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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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kamen immer noch täglich zu den Mahlzeiten, aber wir sahen sie nie mehr in der Nähe ihrer alten Wohnung.
    »Sie sind einfach nicht daran gewöhnt«, sagte Helen.
    »Hmm.« Ich schaute mir noch einmal die mit Kissen ausgelegte Kiste an, die in der Mitte der Holzstöße stand. »Entweder das, oder es gefällt ihnen nicht.«
    Wir hielten ein paar Tage durch, doch als wir uns zu fragen begannen, wo um alles in der Welt die Kätzchen wohl schliefen, geriet unsere Entschlossenheit ins Wanken. Ich ging den Abhang hinauf und riss den Holzwall ab. Sofort waren die beiden Tiere wieder da. Sie beschnupperten und inspizierten die Kiste und liefen wieder fort.
    »Ich fürchte, auf deine Kiste sind sie auch nicht scharf«, seufzte ich, als wir von unserem Aussichtspunkt aus zusahen.
    Helen machte eine betroffene Miene. »Die dummen Kleinen. Die ist doch wie geschaffen für sie.«
    Doch nachdem der Schuppen zwei weitere Tage lang verwaist geblieben war, ging sie hinaus, und ich sah sie traurig den Abhang herunterkommen, die Kiste in der Hand, die Kissen unter dem Arm.
    Innerhalb weniger Stunden waren die Kätzchen wieder drin und schauten sich merklich erleichtert um. Gegen den Windfang hatten sie anscheinend nichts einzuwenden, denn sie ließen sich zufrieden im Stroh nieder. Unser Versuch, ein Hilton für Katzen einzurichten, hatte sich als kompletter Fehlschlag erwiesen.
    Mir dämmerte, dass sie es nicht mochten, wenn man sie einschloss, ihnen die Fluchtwege abschnitt. Wenn sie in dem offenen Strohbett lagen, konnten sie ringsherum alles sehen und beim geringsten Anzeichen von Gefahr durch die Latten davonflitzen.
    »Okay, Freunde«, sagte ich. »Wenn ihr es so haben wollt, aber ich kriege schon noch ein bisschen mehr über euch heraus.«
    Helen gab ihnen etwas zu fressen, und als sie sich auf das Futter konzentrierten, kroch ich hin und warf ein Fischernetz über sie. Nach einem Handgemenge meinte ich festgestellt zu haben, dass die Schildpattkatze ein Weibchen und die schwarzweiße ein Männchen war.
    »Gut«, sagte Helen. »Ich werde sie Olly und Ginny nennen.« »Warum Olly?«
    »Ich weiß nicht recht. Er sieht aus wie ein Olly. Mir gefällt der Name.«
    »Aha, und was ist zu Ginny zu sagen?«
    »Kurzform für Ingwergelb.«
    »Sie ist nicht richtig ingwergelb, die Farbe ist Schildpatt.«
    »Sie ist aber auch ein bisschen ingwergelb.«
    Ich beließ es dabei.
    Im Verlauf der nächsten Monate wurden sie rasch größer, und in meinem Tierarztkopf nahm ein weiterer Entschluss Gestalt an. Ich musste sie sterilisieren. Und genau in diesem Augenblick sah ich mich zum ersten Mal einem Problem gegenüber, das mir jahrelang Kopfschmerzen bereiten sollte – wie konnte ich Tiere tierärztlich betreuen, die ich nicht einmal anzufassen vermochte.
    Beim ersten Mal, als sie erst halb erwachsen waren, war es noch gar nicht so schlimm. Ich pirschte mich noch einmal mit meinem Netz an sie heran, als sie fraßen, und es gelang mir, sie in einen Katzenkäfig zu stopfen, aus dem sie mich dann mit furchtsamen und, wie ich meinte, anklagenden Blicken ansahen.
    In der Praxis, wo Siegfried und ich eine nach der anderen aus dem Käfig hoben und intravenös das Antibiotikum verabreichten, war ich verblüfft angesichts der Tatsache, dass sie sich, obwohl in Panik, weil sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben in einem geschlossenen Raum befanden und von Menschen gepackt und festgehalten wurden, beispiellos leicht verarzten ließen. Viele unserer domestizierten Katzenpatienten wehrten sich wie wild, bis wir sie schlafen geschickt hatten, und Katzen, die Pfoten und Zähne als Waffen einsetzen, können ziemlich viel Schaden anrichten. Olly und Ginny jedoch zappelten zwar verzweifelt, machten aber keinerlei Anstalten zu beißen und fuhren nicht einmal die Krallen aus.
    Siegfried stellte kurz und bündig fest: »Diese kleinen Dinger sind zwar starr vor Angst, aber sie verhalten sich absolut friedlich. Ob viele Katzen so sind wie diese hier?«
    Mir war ein wenig eigenartig zumute, als ich die Operationen ausführte und auf die kleinen schlafenden Gestalten hinuntersah. Dies waren meine Katzen, aber erst jetzt konnte ich sie zum ersten Mal anfassen, sie, wie ich es mir gewünscht hatte, gründlich untersuchen und die Schönheit ihres Fells und ihrer Zeichnung bewundern.
    Nachdem sie aus der Narkose aufgewacht waren, brachte ich sie nach Hause, und als ich die beiden aus dem Käfig herausließ, huschten sie sofort zu ihrem Bett im Holzschuppen. Wie nach solchen

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