Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
doch diesen Bullen auf mich hetzen. Nein, das war ganz und gar nicht nett von Ihnen. Ich war ein armer hungriger Mann, und Sie haben mir die Rowdies auf den Hals gejagt mit ihren Pistolen. Aber heute …«
    Kendra gab sich einen Ruck und befreite sich aus seinem Griff. Das Tablett fiel auf die Erde, und das Gebäck kugelte in den Dreck. Sofort aber schnappte Crawford wieder nach ihr.
    »Jetzt hören Sie aber auf. Wie können Sie nur diese guten Sachen vor den Augen eines armen hungrigen Mannes wegschmeißen! Ich werde sie mir aber doch nehmen. Und ich werde mir noch mehr nehmen. Ich werde mir ein süßes kleines Küßchen nehmen …«
    Kendra blickte sich entsetzt um. Auf der Straße gingen ein paar Männer, die in das Zelt wollten, aber sie schauten nicht in ihre Richtung. Sie versuchte sich frei zu machen und zu schreien. Sie brachte jedoch bloß ein Gurgeln heraus. Die Männer konnten sie nicht hören und betraten das Zelt. Crawford hielt sie fest und genoß seinen Triumpf, indem er immer wieder von »einem süßen kleinen Küßchen oder vielleicht auch mehr« plapperte.
    Jetzt sah Kendra einen anderen Mann, der durch die Kearny Street spazierte und anscheinend auch den Calico-Palast zum Ziel hatte. Er schritt mit erhobenem Kopf und hochgestreckten Schultern wie ein Mann, der nichts zu verbergen hat. Als er in den Lichtkreis des Zeltes kam, erblickte Kendra seine braunen Augen und seine roten Wangen – eine Welle der Dankbarkeit durchflutete sie. Wieder schrie sie auf, und dieses Mal hallte ihre Stimme freudig: »Loren! Loren! Helfen Sie mir!«
    Ein grellender Aufschrei folgte ihren Worten. Stub Crawford stürzte zu Boden, und Loren, dessen Fäuste geballt und dessen Gesichtszüge vor Wut entstellt waren, rief:
    »Kendra, mein liebes Mädchen, was ist denn passiert?«
    Sie lehnte sich gegen ihn, schwach vor Furcht, Erleichterung und Freude, und sie schluchzte an seiner Schulter, während er seine Arme um sie schlang. Crawford lag mit angeschlagenem Schädel auf der Erde und kreischte, daß die Leute immerfort gemein zu ihm seien.
    In diesem Moment wurde die Klapptür des Zeltes geöffnet. Chads kraushaariger Kopf tauchte auf, und mit lauter Stimme erkundigte er sich:
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«
    Kendra sah auf, sie antwortete nicht. Sie vermochte es noch nicht. Loren indessen setzte ihm in wenigen bündigen Worten die Lage auseinander. Mit den Händen auf den Hüften teilte Chad dem wimmernden Crawford mit, was er von ihm hielt.
    »Und das viele schöne Gebäck«, schimpfte er dann. »Dabei verlangen die Burschen drin dauernd danach.«
    Schon war Chad auf den Knien, las die kleinen Kuchen auf, staubte sie mit seiner Schürze ab und legte sie nebeneinander wieder auf das Tablett. Man könnte sie immer noch verkaufen – was machte schließlich ein bißchen Staub aus? Kendra mußte plötzlich lachen. Es war ein ziemlich hysterisches Gelächter, doch beruhigte es ihre Nerven. Chad erhob sich und trug die geretteten Kuchen feierlich ins Zelt hinein.
    »Sagen Sie mir, wo Sie wohnen«, bat Loren nun. »Ich bringe Sie nach Hause.«
    Sie gingen über das Grundstück zu Küchentür. Lorens Arm lag immer noch um Kendras Schultern. Seine Gegenwart machte sie sicher. So sicher hatte sie sich niemals mehr gefühlt, seit Ted sie verlassen hatte.
    »Loren, wieso sind Sie gerade in dem Moment gekommen, als ich Sie gebraucht habe?«
    »Ich bin gestern aus Honolulu eingetroffen. Bis heute mittag wußte ich nicht, was aus Ihnen geworden ist. Als mir Mr. Chase Bescheid gab, bin ich sofort losgezogen, um nach Ihnen zu sehen. Gott sei Dank, daß ich noch zur rechten Zeit erschienen bin. Und jetzt«, fuhr er entschlossen fort, »werde ich Sie aus dieser Misere herausholen. Vielleicht wissen Sie es nicht: Seit wir auf der Cynthia zusammen waren, habe ich Sie geliebt. Ich war bloß ein viel zu großer Narr, sonst hätte ich es Ihnen gestanden. So aber habe ich Sie verloren. Ein zweites Mal werde ich Sie nicht verlieren.«

31
    Zwei Wochen später heiratete Kendra. Und damit veränderte sich ihre Welt.
    Loren gab ihr die Liebe und Sicherheit, nach denen sie sich gesehnt hatte. Er verhalf ihr zu einem angenehmen Dasein, das in dem rauhen San Francisco nahezu ohne Beispiel war. Sie heiratete Loren im Dezember 1848, und noch vor dem Neujahrstag wußte sie, daß sie den zweiten großen Fehler ihres Lebens gemacht hatte.
    Wieder und wieder fragte sie sich nach dem Grund. Zuweilen glaubte sie die Dinge zu verstehen: Sie war einsam

Weitere Kostenlose Bücher