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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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San Francisco nun also eine große Stadt war, so glich es dennoch nicht irgendeiner andern großen Stadt der Welt. Tagsüber sogar sah und roch man die unzähligen Ratten, welche sich um die zahllosen Abfallhaufen stritten. Wer des Nachts durch die Straßen ging, spürte die Ratten um seine Knöchel huschen. Manchmal trat man auf eine Ratte und hörte sie kreischen. Und diese Straßen waren dunkel. Wer nach Anbruch der Dunkelheit außer Haus gehen mußte und keine Laterne bei sich hatte, der nahm einen ›Straßenlotsen‹ in Dienst. Diese Jungen warteten vor den Saloons und Spielhäusern auf Kundschaft. Gegen Entrichtung einer Gebühr begleiteten sie die Leute mit ihren Lichtern heim.
    Wenn man Geld borgen wollte, mußte man noch immer zehn bis fünfzehn Prozent Zinsen im Monat zahlen. In den Zeitungen las man neben Annoncen für Champagner und prachtvolle Kleider auch Inserate, in denen Colts angeboten wurden. Nur wenige Männer wagten sich ohne Waffe auf die Straße. San Francisco war eine große Stadt: schmutzig, gefährlich, aufregend und reich, sehr reich.
    Am 4. Mai 1850 loderten in der Kearny Street wiederum die Flammen. Die ganze Herrlichkeit rund um die Plaza versank abermals in Schutt und Asche. Mit ihr auch der Calico-Palast.

53
    Dieser Brand war noch verheerender als der am Weihnachtsabend, weil diesmal viel mehr zum Zerstören da war. Eine Stunde vor Tag schrillten die Sturmglocken über die Plaza. Kendra schreckte jäh aus dem Schlaf auf und sah das Feuer vor ihrem Fenster; sie sprang mit einem Schrei aus dem Bett. Angstbebend streifte sie das chinesische Satinkleid über, das ihr Marny geschenkt hatte, schnappte nach ihren Schuhen und öffnete die Tür.
    Vor den Safes standen Marny, Norman und Rosabel. Dwight, der die Nacht bei Marny verbracht hatte, wollte retten, was nur immer zu retten war. Als Kendra hinzutrat, reichte Marny ihm gerade einen Beutel mit Münzen. Zwischen ihren Fingern baumelte die Kette mit den drei Perlen. Im selben Augenblick warf Norman einen Beutel in Kendras Hände. »Wickeln Sie das ein«, sagte er in knappem Ton. Dann fragte er sie allesamt: »Habt ihr eure Pistolen? Dann 'raus hier!«
    Sie stürzten davon. Als Norman die Vordertür aufschloß, bot Dwight den drei Frauen an, in seinen Zimmern im Gresham Hotel Schutz zu suchen. Mit den Pistolen und dem Gold bahnten sie sich den Weg durch das rasende Feuer. Die schlecht gebauten Häuser brachen zusammen. Der Calico-Palast, der das massivste Gebäude an der Plaza gewesen war, stürzte mit lautem Krachen ein.
    Kleider und Haare der Frauen wurden vom Funkenflug versengt. Mit jedem weiteren Schritt wuchs ihre Furcht, auch das Hotel könne in Flammen stehen. Zum Glück blieb ihnen dies erspart. Als sie die beiden Räume erreicht hatten, riet Dwight den Frauen, sich einzuschließen und ihre Waffen bereitzuhalten. Er selber ging zurück, um beim Löschen zu helfen.
    Dwights Zimmer waren für die hiesigen Verhältnisse ziemlich groß. Das eine war ein Schlafgemach, im andern standen eine Couch, ein Bücherschrank, ein Stuhl und ein Zeichentisch. Sie wußten, daß sie in einem sicheren Hafen untergekommen waren. Sie wußten aber auch, wieviel sie verloren hatten. Marny hatte ihren Beutel mit Gold fallen lassen und starrte nun auf ihn herab. In ihrem rußgeschwärzten Gesicht stand die Verzweiflung geschrieben. Kendra trat zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. Marny wandte sich mit einem freudlosen Lächeln ab. »Vielleicht hätte ich doch zu Hause bleiben und einen Professor heiraten sollen«, meinte sie. »Wenn ich an all die Aufregungen denke …«
    Kendra streichelte verständnisvoll ihre Schulter. Wie schwer dieser neuerliche Schlag sie auch treffen mochte, eines stand dennoch bereits fest: Marny würde wieder einen Calico-Palast bauen lassen.
    Gegen elf Uhr am Vormittag war der Brand gelöscht, wenngleich man vom Fenster aus Rauchwolken über den Ruinen wabern sah und auch noch kleine Feuer da und dort. Um die Mittagszeit brachte ihnen Dwight kaltes Fleisch und kalte gebratene Kartoffeln. Etwas anders hatte er nicht auftreiben können. Allerdings war es ihm gelungen, guten Wein zu ergattern. Die Frauen hatten seit gestern nichts mehr gegessen, sie spülten die Speisen mit dem Wein hinunter, während Dwight von den Zerstörungen erzählte.
    Das Feuer hatte die Viertel der wohlhabendsten Leute vernichtet. Alle Spielhäuser an der Plaza waren verbrannt. Auch Blossoms Bordell und ihr üppiges Konkurrenzunternehmen hatten

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