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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Alle brachten mir etwas mit, ein besonderes Fest war es immer, wenn der Langhaarige die Wurstreste austeilte.
    Sieht man einmal davon ab, dass Hondi mir regelmäßig ein paar Würste wegfraß, war dies immer ein Ereignis für mich. Ja, ich muss sogar zugeben, dass ich mich ganz besonders wohlfühlte. Ihr müsst euch vorstellen: Rundum satt, draußen regnete es, die Mitglieder der WG saßen um einen Tisch, eine Kerze brannte und alle tranken – ich natürlich nicht – aus Flaschen.
    Das hatte schon was und mir fiel es immer schwerer, an Abschied zu denken. Aber dann kam mir wieder das Mädchen in den Sinn und mein Entschluss stand fest: Da wollte ich hin, da gehörte mein Herz hin.
    Also musste ich mich langsam auf den Abschied einstellen. Aus der Wohnung rauszukommen war kein Problem. Hondi ließ nämlich oft die Eingangstür aufstehen und musste sich dann in langen Diskussionen dafür verantworten. Dabei meckerte Terror immer, dass es überhaupt nicht um die Sicherung »bürgerlichen Eigentums« gehe, sondern vielmehr darum, »dass wir dem Verfassungsschutz nicht Tür und Tor öffnen«.
    Dann sprach er wieder von »Aktionen«, von der »Überwindung« irgendwelcher Zustände und noch allerlei Zeug, das ich nicht verstand.
    Ich sollte es aber kennen lernen.
    »Stellt euch vor, ja«, sagte eines Tages der Langhaarige, »morgen, ja, findet in Schleiden eine Fete statt, ja. »
    Es ging bei der geplanten Feier, so habe ich es wenigstens in Erinnerung, um ein »Solidaritäts-Essen« mit irgend einem fremden Land, das da liegt, wo die Indianer herkommen. Der Langhaarige erzählte, dass es gute Musik, Essen und Trinken gebe. Ich frage mich nur, was die Indianer davon haben, wenn in Schleiden irgendwelche Menschen an sie denken und dabei Musik hören, fressen und saufen?
    Aber das ist wohl Politik und davon verstehe ich nichts.
    Die Mitteilung über das Indianer-Fest stieß bei meinen Freunden, ich meine das übrigens gar nicht so ironisch, auf helle Begeisterung. Mehrere Stunden saß man um einen Tisch zusammen und schrieb Worte und Sätze auf Papier. Sie waren über ihre Ergüsse hellauf begeistert. Man schlug sich auf die Schenkel, stand auf, las alles vor, änderte einiges und alle waren ganz aufgeregt. Schließlich, viele Kerzen und Flaschen später, war das Werk fertig. Mädy musste es mit einer schreibenden Maschine sauber abtippen, und dann machte man davon viele Blätter, die beim Saufen und Fressen verteilt werden sollten.
    Eins frage ich mich allerdings – ihr könnt mich verbessern, wenn ich falsch liege. Wenn sich auf einem großen Menschenfest Leute treffen, die alle die gleiche Meinung haben, dann ist es doch überflüssig, dass man ihnen auch noch Zettel gibt, auf denen auch nur das steht, was diese Menschen glauben! Ganz schön kompliziert diese Frage. Daran habt ihr jetzt bestimmt zu knacken.
    Aber auch dies ist sicher Politik und davon verstehe ich – wie gesagt – ja nichts.
    Der große Tag des Sauf- und Trinkfestes rückte immer näher. Auf ein Betttuch wurden Worte geschrieben, die den Indianern sagen sollten, dass man sie gerne hat.
    »Ob die Indianer das jemals erfahren werden?«, fragte ich mich.
    Apropos Betttuch: Für ihre Malaktion holten sie ausgerechnet das Stöffchen aus dem Bett von Hondi, das herrlich nach Menschenschweiß roch. Ich hatte immer gerne darin geschlafen. Aber Hondi meinte, dass ihn die Löcher sowieso stören würden (mich haben die nie gestört ) und dass es nach zwei Jahren auch Zeit wäre, einmal die Bettwäsche zu wechseln.
    Als sie mir meine Lieblingsdecke vollpinselten, war es nur noch eine Nacht bis zum großen Fest. Ich freute mich schon auf einen ruhigen Abend: »Nur nachts, wenn alle nach Hause kommen, wird es sicher wieder laut werden.«
    Nach solchen Festen schloss Hondi sich nämlich immer in das Zimmer ein, wo ihr Menschen euch in Wasser setzt und auch das Menschen-Klöchen stehen habt. Dann hörte man immer Brüllgeräusche von Hondi, danach ließ sich der Schwankende auf
sein Bett fallen. In solchen Nächten habe ich nie bei ihm im Zimmer geschlafen, weil es dann ganz bitter roch. Nun denn, als ich mich gerade auf diesen ruhigen Abend freute, kam Terror plötzlich mit einer blödsinnigen Idee raus: »Wir nehmen die Katze mit, näh!«
    Das Sackgesicht meinte doch tatsächlich mich.
    »Damit dokumentieren wir, dat wir auf sone Solidaritäts- Veranstaltung nicht nur mit unseren Kindern, näh, sondern auch mit unseren Haustieren erscheinen, näh.«
    Kinder? Ich

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