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Alles Fleisch ist Gras

Alles Fleisch ist Gras

Titel: Alles Fleisch ist Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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unternehmen.«
    »Was denn?« Jetzt schaute er sie an, sie erwiderte seinenBlick. Der ihre war nicht freundlich, das konnte man nicht behaupten, aber auch nicht feindselig, nur von kühlem Interesse.
    »Du musst rausfinden, was der Hopfner vorhat, wie der Mann tickt.«
    »Ja, ich kann aber schlecht fragen: Herr Hopfner, was gedenken Sie eigentlich bezüglich der anonymen Warnung zu tun, die Sie vor ein paar Tagen erhalten haben? Nehmen Sie solche Sachen ernst, oder wie ist das?«
    Sie lächelte. Das überraschte ihn. Sie fand komisch, was er gesagt hatte. Also schön, sie lachte nicht, das nicht. Früher hatte er sie immer zum Lachen gebracht. Dass er das könne, sei sein größter Pluspunkt bei ihr, hatte sie einmal gesagt. Vor langer Zeit. Lachen tat sie nicht mehr, aber lächeln war ein Anfang.
    »Du kannst nicht fragen, aber du kannst ihm etwas schicken, was eine Reaktion erfordert.«
    »Und wenn er nicht reagiert?«
    »Dann ist das auch eine Reaktion, und du weißt, woran du mit ihm bist.«
    »Noch ein Mail?«
    »Warum nicht? Du schreibst ihm, der Weiß meint es jetzt ernst und plant einen Anschlag, das sei schon sehr konkret. Und er soll dir antworten, damit du weißt, ob es ihn überhaupt interessiert, weil du beträchtliche Mühen auf dich nimmst, um die Gefahr von ihm abzuwenden.«
    »Er antwortet an die Mailadresse, die ich eingerichtet habe … Das geht, das hab ich bisher nicht bedacht …«
    »Du hast einiges nicht bedacht: Du schickst zwei Zeilen einer Warnung ab und denkst, alles andere löst sich in Wohlgefallen auf …«
    »Ich wollte es los sein, die ganze Sache …«
    »Dafür ist es noch zu früh. – Und jetzt lass uns anfangen und dieses Mail formulieren, wir sind sowieso schon spät dran!«
    So kam es, dass der Abend des großen Geständnisses nicht den Beginn einer Monate währenden Phase drückenden Schweigens markierte, sondern – fast möchte man sagen: im Gegenteil – den Beginn einer neuen Zusammenarbeit der Eheleute Hilde und Anton Galba.

    *

    Eine Frau, die Stimme kannte er nicht.
    »Herr Weiß, Chefinspektor Weiß?«
    »Am Apparat, wer spricht?«
    »Entschuldigung, das möchte ich lieber nicht sagen, ich will keine Scherereien. Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass der Gerhard Hopfner viel mehr über das Verschwinden seiner Frau weiß, als er zugibt.«
    »So? Was denn?«
    »Er hat sie umgebracht.«
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Nein, er hat es erzählt.«
    »Ihnen?«
    »Nicht direkt. Und er will verreisen …«
    »Das wissen Sie auch?«
    »Ja, genau. Ich leg jetzt auf.«
    Eine Nachbarin. Oder eine Kundin, die sich geärgert hatte. Oder sonst eine Übelwollende. Klang nicht glaubhaft. Entsprach nicht dem Profil Hopfners. Das war einer, der ordentlich hinlangte – aber immer schon, also mit großer Praxis. Männer, die ihre Frauen schlugen, schlugen sie in aller Regel nicht tot. Nur halbtot. Bei aller Wut, auf die sie sich immerrausredeten, hielten sie die feine Differenz immer ein. Totschläger waren ein anderer Tätertyp; da kam auch viel Unfallhaftes dazu. Wie auch immer: Einem solchen Hinweis musste man nachgehen. Er beauftragte Lechner.

    *

    Eine Frau, die Stimme kannte er nicht.
    »Herr Hopfner?«
    »Am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    »Die Grieslerei können Sie sich sparen, das ist kein geschäftlicher Anruf. Sind Sie allein, können Sie sprechen?«
    »Ja … Ich verstehe nur nicht …«
    »Es ist wegen des Mails – das Mail, das Sie vor ein paar Tagen gekriegt haben.«
    »Ach ja … Jetzt versteh ich schon …«
    »Tatsächlich? Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie irgendwas verstehen! Warum antworten Sie nicht auf das Mail?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen trauen kann … Ich kenn Sie ja nicht. Vielleicht ist das ja eine Falle.«
    »Was? Mann, Sie haben vielleicht Nerven! Was glauben Sie eigentlich, was ich für ein Risiko eingehe? Aber so ist das ja immer, ich hätte es wissen müssen, man tut immer den Falschen was Gutes …«
    »Moment, warten Sie! Ich wollte Sie nicht beleidigen oder so … Das … das liegt mir fern, es ist nur …«
    »Also, passen Sie jetzt auf, okay? Ich werde nicht noch einmal anrufen, das kann niemand verlangen. Der Sie-wissen schon-wer ist hinter Ihnen her, der fackelt nicht lang. Der kommt zu Ihnen ins Haus, ganz offiziell, zu einer Befragung. Dann kommt es zu einem Zwischenfall …«
    »Was für ein Zwischenfall denn?«
    »Einer, wo danach einer tot am Boden liegt, und der andere schreit:

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