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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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wurde? Ich weiß es doch nicht.«
»Das ist alles kein Zufall, Frank. Was bezweckt Dieter Wiegand? Warum hat er damals nicht den Signalgeber gedrückt und ist in unsere Ebene zurückgekehrt? Und was war eigentlich sein ursprünglicher Plan?«
Der Messner unterhielt sich inzwischen leise mit der in schwarz gekleideten Frau und ihre Blicke, die in Franks und Karens Richtung zielten, machten klar, dass der Messner von den beiden auffällig wirkenden Personen sprach, die sich schon seit einiger Zeit in der Kirche befanden und sich merkwürdig verhielten.
Die Frau nickte und kam auf Frank und Karen zu. Ihr Gewand glich dem einer Nonne, doch ihr Kopf war unbedeckt. Die einzige Unterbrechung im eintönigen Schwarz ihrer Kleidung war ein daumengroßes weißes Rechteck, das den eng geschlossenen Kragen vorn am Hals zierte. Ihr schulterlanges, gelocktes, brünettes Haar trug sie offen. Als sie sich näherte, erkannten die beiden, dass sie dezent geschminkt war und ein offenes, freundliches Gesicht hatte.
Frank und Karen erkannten, dass die Frau zu ihnen wollte. Sie standen auf, verließen die Kirchenbank und standen im Gang zwischen den Bänken, als die Frau bei ihnen eintraf, ihre rechte Hand nach vorne streckte.
»Herzlich willkommen in der Dreifaltigkeitskirche. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Paula Prax, ich bin die Gemeindepfarrerin!«
Die beiden Angesprochenen sahen sich kurz an, schüttelten dann nacheinander ihre Hand.
»Karen Degner.«
»Frank Miller.«
»Ich habe Sie beide noch nie während einer Messe gesehen«, fuhr die Pfarrerin fort. »Ich freue mich sehr, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben.«
»Sie sind wirklich Pfarrerin?«, wollte Karen wissen.
»Aber das ist eine katholische Kirche!«, fiel Frank ihr ins Wort.
»Ja, ich bin eine Pfarrerin. Und ja, das ist eine römisch-katholische Kirche«, beantwortete Frau Prax beide Fragen.
»Sind Sie Christen?«, fragte sie.
Karen blickte erneut zu Frank, der nach einer Antwort suchte, und sagte schnell »Ja«, bevor er etwas anderes entgegnen konnte.
»Oh, verstehen Sie mich nicht falsch!«, beeilte sich die Pfarrerin zu versichern. »Sie sind selbstverständlich genau so willkommen, wenn Sie Juden sind, oder Moslems?«
»Juden?«, fragte Frank ungläubig.
»Nein, wir sind keine Juden«, sagte Karen rasch, ohne lange nachzudenken, einem bedingten Reflex gleich.
Frau Prax sah nach oben zur Deckenbemalung.
»Gott liebt uns alle. Er nimmt jede und jeden bei sich auf, sei es in seiner Kirche, sei es auf seinem Friedhof, sei es in seinem himmlischen Reich.«
»Das ist die Lehre der Römisch-Katholischen Kirche?«, zweifelte Frank und erinnerte sich an die von der NSDAP seit nun beinahe hundert Jahren gleich geschalteten Kirchen im Reich.
»Aber natürlich«, bestätigte die Pfarrerin.
»Die Kirche zeigt uns den Weg«, zitierte Karen leise einen der Flugblatt-Aufmacher, den sie in der Wohnung der anderen Karen gelesen hatte, »gleiche Rechte für Frau und Mann!«
»Wir unterstützen das«, meinte Frau Prax, »warum sollte jemandem wegen des Geschlechts Positionen und Rechte verwehrt werden? In der Römisch-Katholischen Kirche sind wir zum Glück über diesen Anachronismus hinaus.«
»Gleiche Rechte für Frau und Mann?«, fragte Frank ungläubig.
»Sollten eine Selbstverständlichkeit sein!«
»Was ist mit dem Papst?«
»Bitte verzeihen Sie mir meine Verwunderung«, meinte die Pfarrerin, der das Erstaunen mittlerweile genau so anzumerken war, wie ihren beiden Gesprächspartnern. »Das Konzil zu Amsterdam 1966 hat den Priesterstand für Frauen geöffnet und das Millenniumskonzil zu Rom die volle Gleichberechtigung hergestellt.«
»Eine Frau als Papst?«
»Als Päpstin, ja!«
»Ist im Moment eine Päpstin im Amt?«
»Nein, beim letzten Konklave vor zwei Jahren waren zwar mehr Kardinälinnen als Kardinäle stimmberechtigt, dennoch muss natürlich die Person gewählt werden, die am besten für das Amt geeignet erscheint, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft. Aber so es Gott will, werde ich vielleicht die erste Päpstin noch erleben.«
Die Pfarrerin blickte in die beiden zweifelnden Gesichter.
»Ich wundere mich. Das ist doch alles bekannt und Diskussionen zum Thema stehen doch fast täglich in den Tageszeitungen.« »Wir, äh«, sagte Karen, »wir waren längere Zeit im Ausland.« Bevor die Pfarrerin weiter nachhaken konnte, packte Karen Frank bei der Hand und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung des Kirchenportals. »Wir müssen nun wirklich los,

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