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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ja nicht Madame Varon. Meinst du, sie hat recht?«
    »Wer ist Madame Varon?«
    »Die Aufsicht in der Kantine. Meinst du, sie hat recht?«
    »Ja.«
    Ihm war gerade die Geschichte des sozialen Lebensmittelladens in den Sinn gekommen, die Sylvie ihm gestern erzählt hatte, und er war extrem verwirrt.
    »He! Achtung! Hier musst du abbiegen!«

6
    Soso! Wie ich sehe, haben Sie keine Zeit verloren und sich gleich die beiden hübschesten Mädchen der Gegend geangelt!«
    Welche daraufhin noch lauter glucksten, fragten, wo die anderen seien, und in der Natur verschwanden.
    Kate hatte wieder ihre Stiefel angezogen.
    »Ich wollte gerade mit der Fütterung beginnen, kommen Sie mit?«
     
    Sie überquerten den Hof: »Normalerweise ist es Aufgabe der Kinder, sich um unseren Zoo zu kümmern, aber nun gut. Heute ist ihr Tag. Und bei der Gelegenheit kann ich Ihnen gleich alles zeigen.« Sie drehte sich um: »Alles in Ordnung, Charles?«
    Nichts war in Ordnung. Weder der Kopf noch das Gesicht, noch der Rücken, der Arm, der Oberkörper, die Beine, die Füße, der Terminkalender, die angesammelte Verspätung, das schlechte Gewissen, Laurence und alle Telefonate, die er noch nicht geführt hatte.
    »Alles bestens. Danke der Nachfrage.«
     
    Alles, was Flügel hatte, war ihr auf den Fersen. Desgleichen drei Köter. Plus ein Lama.
    »Nicht streicheln, sonst –«
    »Ich weiß. Lucas hat mich schon gewarnt. Es ist sehr anhänglich.«
    »Das gilt auch für mich«, kicherte sie und bückte sich, um einen Eimer aufzuheben.
    Nein. Nein. Diese Worte hatte sie nicht laut gesagt. »Warum lächeln Sie so?«, fragte er beunruhigt.
    »Ach, nichts. Saturday Night Fever . Das hier ist also der frühere Schweinekoben, wir nutzen ihn heute als Vorratskammer. Passen Sie auf mit den Nestern. Hier regnet es wie in allen anderen Gebäuden den ganzen Sommer über Hühnerkot. Hier lagern wir unsere Körner- und Trockenfuttersäcke, und wenn ich von ›Vorratskammer‹ spreche, meine ich leider auch Vorratskammer für Mäuse und Siebenschläfer. Und ...«, an eine Katze gerichtet, die auf einem alten Federbett schlief: »Alles klar, Alterchen? Ist das Leben auch nicht zu hart?« Sie hob ein Brett an und holte eine Konservendose heraus, um ihren Eimer damit zu füllen. »Ach ja. Könnten Sie die Gießkanne nehmen?«
    Sie gingen wieder über den Hof zurück.
    Kate drehte sich um: »Kommen Sie?«
    »Ich habe Angst, auf ein Küken zu treten.«
    »Auf ein Küken? Keine Gefahr. Das sind junge Enten. Machen Sie sich keine Sorgen um die. So. Der Wasserschlauch ist da.«
    Charles machte die Gießkanne nicht ganz voll. Er hätte sie dann vielleicht nicht mehr tragen können.
     
    »Hier ist der Hühnerstall. Einer meiner Lieblingsorte. Renés Großvater hatte ganz moderne Vorstellungen von einer Hühnerfarm, und für seine Hühner war ihm nichts zu schade. Das war übrigens ständiger Anlass für Streitereien mit seiner Frau, wenn ich es richtig verstanden habe.«
    Wegen des Geruchs wich Charles zunächst zurück, war dann aber völlig baff über – wie soll man sagen? – die Sorgfalt und Umsicht, mit der dieser Ort konzipiert worden war. Die Leitern, die Hühnerstangen und die Nester, aneinandergereiht, ausgerichtet, abgeschrägt, sogar mit Schnitzereien verziert.
    »Schauen Sie sich das an. Auf Höhe des Balkens dort hat er sogar ein Fenster eingebaut, damit die Damen beim Verrichten ihrer Notdurft die Aussicht genießen können. Und hier, kommen Sie mit, eine Voliere zum Herumtollen, ein Steinboden,ein kleiner Tümpel, Tränken, etwas Pulver, um das Ungeziefer zu vertreiben, und ... Sehen Sie nur die Aussicht. Ist das nicht schön?«
    Während er den Inhalt der Gießkanne leerte, fügte sie hinzu: »Irgendwann, an einem Tag – keine Ahnung – großer Verzweiflung, nehme ich an«, sie lachte, »hatte ich die schwachsinnige Idee, mit den Kindern in eine dieser Ferienanlagen zu fahren, die man Center Parcs nennt, kennen Sie die?«
    »Dem Namen nach.«
    »Ich glaube, es war die schlechteste Idee meines Lebens. Diese Naturkinder in eine Käseglocke zu sperren. Sie waren unausstehlich. Um ein Haar hätten sie ein anderes Kind ertränkt. Okay, heute lachen wir darüber, aber damals – bei dem Preis –, vergessen wir’s. Ich wollte eigentlich vor allem erzählen, dass Samuel am ersten Abend, nachdem er sich die – die ganze Anlage angeschaut hatte, feierlich verkündete: Da werden unsere Hühner aber besser behandelt. Die darauffolgende Woche haben sie vorm

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