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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Ruhe an die Rur zurück. Ich wanderte dann durch einen trockenen Straßengraben, sicher war sicher. Immerhin hatte ich keine Lust, hier draußen von euch plattgefahren zu werden. Die Krähen hätten sich zwar gefreut, aber ich bin nicht da, um diesen schwarzen Mistviechern den Mittagstisch zu decken.
    Nachdem ich recht lange marschiert war, sah ich plötzlich mitten im Wald ein Haus stehen. Es war grün gestrichen, über der Tür hatte jemand einen Knochen mit Stangen angenagelt. Häuser, vor allen Dingen mit Knochen über der Tür, bedeuten etwas zu essen. Und vielleicht, so dachte ich, sind auch die Bewohner für Menschenverhältnisse ganz in Ordnung.
    Ich schlich also geradewegs auf die Tür zu und setzte mich davor. Kein Mucks war zu hören. Erst nach langem Warten kam ein dicker Mann mit grünen Kleidern und einem dieser fürchterlichen Dackel.
    Als das Hundevieh mich sah, riss es an der Leine und stellte sich an, als hätte ich gerade ein Stück Fleisch gestohlen. Weil der Dackel so einen Lärm machte, sah mich der dicke Mann sofort: »Schau mal«, sagte er zu einer Frau, die wohl auch durch diesen kleinen Misthund angelockt worden war, »eine streunende Katze. Da kann ich kein Risiko eingehen.«
    Er nahm eine lange Stange von seinem Rücken, knackte an dieser rum und hielt sie auf mich gerichtet. Mir blieb, zum zweiten Male an diesem verdammten Tag, fast das Herz stehen.
    Ich wusste nämlich genau, dass aus diesen Stöcken erst ein Knall und dann der Tod kommt.
    »Das war’s dann wohl«, dachte ich, aber die Frau schrie: »Nein! Nicht!«
    Der Mann schaute sie verdattert an: »Das ist doch das Kätzchen« – in so einem Fall darf man sogar Kätzchen zu mir sagen – »von dem Mönch auf dem Fahrrad. Ist bestimmt weggelaufen.«
    Die Frau schob sich an dem Mann vorbei und nahm mich hoch. Puh, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich war. Die beiden, das Dackelvieh wurde draußen angebunden, gingen wieder in das Haus zurück, wo im Eingangszimmer eins dieser Dinger stand, in das ihr immer reinreden müsst.
    Die Frau sprach mit dem Kloster und dort – so schlussfolgerte ich eiskalt – erzählten die Braunen ihr, was mit dem Traurigen passiert war.
    »Seine Katze ist bei uns«, sagte die Frau. Die Antwort konnte ich nicht verstehen, das ist das Dumme an diesen Sprechdingern.
    Dann erzählte die Frau ihrem Mann, was passiert war.
    »Wir können sie behalten«, war ihr letzter Satz. Mit »sie« war wohl ich gemeint, auf jeden Fall schien der dicke Grüne nicht gerade begeistert: »Du weißt, dass ich mit Katzen nichts anfangen kann. Ein Hund ist doch etwas völlig anderes«.
    Darauf antwortete die Frau und gebrauchte (in diesem Augenblick war mir das allerdings egal) so Worte wie »süß«, »nettes Tierchen« und »putzig«, worauf der Grüne mit dem Kopf nickte: »Na meinetwegen, aber Hector wird uns das Haus zusammenbellen.«
    Mit Hector war wohl diese Witzfigur von Dackel gemeint, der draußen die ganze Zeit wie vom wilden Mann gebissen rumbellte.
    Der Grüne ging. Ich fand das gut.
    Die Frau, übrigens recht dick und nicht mehr die Jüngste, war recht nett zu mir und gab mir erst einmal etwas zu essen. Nun ja, es war Dackelzeug: etwas hart, etwas geschmacklos, eben etwas für unverwöhnte Dackelgaumen. Ich erfuhr bald, dass der Grüne (Warum tragen eigentlich so viele Menschen dauernd grün?) sich »Förster« nannte und irgendwie für Tiere und Bäume im Wald zuständig war.
    Seine Frau, diese gemütliche Dicke, hatte dauernd etwas in der Küche zu werkeln, auch wenn es nichts zu tun gab. Das hatte den Vorteil, dass häufig etwas für mich abfiel.
    Die Küche wurde sowieso mein Lieblingsraum im Haus. Sie war bis zur Hälfte mit Holz verschlagen, in der Ecke trafen sich zwei Bänke, über denen auch dieser Mann genagelt war. Auf der Bank lagen herrliche Kissen, die ich so richtig einfusseln durfte. Nur wenn der Förster kam, musste ich mich anfangs verdrücken: »Los, weg«, brummte er immer und ich gehorchte besser. Immerhin wurde sein Befehl von diesem dummen Dackel mit völlig übertriebenem Knurren unterstützt.
    Doch nach und nach verbesserte sich unser Verhältnis, sehr zum Missfallen dieses kleinen Köters. Und als er eines Abends nicht mehr »Los, weg« grummelte, wusste ich, dass ich gewonnen hatte.
    Von nun an konnte ich mich auf der Bank richtig breit machen. Tagsüber streifte ich etwas durch den Garten, fing hier eine Maus, dort einen Vogel. Ja, ja, ist schon gut. Fangt bloß nicht

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