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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Herren-Sandalen angezogen. Mädy schaute sie böse an: »Du hast ja doch bei ihm gepennt. Das finde ich echt jetzt sehr doof!«
    Zenzi schaute sie nur herablassend an: »Na und! Du hättest doch auch viel lieber bei deinem Ex gepennt.«
    Womit sie nicht so falsch lag, wie ich wusste.
    Schweigend aßen die drei Frauen – ich nenn’ sie einfach mal so – dann dieses Labberzeug, dass ihr unter die besten Würste und Fleischstücke pappen müsst. In diesem Zusammenhang möchte ich sowieso einmal anmerken, dass ihr ein seltenes Talent habt, eure Speisen zu versauen. Unter Wurst – wie schon gesagt – schiebt ihr dieses nach Nichts schmeckende Zeug. Zu eurem warmen Fleisch esst ihr diese runden Kartoffeln und verschiedene Gras-Sorten. Bei einem dreckigen Schwein, dessen Fleisch ich übrigens ganz hervorragend finde, habt ihr keine Bedenken. Aber so eine kleine, leckere saubere Maus verspeist ihr nicht. Ihr seid schon eine seltsame Rasse, ich glaube sogar, dass ihr die seltsamsten Paradiesvögel seid. Schaut mal! Zugegeben, ein Wildschwein kann schon in einem Wald eine große Fläche zerwühlen und auch wir Katzen pullern schon einmal auf Teppichböden (die übrigens ganz furchtbar riechen). Aber seht euch dagegen einmal das harte schwarze Zeug an, über das eure Autos fahren, oder diese harten grauen Steine, ihr nennt sie Beton. Ich frage euch, wo wollt ihr denn scharren, wenn ihr einmal Lust dazu verspürt? Auch wir Katzen müssen oft viele Meter laufen, wenn wir mal im Boden wühlen wollen.
    Während mir diese und ähnliche schwerwiegenden Gedanken durch den Kopf gingen, hatten die drei Tanten ihr Essen beendet. Ich muss noch anmerken, dass mir keine etwas abgegeben hat. Allerdings hatte ich auch meinen Gib-mir-was-Blick nicht aufgesetzt. Dann verkrümelten die drei sich, mussten irgendwo etwas studieren.
    Nun hatte ich erst einmal Ruhe.
    Ich wollte gerade mit meiner Nase die kalte Kiste knacken, um mir etwas Essbares zu beschaffen, da hörte ich einen lauten Rülpser: Aha, Hondi war offensichtlich auch wach geworden.
    In weißer Unterhose und Unterhemd, diese weißen, gerippten, die Eduard auch immer trägt, schwankte Hondi in die Küche. Dann bewies er guten Geschmack. Er aß die Wurst – die die anderen in der kalten Kiste versteckt hatten – ohne Brot.
    Mehrere Scheiben rollte er zusammen und biss herzhaft rein. Mir warf er gleich mehrere Stücke zu und öffnete sich dann, unterlegt mit einem Rülpser, eine Flasche.
    »Na Alter, sagte er zu mir, »ich muss auch noch in die Gänge kommen.«
    Dann schlurfte er aus dem Zimmer. Ich hörte noch mehrmals sein Luftausstoßen, wir Katzen können dies leider nicht, und wenig später eine zufallende Tür.
    Hondi war also auch gegangen. Die Wohnung gehörte erst mal mir. Ich begann meine Erkundungsreise auf dem Flur. Was soll ich viel erzählen? Wer einmal in so einer Gemeinschaft des Wohnens war, kann sich die Zimmer sicher lebhaft vorstellen. An den Wänden hingen bärtige Männer, die sehr, sehr alt aussahen, aber alle einen Kick von Frische in ihren Augen hatten. Die Betten in der WG waren herrlich.
    Hildegard dagegen schritt jeden Morgen zum »Bettenmachen«. Sie zog alles straff und setzte zu allem Überfluss auch noch eine Puppe mit schwarzen Haaren in die Mitte. Mit einem Karateschlag wurde dann noch ein Kissen geknickt.
    Als Katze konnte man (besser: ich) nicht einen Schritt auf Hildegards Schlafhäuschen machen, ohne später entdeckt und dafür bestraft zu werden.
    Aber in der WG: alle Betten waren herrlich durcheinander und rochen auch überhaupt nicht nach diesen Saubermach-Mitteln, die Hildegard fast jede Woche an die Wäsche mischte. Hier schnüffelte alles herrlich nach viel, viel Mensch, Schweiß und Füßen.
    Kurzum: Mir machte es in den folgenden Tagen immer eine riesige Freude, in diesen Betten mein Morgenschläfchen zu halten. Keiner hat je entdeckt, dass ich es mir in den Betten reihum gemütlich gemacht habe. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich vor allen Dingen im Bett der Schrillen mit einer diebischen Freude geschlafen habe.
    Da zu der WG auch ein Balkon gehörte, auf dem die Mittagssonne schien, fehlte es mir an nichts. Langsam aber sicher kehrte nämlich in den nächsten Tagen auch der Frieden zwischen mir und der Schrillen ein. Es ging sogar soweit, dass sie mir öffentlich, das heißt, wenn die anderen Schnapsnasen dabei waren, Wurststücke vom Tisch zuwarf. Man diskutierte auch nicht mehr darüber, wer nun für mein Essen zuständig sei.

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