Alles fuer die Katz
werden wir wohl leider nie erfahren.«
Helen schaute wieder auf die kleinen Wesen, die mit dem Kopf in der Schüssel nebeneinander hockten. »Glaubst du, sie hat sie einfach im Stich gelassen?«
»Kann sein. Sie war ein mütterliches und fürsorgliches kleines Ding, und ich habe das Gefühl, sie hat sich so lange umgesehen, bis sie ein gutes Zuhause für sie gefunden hat. Sie ist erst fortgegangen, als sie sah, dass sie sich allein durchschlagen konnten, und vielleicht ist sie nun zu ihrem Leben im Freien zurückgekehrt. Sie war ja eine ganz Wilde.« Es blieb ein Geheimnis, aber eines war sicher: Die Kätzchen hatten ein Plätzchen gefunden. Und noch etwas war sicher: Sie würden sich nie zähmen lassen. Sosehr wir uns auch bemühten, wir konnten sie nie anfassen, und all unsere Versuche, sie ins Haus zu locken, waren umsonst.
Eines feuchten Morgens sahen Helen und ich aus dem Küchenfenster auf die beiden, die auf der Mauer saßen und auf ihr Frühstück warteten, das Fell durchnässt, die Augen vor dem strömenden Regen fast geschlossen.
»Die armen Kleinen«, sagte Helen. »Ich ertrage es nicht, sie bei der Nässe und Kälte da draußen zu sehen; wir müssen sie hereinholen.« »Bloß wie? Wir haben es ja oft probiert.«
»Ja, ich weiß, aber lass es uns noch einmal versuchen. Vielleicht sind sie bei dem Regen doch froh, wenn sie hereinkommen können.«
Wir bereiteten ihnen eine Mahlzeit ans frischem, in kleine Bröckchen geschnittenem Fisch zu, eine Delikatesse, der Katzen nicht widerstehen können. Ich ließ sie daran schnuppern, und dann stellte ich die Mahlzeit in der Küche direkt hinter die Tür und zog mich aus ihrem Sichtkreis zurück. Doch während wir durch das Fenster zusahen, verharrten die beiden reglos im Platzregen, den Blick fest auf den Fisch geheftet, aber entschlossen, nicht durch diese Tür zu gehen. Das kam eindeutig nicht infrage.
»In Ordnung, ihr habt gewonnen«, sagte ich und stellte das Fressen auf die Mauer, wo es sofort verschlungen wurde.
Ich schaute ihnen mit dem Gefühl zu, eine Niederlage erlitten zu haben, als Herbert Platt, einer der Männer von der Müllabfuhr, um die Ecke kam. Bei seinem Anblick sausten die Kätzchen davon, und Herbert lachte.
»Ah, ich sehe, Sie haben sich dieser Katzen angenommen. Einen leckeren Bissen kriegen die da zu fressen.«
»Ja, aber sie wollen nicht reinkommen.«
Er lachte wieder. »Tja, das werden sie auch nie tun. Ich kenne diese Katzenfamilie seit Jahren, und all ihre Vorfahren auch. Ich hab die Katzenmutter gesehen, als sie zum ersten Mal hier aufgetaucht ist. Davor hat sie bei der alten Mrs. Caley hinter dem Hügel gewohnt. Ich erinnere mich auch an die Mutter von dieser Katze, die lebte unten auf der Farm von Billy Tate. Diese Katzen sind, soviel ich weiß, schon ewig und drei Tage hier.«
»Du meine Güte, wirklich?«
»Ja, und ich hab nie gesehen, dass eine von ihnen in ein Haus gegangen wäre. Die sind wild, richtig wild.«
»Ja, danke, Herbert, dadurch wird uns vieles klarer.«
Er lächelte und hievte eine Mülltonne hoch. »Dann werd ich mal verschwinden, damit sie zu Ende frühstücken können.«
»Also, der Fall ist klar, Helen«, sagte ich. »Jetzt wissen wir Bescheid. Sie werden immer draußen sein, aber wir können sie wenigstens etwas besser unterbringen.«
Das Ding, das wir Holzschuppen nannten und wo ich für sie Stroh zum Schlafen ausgelegt hatte, war eigentlich überhaupt kein Schuppen. Es hatte ein Dach, war aber auf einer Seite völlig offen, und auf den anderen drei Seiten waren breite Ritzen zwischen den Latten. Der Wind konnte ständig durchblasen, weshalb der Schuppen zwar zum Trocknen von Holz sehr geeignet, aber eine schrecklich zugige Behausung war.
Ich ging den grasbewachsenen Abhang hinauf und stellte eine Sperrholzplatte als Windfang auf. Dann baute ich aus Holzscheiten einen Schutzwall rings um das Strohlager und trat leicht schnaufend zurück.
»Gut«, sagte ich. »Jetzt werden sie es hier drin schön gemütlich haben.«
Helen nickte zustimmend, setzte jedoch noch eins drauf. Hinter meinen Windfang stellte sie eine offene Kiste, in der Kissen lagen. »So, nun brauchen sie nicht mehr auf dem Stroh zu schlafen; in dieser schönen Kiste werden sie es warm und bequem haben.«
Ich rieb mir die Hände. »Prima. Jetzt brauchen wir uns keine Sorgen mehr um sie zu machen. Es wird ihnen richtig Spaß machen, hier hereinzukommen.«
Von diesem Augenblick an boykottierten die Kätzchen den Schuppen. Sie
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