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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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grüßte ich zurück und kämpfte mit meiner Überraschung. »Ein herrlicher Tag.«
    Seine feinen Gesichtszüge entspannten sich, und er lächelte. »Ja, das ist wahr.« Dann beugte er sich nieder und zog den Vorhang auf. »Komm, Emily.«
    Während ich ungläubig zuschaute, kam mit zierlichen Schritten eine kleine Katze heraus getrippelt, und als sie sich genüsslich streckte, befestigte der Mann eine Leine an ihrem Halsband. Er drehte sich noch einmal zu mir um und lüftete wiederum den Hut. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Dann schlugen Mann und Katze in gemächlichem Tempo den Weg in Richtung des Dorfes ein, dessen Kirchturmspitze einige Meilen weiter hinten an der Straße gerade noch zu sehen war.
    Ich ließ mir Zeit beim Öffnen des Gatters und sah den kleiner werdenden Gestalten nach. Mir war fast so zumute, als hätte ich eine Erscheinung gesehen.
    Ich befand mich außerhalb meines gewöhnlichen Territoriums, weil ein treuer Kunde, Eddy Carless, diese Farm, die fast zwanzig Meilen von Darrowby entfernt lag, übernommen und uns die Ehre erwiesen hatte, unsere Praxis zu bitten, ihn auch weiterhin zu betreuen. Wir hatten Ja gesagt, obwohl es unbequem sein würde, so weit zu fahren, ganz besonders mitten in der Nacht.
    Die Farm lag zwei Felder von der Straße zurück, und als ich auf den Hof fuhr, sah ich Eddy die Treppe vom Kornspeicher herunterkommen. »Eddy«, sagte ich, »ich habe gerade etwas sehr Seltsames gesehen.«
    Er lachte. »Sie brauchen es mir gar nicht erst zu sagen. Sie haben Eugene gesehen.«
    »Eugene?«
    »Ja, richtig. Eugene Ireson. Er wohnt hier.«
    »Was!?«
    »Es ist wahr – das ist sein Haus. Er hat es vor zwei Jahren selbst gebaut, und dann ist er eingezogen. Früher war das die Farm meines Dads, wie Sie ja wissen, und er hat mir oft von ihm erzählt. Er ist aus dem Nirgendwo hierher gekommen und hat sich mit seiner Katze in dieser lustigen Behausung eingerichtet.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass man ihm erlaubt, sich auf dem Grasstreifen häuslich niederzulassen.«
    »Nein, ich auch nicht, aber offenbar hat sich niemand daran gestört. Und ich sag Ihnen noch was Komisches. Er ist ein gebildeter Mensch und der Bruder von Cornelius Ireson.«
    »Von Cornelius Ireson, dem Industriellen?«
    »Genau dem. Dem Multimillionär. Er lebt auf dem Grundbesitz, den man auf der Straße nach Brawton nach ungefähr fünf Meilen passiert. Sie haben bestimmt das große Wächterhaus am Tor gesehen.«
    »Ja... ich kenne es... aber wie...?«
    »Keiner kennt die Geschichte ganz genau, aber es sieht so aus, als habe Cornelius alles geerbt und sein Bruder nichts bekommen. Es heißt, Eugene sei in der ganzen Welt herumgefahren, habe in wilden Ländern im Freien gelebt und alle möglichen Abenteuer bestanden, aber ganz gleich, wo er auch gewesen sein mag, er ist nach Nord-Yorkshire zurückgekommen.«
    »Aber warum lebt er in dieser seltsamen Behausung?«
    »Das ist ein Rätsel. Ich weiß, dass er nichts mit seinem Bruder zu schaffen hat. Umgekehrt ist es ebenso. Jedenfalls scheint er da unten glücklich und zufrieden zu sein. Mein Dad hat ihn sehr gern gehabt, und der alte Junge ist ab und zu auf die Farm gekommen und hat hier gegessen und ein Bad genommen. Das macht er immer noch, aber er ist sehr unabhängig. Liegt niemandem auf der Tasche. Geht regelmäßig runter ins Dorf zum Einkaufen und wegen seiner Rente.«
    »Und immer mit seiner Katze?«
    »Ja.« Eddy lachte noch einmal. »Immer mit seiner Katze.«
    Wir gingen in die Ställe, um mit dem Tuberkulintest anzufangen, doch während ich ein ums andere Mal schnitt und maß und Injektionen gab, ging mir die Erinnerung an dieses komische Pärchen nicht mehr aus dem Kopf.
    Als ich drei Tage später am Tor zur Farm ankam, um die Tuberkulintests abzulesen, saß Mr. Ireson auf einem Korbstuhl in der Sonne und las, die Katze auf dem Schoß.
    Als ich ausstieg, lüftete er wie zuvor den Hut. »Guten Tag. Ein sehr schöner Tag heute.«
    »Ja, da haben Sie Recht.« Während ich sprach, sprang Emily herunter und stolzierte durchs Gras, um mich zu begrüßen, und als ich sie unter dem Kinn kraulte, machte sie einen Buckel und strich mir schnurrend um die Beine.
    »Was für ein hübsches kleines Tier«, sagte ich.
    Der Ausdruck das alten Mannes veränderte sich, wurde mehr als Höflichkeit. »Sie mögen Katzen?«
    »Ja. Ich hab sie schon immer gemocht.« Während ich mit dem Streicheln fortfuhr und dann spielerisch an ihrem Schwanz zog, schaute das hübsche

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