Alles fuer die Katz
und wieder kamen sie ruhig herein und leisteten keinen Widerstand, als ich die Behandlung wiederholte, ihnen Spritzen gab, Augen und Nase auswischte, in den Mündern nach Zungengeschwüren suchte, und sie herumtrug wie langjährige Hausgenossen.
Dies wiederholte sich eine Woche lang jeden Tag. Der Ausfluss wurde eitriger, und das markerschütternde Niesen schien sich gar nicht zu bessern, doch dann, als ich schon die Hoffnung verlor, fingen sie an, ein wenig zu fressen und – ein deutliches Zeichen – waren nicht mehr so erpicht darauf, ins Haus zu kommen.
Wenn ich sie doch hereinlockte, waren sie verkrampft und unglücklich, während ich sie verarztete, und schließlich konnte ich sie gar nicht mehr anfassen. Sie waren längst nicht gesund, deshalb mischte ich lösliches Oxytetpulver in ihre Mahlzeiten und behandelte sie damit weiter.
Das Wetter war noch schlechter geworden. Feine Schneeflocken wirbelten im Wind, doch es kam der Tag, an dem sie sich weigerten hereinzukommen, und wir sahen ihnen wieder durchs Fenster beim Fressen zu. Doch zumindest hatte ich die Genugtuung zu wissen, dass sie mit jedem Bissen weiter ihr Antibiotikum bekamen.
Während ich diese Langzeittherapie durchführte und sie tagtäglich aus der Küche beobachtete, stellte ich erfreut fest, dass das Niesen nachließ, der Ausfluss trocknete und die Katzen allmählich wieder Fleisch ansetzten.
An einem frischen sonnigen Märzmorgen schaute ich, wie Helen ihnen ihr Frühstück auf die Mauer stellte. Olly und Ginny, geschmeidig wie Seehunde, die Gesichter sauber und trocken, die Augen klar, kamen mit runden Buckeln über die Mauer spaziert und schnurrten wie Außenbordmotoren. Sie hatten es mit dem Fressen nicht eilig; sie freuten sich unverkennbar, Helen zu sehen.
Während sie vor und zurück trippelten, fuhr Helen ihnen sanft mit der Hand über Kopf und Rücken. Diese Art Streicheln gefiel ihnen – es war nicht übertrieben, und sie waren dabei ständig in Bewegung.
Ich hatte das Gefühl, mich an dem Treiben beteiligen zu sollen, und trat aus der offenen Tür.
»Ginny«, sagte ich und streckte eine Hand aus. »Komm her, Ginny.« Das kleine Wesen unterbrach seine Promenade auf der Mauer und schaute mich aus sicherer Entfernung zwar nicht feindselig, aber mit dem alten Misstrauen an. Als ich versuchte, mich ihr noch weiter zu nähern, sprang sie fort.
»Okay«, sagte ich, »es hat wohl auch keinen Zweck, es bei dir zu versuchen, Olly.« Der schwarzweiße Kater wich vor meiner ausgestreckten Hand zurück und bedachte mich mit einem unverbindlichen Blick. Es war deutlich, dass er meine Meinung teilte.
Beschämt rief ich den beiden zu: »He, erinnert ihr euch denn nicht mehr an mich?« Aus ihrem Blick war zweifelsfrei abzulesen, dass sie sich sehr wohl an mich erinnerten – nur nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Die Enttäuschung traf mich wie ein schmerzhafter Stich. Trotz all meiner Bemühungen war ich wieder da gelandet, wo ich angefangen hatte.
Helen lachte. »Sie sind doch ein kurioses Pärchen, aber sehen sie nicht prächtig aus! Sie machen einen absolut gesunden Eindruck. Das sagt doch einiges über die Vorteile einer Freilufttherapie.«
»Ja, in der Tat«, sagte ich und lächelte ironisch. »Es sagt aber auch ein bisschen was über den Vorteil, einen Tierarzt im Haus zu haben.«
5 - Emily und der Gentleman
Als ich aus dem Auto stieg, um das Tor zur Farm zu öffnen, betrachtete ich neugierig den merkwürdig aussehenden Bau auf dem Grasstreifen, der im Windschatten der Bruchsteinmauer stand und von dem aus man einen Blick über das ganze Tal haben musste. Es hatte den Anschein, als habe man bahnenweise Persenning über Metallstäbe gebreitet, um daraus eine Art Behausung zu machen. Es sah aus wie ein großes schwarzes Iglu, aber wofür?
Während ich noch darüber nachsann, teilte sich der sackartige Vorhang am vorderen Teil, und ein großer, weißhaariger Mann erschien. Er reckte sich, schaute sich um, klopfte sich den Staub aus dem alten Gehrock und setzte die Art Melone mit hoher Krempe auf, die zu viktorianischen Zeiten in Mode gewesen war.
Er schien mich nicht zu bemerken, während er dastand, tief einatmete und das Heidemoor betrachtete, das von der Straße bis zu dem weit unten liegenden Wildbach abfiel; ein Weilchen später drehte er sich zu mir um und lüftete würdevoll den Hut. »Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen«, murmelte er mit einer Stimme, die einem Erzbischof gehört haben könnte.
»Morgen«,
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