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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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die Einsamkeit zwar, doch in Shiny Gulch, als sie noch an Ted glaubte, hatte sie herausgefunden, was es hieß, nicht einsam zu sein, und diese Erkenntnis machte ihre jetzige Einsamkeit kaum erträglich. Marny war daran nicht schuld. Marny war so freundlich wie stets, aber Marny konnte sich bei ihrem Spiel entspannen. Hinzu kam, daß Archwood ihr einen Rückhalt bot. »Er wird nicht ewig bleiben«, flüsterte sie Kendra zu, »doch wie schon die klugen alten Römer sagten: Man muß die Zeit nützen, Carpe Dient.«
    Marnys Gefühlswelt war niemals bis ins Innere aufgewühlt worden. Sie hätte Kendras Sehnsucht und Angst ebensowenig verstanden, wie sie im Sommer Kendras Schmerz über den Verlust Teds verstanden hatte.
    Pocket würde meine Gefühle sicher verstehen, sagte sich Kendra. Und Hiram? Das weiß ich nicht. Aber Pocket und Hiram waren zum Fort aufgebrochen. Sie hatte keinen Menschen, dem sie sich anvertrauen konnte.
    Archwood plante eine Reise nach Honolulu, was nun kein unerfüllbarer Traum mehr war. Männer, die im letzten Sommer aus Hawaii gekommen waren, waren jetzt bereit, auf Schiffen anzuheuern, die sie wieder nach Hause bringen würden. Ferner gab es Deserteure, die Gold gefunden hatten und nicht den Wunsch verspürten, geschnappt zu werden. Die Kapitäne waren so eifrig bestrebt, ihre Schiffe endlich flottzukriegen, daß sie fast jeden Mann nahmen, ohne Fragen zu stellen. Archwood buchte eine Kabine auf der Rhone.
    Mit seiner Reise verfolgte er zwei verschiedene Zwecke. Der Calico-Palast war nicht das einzige Spielzelt in der Stadt, doch hatte Marny es zum verlockendsten gemacht, und es war jeden Abend überfüllt. Archwood wollte möglichst rasch ein Haus bauen, das groß genug war, alle Leute aufzunehmen, die ein Spielchen zu riskieren wünschten. Das Problem bestand jedoch darin, Baumaterialien zu bekommen. In Bodega im Norden der Bucht gab es eine Sägemühle, und diese Sägemühle besaß Holz in Überfluß; es gab indessen nicht Matrosen in Überfluß, die bereit gewesen wären, dieses Holz herbeizuschaffen. Neuankömmlinge aus Hawaii hatten Archwood versichert, Honolulu schwimme noch nicht in Gold. Dort also würde er genügend Backsteine und Holz finden. Und während in San Francisco der Goldpreis mit jedem Tag auf- und niederschnellte, hatte das Gold in Honolulu noch seinen normalen Münzwert. Deswegen hatte sich Archwood entschlossen, so bald wie möglich nach Honolulu zu fahren und den Goldstaub mitzunehmen. Er würde kaufen, was er brauchte, und statt des Goldes richtiges Geld mitbringen.
    Er erbot sich, auch den Goldstaub der Mädchen einzutauschen, was Kendra lieb war. Marny gab ihm ihren Anteil an den Einnahmen des Calico-Palastes und behielt lediglich die Münzen, die sie zum Spielen benötigte. Es wunderte Kendra, daß Marny mit einemmal so vertrauensselig geworden war.
    Als sie in der Küche saßen und Schokolade tranken, sprach sie das auch aus. Mittlerweile war es kalt geworden und feucht. Die Küche war der einzige warme Raum des Hauses, denn Brennholz war ebenso rar wie alles, was von Menschenhand befördert wurde.
    Marny warf ihr einen klugen Blick zu. »Liebling, er wird zurückkommen. Er hat seine Grundstücke noch nicht verkauft, weil die Preise klettern. Er wird sie auch nicht verkaufen, solange er nicht nach New York zurückkehrt. Und er wird erst dann zurückkehren, wenn er sich langweilt. Und langweilen tut er sich vorläufig noch nicht. Sehen Sie sich das mal an!«
    Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch. Dann langte sie in ihren Ausschnitt und zog ein kleines Bündel heraus, das in ein Taschentuch gewickelt war. Kendra holte eine goldene Kette hervor. An dieser Kette hingen unter Kapseln, die Eicheln ähnelten, fünf dicke Goldklümpchen, die so rein und weich waren, daß Kendra glaubte, sie könne sie mit ihrem Fingernagel ritzen.
    »Das ist das Allerneueste«, stellte Marny fest. »Ein Halsband aus Nuggets. Er hat es für mich bei dem Juwelier Buckelew machen lassen.«
    »Ach, ist das schön!« rief Kendra. »Schöner als alles, was ich früher gesehen habe. Aber es ist … wie Kalifornien.«
    »Richtig«, stimmte Marny zu. »Ich bin stolz darauf.« Sie nahm die Kette wieder an sich und stand auf. »Wissen Sie, Kendra, eigentlich wollte ich nie wieder nach Philadelphia zurück. Aber vielleicht mache ich es eines Tages doch. Nur um meine Trophäen zu zeigen.« Liebevoll streichelte sie die Nuggets. »Allmählich kann ich die Indianer verstehen, die mit den Skalpen ihrer

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