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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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Boris meinen bloßen Anblick, und das Gefühl war gegenseitig.
    Aber dies war eine der wenigen Wolken an einem meist heiteren Himmel. Ich hatte auch weiterhin Freude an meinen Besuchen bei Mrs. Bond, und das Leben nahm einen friedlichen Lauf, abgesehen vielleicht von einigen Neckereien seitens meiner Kollegen, die nicht verstanden, dass ich so viel Zeit an einen Haufen Katzen verschwendete. Siegfried teilte ihre Meinung voll und ganz, denn er war prinzipiell dagegen, dass die Leute sich Haustiere hielten. Er hatte dafür einfach kein Verständnis und machte jedem, der es hören wollte, seinen Standpunkt klar. Dabei hatte er selbst fünf Hunde und zwei Katzen. Die Hunde fuhren ständig überall mit hin, und er duldete nicht, dass jemand anders als er sie und die Katzen fütterte. Abends, wenn er im Sessel am Kaminfeuer saß, lagen alle sieben Tiere zu seinen Füßen. Er ist auch heute noch ein leidenschaftlicher Gegner von Haustieren, obwohl ihn beim Fahren längst eine neue Generation von Hunden schwanzwedelnd begleitet und er Besitzer von mehreren Katzen, einigen Aquarien und zwei Schlangen ist.
    Tristan kam nur ein einziges Mal zu Mrs. Bond mit. Leicht verlegen ging ich vor ihm her durch den Garten. Mit ein Grund für meine gute Beziehung zu Mrs. Bond war mein liebevolles Interesse für ihre Schützlinge.
    Mochten sie auch noch so wild und wütend sein, ich zeigte stets nur Sanftmut, Geduld und Besorgnis; und ich brauchte nicht einmal zu schauspielern, denn es entsprach einfach meiner Natur. Aber jetzt war ich von der bangen Sorge erfüllt, ob Tristan mein Verhalten den Katzen gegenüber wohl gutheißen würde.
    Mrs. Bond, die an der Haustür wartete, hatte die Situation sofort erfasst und hielt zwei Paar Handschuhe bereit. Tristan ließ sich seine Überraschung nicht anmerken, sondern dankte ihr vielmehr mit seinem üblichen Charme. Doch als er die Küche betrat, den scharfen Geruch einatmete und das Gewimmel von Katzen sah, merkte man ihm sein Erstaunen doch an.
    »Leider handelt es sich um Boris, Mr. Herriot«, sagte Mrs. Bond. »Er hat einen Knochensplitter zwischen den Zähnen.«
    »Boris!« Mir blieb vor Schreck die Luft weg. »Wie um alles in der Welt sollen wir ihn einfangen?«
    »Schon erledigt!«, erwiderte sie zufrieden.
    »Ich hab ihn mit ein paar Happen von seiner Lieblingsnahrung in diesen Katzenkorb gelockt.«
    Tristan legte die Hand auf den großen, geflochtenen Korb auf dem Tisch. »Er ist hier drin, nicht wahr?«, fragte er beiläufig. Er schob den Riegel zurück und öffnete den Deckel. Tristan und Boris sahen einander gespannt an, dann sprang ein geschmeidiger schwarzer Körper lautlos an ihm vorbei und war mit einem Satz oben auf dem Schrank.
    »Mein Gott!«, sagte Tristan. »Was war das?«
    »Das war Boris«, erwiderte ich, »und jetzt müssen wir sehen, wie wir ihn wieder einfangen.«Ich kletterte auf einen Stuhl, legte meine Hand vorsichtig auf die obere Schrankkante und rief mit leiser, weicher Stimme Boris’ Namen.
    Tristan schien die Sache zu lange zu dauern: Er sprang plötzlich hoch und packte Boris beim Schwanz, doch er konnte ihn nur einen Augenblick fest halten. Mühelos riss der große, schwere Kater sich los und sauste wie vom Teufel besessen durch die Küche, über Schränke und Kommoden hinweg, an Vorhängen hinauf und hinunter.
    Tristan postierte sich an einem strategischen Punkt, und als Boris an ihm vorüberschoss, schlug er mit dem Handschuh nach ihm.
    »Verfehlt!«, rief er bekümmert. »Aber jetzt... da kommt er wieder... halt, du schwarzes Biest! Verdammt noch mal, er lässt sich nicht fangen!«
    Vom Lärm herabfallender Teller, Töpfe und Pfannen und von Tristans Rufen und hastigen Bewegungen aufgeschreckt, rannten nun auch die zahmen kleinen Innenkatzen umher und warfen um, was Boris verfehlte. Der Aufruhr und das Getöse drangen sogar bis zu Mr. Bond durch, denn er hob einen Augenblick den Kopf und blickte leicht überrascht auf, ehe er sich wieder seiner Zeitung zuwandte.
    Tristan, von Jagdfieber gepackt, fand die Sache außerordentlich amüsant. Ich krümmte mich innerlich, als er mir beglückt zurief: »Treiben Sie ihn weiter, Jim, bei der nächsten Runde krieg ich ihn!«
    Es gelang uns nicht, Boris einzufangen. Wir mussten darauf vertrauen, dass der Knochensplitter sich früher oder später von selbst löste. So war es insgesamt keine sehr erfolgreiche Visite, doch Tristan lächelte zufrieden, als wir in den Wagen stiegen.
    »Das war großartig, Jim. Ich ahnte

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