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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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fiel ihm ein, worüber er sich bei dem Überfall am Müggelsee so gewundert hatte, »der Kerl, den er beauftragt hatte, hat mir regelrecht das Hemd vom Leib gezogen.«
»Der Signalgeber«, sprachen sie beide gleichzeitig.
»Er hat ihn nicht mehr!«, erkannte Karen.
»Deswegen ist er nicht zu euch zurück gekehrt«, beantwortete Frank die noch offene Frage.
Karen nickte. »Was weißt du noch über Dieter?«, fragte sie.
»Er arbeitet auch hier an der Charité und genießt hohes Ansehen. Jakob Levy sagte mir, Dieter habe diverse Operationstechniken geradezu revolutioniert.«
»Kein Wunder. Mit dem Wissen aus einer anderen Realität, die auch medizintechnisch etwa hundert Jahre weiter sein dürfte …«
»Er hat sich also eine eigene Existenz hier aufgebaut. Es scheint so, als habe er sich schon frühzeitig auf eine längere Zeit in dieser Realität eingerichtet.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sein ursprünglicher Plan war. Ich vermute, es ist nicht nur bei unserem Projekt etwas schief gelaufen.«
Sie hatten ihr Ziel erreicht und der Kutscher brachte die Pferde zum Stehen.
»Es hilft nichts! Wir müssen ihn zur Rede stellen.«

6
     
    Die Sonne hatte ihren Zenit inzwischen überschritten und das Haus mit der Nummer 27, das den Wiegands gehörte, lag im prallen Sonnenschein vor Frank und Karen. Neben dem Klappern von Pferdehufen und dem fernen Brummen eines Benzinmotors hörten sie das auf- und abschwellende Summen verschiedener Insekten, die in den vielen Villenvorgärten ihrem Tagwerk nachgingen. Das Klappern eines Handrasenmähers gesellte sich dazu. Ein korpulenter Mann mit weißem Hemd und einer grauen Leinenhose, die von Hosenträgern an ihrem Platz gehalten wurde, mühte sich im Nachbargarten der Wiegands ab, das bereits viel zu hoch gewachsene Gras in den Griff zu bekommen.
Die vor ihm liegende Idylle ließ Frank die Ereignisse des Vorabends weiter entfernt erscheinen, als sie tatsächlich waren.
An den Fenstern des Hauses war keine Bewegung zu erkennen.
»Hier ist es!«, sagte Frank und wollte die Klinke der Gartentür herunter drücken.
Karen hielt ihn zurück.
»Warte!«
»Was ist?«
»Wir haben uns gar keinen Plan überlegt!«
»Wir gehen da rein und holen Claire raus; das ist der Plan. Es ist helllichter Tag. Er wird es nicht wagen, etwas gegen uns zu unternehmen. Und für den Notfall haben wir das hier!«
Er tätschelte seine ausgebeulte Hosentasche.
»Das gefällt mir nicht! Vielleicht sollten wir uns mehr Zeit lassen und einen Plan ausarbeiten.«
»Zeit ist das einzige, was wir im Moment nicht haben. Claire schwebt in Lebensgefahr.«
»Frank!«
»Ja?«
»Du hast dich in sie verliebt!«
»Nein, ich versuche nur einen Teil dessen zu begleichen, was wir vor drei Jahren verschuldet haben.«
»Du hast dich in sie verliebt«, wiederholte sie, »du weißt es, ich weiß es und Dieter weiß es wahrscheinlich auch. Er benutzt sie, um dich zu ihm zu locken.«
»Humbug. Ich möchte ihr schlicht und einfach helfen.«
»Es könnte eine Falle sein, Frank.«
»Wir haben das hier zu verantworten, Karen. Wir wissen nicht, warum Frank Miller gestorben ist, aber wir können den Schluss ziehen, dass es nur mit unserem Projekt zusammenhängen kann. Dieter hat – warum auch immer – Claire geheiratet. Wir haben Claires und Franks Leben zerstört. Ich werde das, so weit das möglich ist, korrigieren. Und zwar jetzt auf der Stelle.«
Er drückte die Gartentürklinke hinab und trat auf den Gartenweg; Karen, von seiner Entschlossenheit überrascht, folgte ihm.
»Vorne oder hinten?«, fragte sie.
»Wir kommen nicht als Bittsteller!«
Zielstrebig marschierte er zum Hauseingang, ging die drei Stufen zur Haustür hinauf, packte mit der Linken den faustgroßen, eisernen Löwenkopf und hämmerte ihn mehrmals mit voller Wucht gegen das Türholz. Seine Rechte versenkte er in der ausgebeulten Hosentasche.
Außer dass der Rasen mähende Nachbar sich zu ihnen umdrehte und sie mit offen stehendem Mund anstarrte, erfolgte keine Reaktion.
»Nach hinten.«
Noch bevor Karen etwas erwidern konnte, hatte er sich auch schon an ihr vorbei die Stufen wieder hinab gedrängt und war auf dem Weg zur Hausecke. Karen beeilte sich, ihm auf den Fersen zu bleiben.
Als sie um die Ecke schritt, stand Frank bereits auf der Terrasse und versuchte, durch eine Glastüre spähend, einen Blick ins Innere zu erhaschen. Bei ihm angekommen, sah sie ebenfalls zwischen zwei nicht ganz geschlossenen Vorhängen hindurch und erkannte eine leere Couch. Wenn

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