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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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getigerte Gesicht zu mir hoch, und das Schnurren steigerte sich zu einem Crescendo.
    »Emily scheint Sie ja sehr sympathisch zu finden. Ich habe sie noch nie so überschwänglich gesehen.«
    Ich lachte. »Sie weiß, was ich empfinde. Katzen wissen das immer – es sind sehr kluge Tiere.«
    Mr. Ireson strahlte zustimmend. »Ich habe Sie doch neulich gesehen, nicht wahr? Sie haben geschäftlich mit Mr. Carless zu tun?«
    »Ja, ich bin sein Tierarzt.«
    »Oh... ich verstehe. Sie sind also Tierarzt, und meine Emily findet Ihren Gefallen.«
    »Anders könnte es ja auch gar nicht sein. Sie ist schön.«
    Der alte Mann schien vor Dankbarkeit förmlich aufzublühen. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Er zögerte. »Ich frage mich, Mr.... äh...«
    »Mr. Herriot.«
    »Ah ja, ich frage mich, Mr. Herriot, ob Sie wohl die Güte haben würden, eine Tasse Tee mit mir zu trinken, wenn Sie mit Ihren Angelegenheiten bei Mr. Carless fertig sind?«
    »Das tue ich gern. Es dauert keine Stunde, dann bin ich fertig.«
    »Prächtig, prächtig. Ich freue mich also darauf, Sie dann zu sehen.«
    Das Testergebnis bei Eddy war einwandfrei. Kein einziger positiver Befund, nicht einmal ein Verdacht. Ich notierte die Einzelheiten in meinem Testbuch und lief eilig wieder auf dem Farmweg zurück.
    Mr. Ireson wartete am Tor. »Es ist ein bisschen kühl geworden«, sagte er. »Ich denke, wir sollten lieber hineingehen.« Er führte mich hinüber zu dem Iglu, zog die Säcke beiseite und hieß mich mit altehrwürdiger Grazie eintreten.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz«, murmelte er und wies mir mit einer Handbewegung einen Platz an, der wie ein ehemaliger Autositz aus zerrissenem Leder aussah, während er sich auf den Korbstuhl sinken ließ, den ich draußen schon gesehen hatte.
    Während er zwei Becher zurechtstellte, dann den Kessel von einem Primuskocher nahm und aufzugießen begann, betrachtete ich das Interieur. Da waren eine Campingliege, ein dickbauchiger Rucksack, eine Reihe Bücher, eine Grubenlampe, ein niedriger Schrank und ein Korb, in dem Emily sich häuslich niedergelassen hatte.
    »Milch und Zucker, Mr. Herriot?« Der alte Mann neigte würdevoll den Kopf. »Aha, ohne Zucker. Ich habe ein paar Rosinenbrötchen, nehmen Sie sich doch eines. Unten im Dorf gibt es eine ausgezeichnete kleine Bäckerei, da bin ich Stammkunde.«
    Ich biss in das Rosinenbrötchen, nippte am Tee und betrachtete verstohlen die Reihe Bücher. Ausschließlich Gedichtbände. Blake, Swinburne, Longfellow, Whitman, alle ramponiert und zerlesen.
    »Sie mögen Gedichte?« sagte ich.
    Er lächelte. »Ja. Ich lese auch andere Sachen – der Wagen der öffentlichen Bibliothek kommt jede Woche hier herauf –, doch ich greife immer wieder auf meine alten Freunde zurück, insbesondere diesen hier.« Er hielt den eselsohrigen Band hoch, in dem er zuvor gelesen hatte. The Poems of Robert W. Service.
    »Der gefällt Ihnen, was?«
    »Ja. Service ist wohl mein Lieblingsdichter. Vielleicht nicht gerade klassische Dichtung, aber seine Verse rühren tief in meinem Inneren etwas an.« Er betrachtete das Buch, und dann schauten seine Augen über mich hinweg an einen Ort, den nur er kannte. In dem Augenblick fragte ich mich, ob vielleicht Alaska oder das wilde Yukon Territory der Schauplatz seiner Wanderungen gewesen war, und einen Moment lang hoffte ich, er würde mir vielleicht etwas aus seiner Vergangenheit erzählen, doch darüber schien er nicht sprechen zu wollen. Er wollte über seine Katze reden.
    »Es ist etwas ganz Außergewöhnliches, Mr. Herriot. Ich habe mein ganzes Leben lang allein gelebt und mich nie einsam gefühlt, doch jetzt weiß ich, dass ich ohne Emily schrecklich allein wäre. Klingt das für Sie töricht?«
    »Ganz und gar nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass Sie früher kein Haustier gehabt haben. Oder hatten Sie eins?«
    »Nein, nicht. Anscheinend habe ich es nie lange genug an einem Ort ausgehalten. Ich habe Tiere sehr gern, und es hat Zeiten gegeben, da meinte ich, ich besäße vielleicht gern einen Hund, aber nie eine Katze. Ich habe so oft gehört, dass Katzen keine Zuneigung schenken, dass sie an sich selbst genug haben und nie wirklich jemanden mögen. Stimmen Sie dem zu?«
    »Natürlich nicht. Das ist absoluter Unsinn. Katzen haben zwar einen ganz eigenen Charakter, aber ich habe Hunderte von freundlichen, zärtlichen Katzen behandelt, die ihren Besitzern treue Freunde sind.«
    »Ich bin so froh, Sie das sagen zu hören, weil ich mir ein wenig

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