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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Frau Prax. Wir danken Ihnen für das Gespräch.« »Gerne. Kommen Sie doch einfach mal in eine meiner Messen! Ich möchte mich auch gerne noch einmal mit Ihnen unterhalten.« Doch Frank und Karen hatten sich schon umgedreht und verließen eiligen Schritts die Dreifaltigkeitskirche.

5
     
    »Claire ist in Gefahr«, begann Frank, als sie draußen waren.
Mittlerweile war später Vormittag und die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel auf die beiden herab.
»Wie das?«
»Dieter hat sie unter Drogen gesetzt!«
»Warum sollte er das tun?«
»Ich weiß es nicht. Möglicherweise, damit sie sich nicht mehr mit mir treffen kann.«
Karens Blick fiel auf eine ältere, gebeugte Frau, die gerade eine Tür zu einem Nachbargebäude der Dreifaltigkeitskirche aufschloss.
'Pfarrbücherei' stand über einem Schaufenster neben der Tür und Karen beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen.
»Wir müssen mehr über diese Ebene herausbekommen!«, bestimmte sie.
»Aber was ist mit Claire?«
»Wir benötigen Informationen über diese Realität, Frank! Dieter ist uns wahrscheinlich drei Jahre voraus. Gib uns wenigstens noch ein paar Minuten. Es könnte wichtig sein. Wir müssen wissen, was 1399 hier passiert ist.«
Sie schuf vollendete Tatsachen und ging auf die Frau zu.
»Guten Tag. Ist die Bücherei geöffnet?«
Die Frau hielt ihre rechte Hand ans Ohr: »Wie bitte?«
»Ist die Bücherei geöffnet?«, wiederholte Karen etwas lauter.
»Oh, Sie haben Glück, ich mache gerade auf. Aber nur bis zwei Uhr, dann erst wieder Samstagnachmittag«, sagte die Frau.
Karen verschwand zusammen mit der Frau hinter der Tür und Frank blieb nichts anderes übrig, als den beiden zu folgen. Er betrat einen etwa dreißig Quadratmeter und muffig riechenden Raum. Von dessen Wänden war so gut wie nichts zu sehen, da ringsherum Regale standen, die nur an wenigen Stellen Lücken zwischen den eingereihten Büchern aufwiesen.
Die alte Frau nahm an einem Schreibtisch Platz, auf dem sich mehrere Karteikästen aus Holz befanden. Karen war bereits dabei, die Buchrücken zu entziffern und entdeckte gerade eine mehrbändige Enzyklopädie. Sie zog den Band mit der Aufschrift 'Hil-Lam' heraus. Frank stellte sich neben sie und sah ihr über die Schulter.
Karen murmelte etwas wie »Irgendwo müssen wir ja anfangen!« und blätterte bis 'Kirchengeschichte'.
Sie überflogen die Passagen der frühen Tage der Christenheit im Heiligen Land, die Entwicklung der Glaubenslehre im Römischen und Fränkischen Reich und die Kreuzzüge gegen die Andersgläubigen. Die Abweichung entdeckten sie beinahe zeitgleich.
»Was ist mit Martin Luther?«, fragte Frank. »Seiner Übersetzung der Bibel ins Deutsche? Der Ursache der Reformation?«
»Sofern man unseren eigenen Geschichtsbüchern Glauben schenken kann«, relativierte Karen. »Anscheinend existierte er hier nicht. Zumindest hat er nicht die Bedeutung erlangt, um in dieses Lexikon einzugehen.«
Frank fiel etwas anderes ein. Er griff sich die Ausgabe für den Bereich zwischen Fan und Hij.
»Damit gab es kein Schisma und keinen Dreißigjährigen Krieg«, erkannte Karen und las weiter. »Auch die Anglikanische Kirche ist in den Schoß des Papstes zurückgekehrt.
Reformatorische Kräfte wurden nicht gebannt, sondern integriert. Der Römisch-Katholischen Kirche dieser Ebene ist es dadurch gelungen, sich selbst von innen heraus zu reformieren. Wie es sich darstellt, blieb sie unabhängig und konnte ihren Platz in der Mitte der gesellschaftlichen Realität erhalten. Keine Losgelöstheit von den wirklichen Problemen der Menschen, keine Abhängigkeit von einem Staat oder einer Partei, kein Papst von Hitlers Gnaden.«
»Wie Dr. Hohmann sagte«, Frank hielt Karen seinen Band unter die Nase, »fällt dir was auf?«
»Sollte da nicht 'Freud, Sigmund' stehen?«, beantwortete er seine Frage selbst. »Laut einem Psychiater, bei dem ich vorgestern war, ist Freud bereits 1900 bei einem Unfall mit einem Fiaker ums Leben gekommen, also bevor er all jene Erkenntnisse niederschreiben konnte, für die er in unserer Ebene bekannt wurde.«
Karen schob Franks Buch zur Seite und fragte: »Warum wurde Luther nicht die Rolle zuteil, die er bei uns hatte?«
»Vielleicht auch ein Unfall?«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.«
»Was meinst du?«
»Ich hatte drei Jahre Zeit, um herum zu fantasieren, was wohl 1399 die Ursache gewesen sein könnte, dass diese Ebene eine andere wurde als die unsere. Klar, es konnte auch ein minimaler Unterschied sein, ein Insekt ist

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