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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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entstanden aus dem Nichts.« Seine Tischnachbarn starrten ihn fragend an. »Es war nur ein kurzer Sinneseindruck, wie ein Blitz, der die Nacht erhellt. Das Gebäude vor mir trug irgendeine Aufschrift. Ich bekomme sie nicht mehr zu fassen. Unmittelbar danach mutierte vor meinen Augen alles zu einem Bahnhof mit Menschen, die am Bahnsteig standen.«
»Die 1944er Ebene«, schloss Robert, »für einen Augenblick warst du dort. Das würde Tristans These bestätigen. Wir müssen dorthin.« »Zu viele Schicksale, für die wir verantwortlich sind«, meinte Marianne. »Wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen«, sagte Robert bestimmt. »Was ist mit der NSDAP?« Alle wussten, dass Frank auf die Parteigründung durch Dieter Wiegand anspielte. »Wir konnten das nicht ahnen. Dass wir Risiken eingingen, war uns allen bewusst«, rechtfertigte sich Robert. »Wer Verantwortung tragen will, muss auch ein breites Kreuz besitzen.«
»Und ein Gewissen«, ergänzte Frank. »Die Geschichte der eigenen Welt zum Guten wenden, um die Geschichte einer anderen zu ruinieren? Welchen Preis sind wir zu zahlen bereit?«
»Wir werden das korrigieren!«, beharrte Robert.
»Korrigieren? Wie das?«
»Unser ursprünglicher Plan! Er wird alles verändern. Er wird alles ungeschehen machen!« Robert ließ keinen Widerspruch zu. In der ihm eigenen charismatischen Art beschwor er die anderen, ihm zu glauben, ihm weiter zu vertrauen. Es sei noch lange nicht zu spät, argumentierte er und verhieß ihnen, dass sie es seien, die am Ende triumphierten und dass ihr hehres Ziel all ihre Opfer rechtfertigte. Am einfachsten, erkannte Frank, war es, Professor Robert Gothaer zu glauben. Nicht hinterfragen, nicht widersprechen: mitlaufen. Kam ihm irgendwie bekannt vor.
Aus dem Fenster blickend, sah Frank, wie Paul zurückkam. Er ließ sein Fahrrad auf dem Hof stehen und lief in Richtung des Bauernhauses. Mit den Worten »Keine guten Nachrichten«, trat er in die Küche und setzte sich.
»Hemmbacher steht kurz vor dem Durchbruch.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Robert bestürzt.
»Leider entspricht es der Wahrheit. Unser Informant in Caputh hat gerade mit unseren Leuten Kontakt aufgenommen, als ich drüben war. Hemmbacher hat für die kommende Woche die entsprechenden Testreihen geplant und unser Informant sieht sich außerstande, das noch zu verhindern.«
»Was heißt das?«, wollte Frank wissen, nachdem er begriff, dass allen anderen die Bedeutung dieser Worte klar war.
»Das heißt«, erklärte Tristan, »dass unser hochverehrter Professor Doktor Lothar Hemmbacher, seines Zeichens Leiter der Technischen Universität in Germania und Vorsitzender des NSDAP-Bezirkverbands Charlottenburg, ausreichend von Roberts Hausarrest in seinem Haus in Caputh profitiert hat: Er wird in einer Woche soweit sein, durch Raum und Zeit zu reisen!«
Für ein paar Sekunden herrschte völlige Stille in der Küche. Die Zeit, die sie zu beherrschen versuchten, schien eingefroren.
»Ohne die Notwendigkeit von Resonanzkörpern«, fuhr Tristan fort, »willkürlich und frei an jeden Ort, an jeden Zeitpunkt unserer eigenen Geschichte.«
»Den Nationalsozialisten wird Tür und Tor geöffnet. Was haben sie vor?«
»In die Kriegsjahre 1914 – 1918 eingreifen? Den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten verhindern? Eine Invasion an der amerikanischen Ostküste ermöglichen?«
»Den deutsch-französischen Krieg beeinflussen, damit das Deutsche Reich noch stärker daraus hervor geht? Oder den amerikanischen Bürgerkrieg, um die Wiedervereinigung der beiden Kriegsgegner zu verhindern und die Vereinigten Staaten damit bereits zu diesem Zeitpunkt zu schwächen?«
»Die Reichsführung denkt in großem Rahmen. Vielleicht schicken sie eine ganze Armee durch Zeit und Raum, erobern den amerikanischen Kontinent, bevor er von Columbus entdeckt wird.«
»Auf jeden Fall werden sie den einzig verbliebenen Feind auf diesem Globus vernichten; ehe er überhaupt weiß, wie ihm geschieht.«
»Und ich habe die Voraussetzungen dafür geschaffen«, erkannte Professor Robert Gothaer.
»Wie weit sind wir selbst?«, fragte Frank. »Karen meinte, 'kurz vor dem Durchbruch'.«
»Das ist zum Glück stark untertrieben«, entgegnete Robert, »die Testreihen, von denen unser Informant in Caputh spricht, haben wir selbst bereits abgeschlossen. Was noch aussteht, ist die tatsächliche und leibhaftige Reise eines Menschen durch die Zeit. Diese wollten wir vorgestern Abend eigentlich planen, als wir zusammen saßen. Du kamst uns mit

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