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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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zu vertreten. Als er vor dem Bürogebäude frische Luft schnappte, hörte er plötzlich, wie jemand im oberen Stockwerk leise ein Fenster öffnete. Tristan sah nach oben und entdeckte einen Mann mit Funkgerät. 'Vorsicht!', flüsterte der Mann. 'Sie sind auf dem Weg hierher.' Im nächsten Moment bildete sich ein blutig-roter Punkt auf der Stirn des Mannes und bevor der Punkt größer wurde, kippte der Mann bereits kopfüber zum Fenster hinaus und fiel Tristan direkt vor die Füße. Ein Scharfschütze hatte ihn lautlos niedergestreckt. Geistesgegenwärtig sprang Tristan hinter einen Mauervorsprung. Gerade rechtzeitig genug! Vom Mauervorsprung aus sah er, wie sich mehrere Männer in SS-Uniformen und schusssicheren Westen, Gewehr im Anschlag, dem Gebäude näherten.
Den Professor warnen, war sein erster Gedanke. Doch hierfür war es bereits zu spät. Selbst, wenn ihn die anrückenden Einheiten nicht gesehen hätten, wie er vom Mauervorsprung zur Tür rannte, er hätte zusammen mit Robert dort im Keller in der Falle gesessen, einer Falle, aus der es kein Entkommen gab. Damit wäre niemandem geholfen gewesen. Er realisierte, dass es sinnvoller war, sich wegzuschleichen, als im Keller heldenhaft zu scheitern und stahl sich hinüber, durch Büsche und Sträucher, in eine angrenzende Lagerhalle. Wie durch ein Wunder wurde er nicht entdeckt. Die Lagerhalle besaß auf ihrer Rückseite auf Brusthöhe ein Fenster, dessen gläserne Überreste als Scherben im Rahmen steckten. Er hievte sich hoch und schlüpfte ohne größere Verletzungen hindurch. Draußen angekommen, ist er einfach los gerannt, in irgendeine Richtung, ohne Plan und ohne Ziel.
Zwei Wochen, erzählte er, sei er in Germania umhergeirrt. Er versuchte sogar, mit seinen Eltern Kontakt aufzunehmen, doch deren Haus wurde rund um die Uhr bewacht.
Vermutlich hätten sie ihn sowieso an die Gestapo ausgeliefert. Nach mehreren brenzligen Situationen, in denen er nur knapp einer Verhaftung entging, beschloss er, Germania den Rücken zu kehren. Er hatte keinen Plan und wusste nicht wohin, jeder Weg war so gut wie der andere. Das Meer, fiel ihm ein, das hatte er immer gemocht. Es roch nach Freiheit. Und wenn nicht gerade ein Kriegsschiff kreuzte, war nichts als Ruhe und Frieden zwischen ihm und dem sichtbaren Ende der Welt. Ein Ort, an dem es sich leben und genauso gut sterben ließ.
Also nach Norden, einfach nach Norden. Nach Rügen, nach Usedom, ans Stettiner Haff; das eine Ziel war so gut oder so schlecht wie das andere. Tristan schlug sich durch Brandenburg und Pommern, bettelte bei diesem Bauernhof, stahl sich etwas bei jenem; übernachtete in Scheunen, Jagdunterständen oder unter freiem Himmel.
Eines Nachts erwachte er und sah sich von einem halben Dutzend Männern und Frauen umringt. Nach anfänglichen Missverständnissen wurde ihm klar: Er war auf Gleichgesinnte gestoßen. Sie tauschten sich aus. Zunächst glaubten sie Tristan wohl nicht, wahrscheinlich wirkte er zu 'arisch' auf sie. Der Reichsführung jede Schandtat zutrauend, hielten sie ihn zunächst für einen Spitzel der Gestapo, der sie unterwandern sollte. Sie nahmen ihn mit sich und sperrten ihn erst einmal ein. Erinnerst du dich an diesen Gregor, Frank, der damals unsere Sarkophage aus Oxford abgeholt hatte?«
»Vage!«
»Jedenfalls hatte Tristan diesen Leuten im Rahmen seines Berichts auch von Gregor erzählt. Den erkannte einer aufgrund Tristans Beschreibung wieder und sie haben wohl mit ihm Kontakt aufnehmen und sich Tristans Geschichte bestätigen lassen können. Die Bedeutung unserer Forschung wurde den Rebellen schlagartig bewusst und sie beschlossen, zusammen mit anderen Widerstandszellen, herauszufinden, was aus Robert und den anderen Beteiligten geworden war.«
Frank unterbrach sie.
»Du sprichst immer von 'Robert' …«
»Wir haben irgendwann auf die Förmlichkeiten verzichtet. Sie hatten keine Notwendigkeit mehr gehabt.
Auch Tristans Wert haben die Rebellen rasch erkannt.«
Karen sah sich um; als könnte sie hier jemand belauschen.
Doch außer dem Messner und zwei alten Damen, die während ihrer Berichterstattung die Dreifaltigkeitskirche betreten hatten und nun in einer weit entfernten Bank in stillem Gebet versunken dasaßen, befand sich niemand hier.
»Auf Bornholm hatten sie eine geheime Machtbasis installiert. Sie hatten sogar ein kleines Rechenzentrum dort, und Tristan sollte versuchen, so viele der verlorenen Daten wie möglich wieder herzustellen. So sah er doch noch das Meer wieder. Von der

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