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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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resignierend.
Der Kellergang, in dem sie nun standen, war gerade so hoch, dass man sich den Kopf nicht an der Decke stoßen konnte.
Frank hörte, wie Jakob und danach Dieter die Steinstufen hinab stiegen.
»Rechts ist eine offene Tür. Dort hinein.«
Frank befolgte den Befehl und betrat einen Raum, dessen Wände ebenfalls mit Kisten und Gerümpel voll gestellt war. Kein Fenster, das Tageslicht hereinließ.
»In die Nische hinten.«
Frank erkannte, welche Stelle Dieter meinte. Zwischen bis an die Decke gestapelten Kisten war eine Art Freiraum, in dem sich nach ihm auch Karen und Jakob drängten. Wie er jetzt sah, blutete Karen an der Stirn. Auch seine eigene rechte Hand war voller Blut. Als er versuchte, seine Finger zu bewegen, zog ein stechender Schmerz durch seine Rechte.
Dieter ließ die drei nicht aus den Augen. In den Raum getreten, gab er mit seinem Fuß der Tür einen Stoß und sie fiel ins Schloss.
Wie von Frank vermutet, hielt er in der einen Hand eine Gaslampe, mit der anderen zog er nun seine Pistole aus der Kitteltasche und zielte in die Nische.
Frank war sofort klar, was Dieter vorhatte.
Das dicke Steinfundament sollte die Lautstärke der Schüsse dämpfen. Es war unwahrscheinlich, dass sie jemand hören, geschweige denn als Schüsse identifizieren konnte.
Dieter konnte danach getrost seiner Arbeit in der Chirurgie nachgehen.
Staub und Spinnweben ließen nicht darauf schließen, dass hier in diesen Lagerschuppen regelmäßig jemand nach dem Rechten sah.
In aller Seelenruhe konnten Dieter oder seine Helfershelfer – Frank dachte an den Mann, der ihn am Müggelsee überfallen hatte – in der Nacht die Leichen vom Gelände der Charité schaffen. Vielleicht stapelte er sie auch einfach mit Gerümpel und Kisten zu und überließ es dem Zufall, wann jemand die dann schon teils verwesten Körper entdecken würde.
Vielleicht entblößte er die Leichen, vielleicht ließ er sie auch bekleidet. Die Gendarmerie würde sich die Zähne an den Identitäten von Oswald Rosenbaum und Petra Ludwig ausbeißen, als die sie die Namensschildchen auswiesen. Dass sie mit dem dann zweifellos als vermisst gemeldeten Dr. Jakob Levy aufgefunden wurden, würde die Beamten vor ein unlösbares Rätsel stellen. Falls irgendjemand – möglicherweise Franks Mutter oder Claire – eine weitere Leiche als 'Frank Miller' identifizierte, käme zum ersten Geheimnis um 'Frank Miller' ein weiteres hinzu.
All dies hatte Dieter zweifellos mit einkalkuliert.
Frank unterlief nicht der Fehler, Dieter Wiegand zu unterschätzen; er rechnete mit dem Schlimmsten.
»So endet es also, das phantastische Experiment des Professor Gothaer«, sagte Dieter mit siegessicher entspannter Miene. Seelenruhig stellte er seine Gaslampe neben sich auf eine Kiste.
Jakob war außerstande zu begreifen, wieso er hier, in diesem Keller, sterben sollte. Doch seine Angst verhinderte jegliche Reaktion.
Anders Karen.
Sie war nicht bereit aufzugeben. »Nein!«, widersprach sie. »Wir werden es erneut versuchen, immer und immer wieder. Wenn nicht Frank und ich, dann werden es andere sein, die die Reise unternehmen. Die Reise nach 1944.«
»Ihr glaubt tatsächlich an die Hirngespinste dieses verrückten Professors? Was geschehen ist, ist geschehen. Der Nationalsozialismus ist 1933 angetreten, die Welt zu verändern und er wird seinen Auftrag zu Ende bringen. Auch Amerika werden wir früher oder später bekommen. Die Bevölkerung dort erfüllt die besten Voraussetzungen. Sie haben einen bewundernswerten Nationalstolz. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Hirngespinste? Wir sind hier, oder?«
»Eine Reise in eine andere parallele Ebene ist die eine Sache, eine Reise in die eigene Vergangenheit eine völlig andere. Sie widerspricht jeglicher Logik. Sie wird nicht funktionieren.«
»Was macht dich da so sicher, Dieter?«
»Mein Verstand sagt es mir. Aber ihr habt den euren ja ausgeschaltet, in diesen endlosen naiven Diskussionsrunden seinerzeit in Oxford. Gothaer spricht, alle hören ihm sklavisch-ergeben zu und glauben ihm widerspruchslos.«
»Er ist der bedeutendste Wissenschaftler seit Einstein, du weißt das.«
»Und trotzdem irrt er.«
»Wieso ist die Partei dann so an ihm interessiert?«
»Die Partei hat eine andere Meinung als ich. Das ist es, was mich von euch unterscheidet: Ich habe eine andere Meinung und dennoch erkenne ich, dass es wichtig und richtig ist, Führer und Vaterland bedingungslos zu gehorchen, Befehle nicht in Frage zu stellen, unbedeutende Aspekte dem Großen

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