends nach Hause kam, und dann machte sie daraus Milkshakes. Als wenn das die Anstrengungen des Tages wegwischen könnte, nur weil es ein paar Schlucke lang süß ist.
    Alle quatschten, außer mir. Dazu Musik aus mehreren Zimmern. Ein wirrer Sound umspülte mich. Mir war, als säße ich auf einem großen brummenden Tier, wie Sindbad, der Seefahrer, als er auf dem Wal aufwachte und dachte, es wäre eine Insel. Aber ich war in einer Küche und auf der Anrichte lag eine Zitronenkette aus 17 Zitronen. Es war mir bis dahin nicht klar gewesen, dass man mit Obst so eine Stimmung erzeugen konnte. Die Zitronen gefielen mir und es hätten ruhig noch mehr sein dürfen. Von mir aus hätten Zitronenketten auch von der Decke baumeln können oder wir hätten uns damit beworfen, als wären es gelbe Schneebälle. Je mehr blaues Zeugs ich trank, desto gelber sah ich, sogar wenn ich die Augen schloss, waren sie da, und dieser verdammte Z -Fisch tauchte auch wieder auf und schwamm durch ein Zitronenmeer. Leute, mit mir ging’s bergab.
    Ich saß da und schaute zu, wie sich die anderen unterhielten, dachte an den Fisch und an das Wasser, das ihm und mir bis zum Halse stand, und zauberte der kleinen Schnecke mit der Brille eine Zitrone ins Haar. Caro zwei in die Bluse und Sandra II eine auf den Mund, mit orangen Flossen, bis sie sich plötzlich in Sandra I verwandelte. Leute, ich weiß nicht mehr, wie ich aus der Küche kam, aber irgendwann saß ich wieder auf der Ledercouch im Wohnzimmer und die Bude war rappelvoll. Sie latschten sich schon gegenseitig auf die nackten Füße.
    Bolt, Saphir und der andere standen lässig neben einer Palme und machten einen auf Südsee. Bolt hatte sein Batikhemd bis zum Bauchnabel offen, wirklich sehr dezent. Er lachte

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