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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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daran glauben müssen. Banken, Hotels, Läden und Warenhäuser sowie Güter im Wert von Millionen waren verwüstet. Der Brand hatte knapp vor Chase & Fenway gelöscht werden können, das Gebäude der Alta California jedoch war ebenso verloren wie Hirams Bank. Pockets Buchhandlung war gerade noch davongekommen. Die Zahl der Toten und Verletzten habe man noch nicht feststellen können, berichtete Dwight.
    Kendra ging ans Fenster. Beim Anblick des Rauchs und der Trümmer fühlte sie sich krank. Noch kränker fühlte sie sich aber, als Marny ihr weitere Einzelheiten erzählte, nachdem Dwight gegangen war. Rosabel, die mehr Wein getrunken hatte, als zum Hinunterspülen des Essens unbedingt nötig gewesen wäre, rollte sich auf der Couch zusammen und schlief ein. Marny und Kendra setzten sich an den Tisch.
    »Ja«, meinte Marny, »diese Feuersbrunst ist viel schlimmer als die erste. Der Brand an Weihnachten ist ein tragischer Unfall gewesen. Dieses Feuer jedoch ist keineswegs auf einen Unfall zurückzuführen: Jemand hat absichtlich den Brand gelegt. Irgendein Kerl, der beim letzten Plündern Glück gehabt hat und nun Appetit auf mehr hatte. Oder vielleicht auch einer, der beim ersten Brand nichts Nennenswertes hatte plündern können und sich größeren Erfolg versprach, wenn er selber die Stadt in Flammen setzte. Es steht außer Frage: In dieser Stunde läuft ein Mann durch San Francisco und freut sich hämisch über das Grauen, das er angerichtet hat. Vielleicht sind es auch zwei oder drei Kerle, vielleicht hat der erste Schmiere gestanden, der zweite Zunder aufgehäuft und der dritte das Streichholz angesteckt.«
    »Ach, hör doch auf!« rief Kendra. »Ich kann das nicht glauben.«
    Sie erhob sich. Sie selber hatte zwar durch die Katastrophe wenig verloren, weil sie wenig zum Verlieren besessen hatte. Aber sie dachte an Marnys Calico-Palast, an Hirams Bank, an all die andern Häuser, die nun in Asche lagen; sie dachte an den Tod und an die Qualen, die das Feuer über die Menschen gebracht hatte.
    »Ein solcher Schmerz ist schon bitter genug, wenn man weiß, daß niemand Schuld daran trägt. Daß aber ein Mensch so gefühllos sein sollte, dieses Unglück herbeizuführen …« Sie hätte am liebsten geschrien, daß so etwas einfach nicht möglich sein dürfe.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie nochmals. »Marny, so infam können Menschen doch nicht sein.«
    »O doch«, gab Marny zurück. »Es ist bereits früher versucht worden. Hast du das denn nicht gewußt?«
    Marny war überrascht. »Die ganze Geschichte hat doch in den Zeitungen gestanden.« Der Vorfall hatte sich jedoch kurz nach dem ersten Brand zugetragen, als Kendra zu benommen war, um Zeitungen zu lesen oder eine Nachricht zu behalten, die ihr erzählt worden war. Wütend berichtete Marny, was damals geschehen war.
    Etwa um vier Uhr an einem Januarmorgen hatte der Wächter vom Zollhaus seine Runde gemacht und plötzlich Rauch aus einem nahen noch unfertigen Haus steigen sehen. Auf seinen Alarm hin waren Männer aus der Nachbarschaft herbeigeeilt und hatten ihm beim Löschen geholfen. Allen war klar gewesen, daß es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung handelte. Über die Fußböden des Rohbaus waren Späne und Splitter verstreut, die Zimmerleute hatten sie am Tag zuvor zurückgelassen. Dieses Holz hatte der Brandstifter aufgeschichtet und angezündet. Danach war er weggelaufen. Glücklicherweise hatte jedoch ein Nieselregen eingesetzt. Die Tropfen hatten das Feuer zwar nicht ersticken können, doch war nun Rauch entstanden, und diesen Rauch hatte der Wächter noch rechtzeitig bemerkt. Der Schaden war nicht der Rede wert. An der Tatsache war indessen nicht zu rütteln: Irgendein Schurke hatte die Verheerungen des Brandes am Weihnachtsfest wiederholen wollen.
    »Und in der vergangenen Nacht ist es nun passiert«, meinte Marny, »diesmal hat der Brandstifter einen geeigneteren Ort gewählt, nämlich jenes Gebäude, das sich großspurig United States Exchange nannte und das binnen elf Tagen errichtet worden ist, damit Mr. Denison sogleich wieder Geschäfte machen konnte. Nach Feierabend hörten zwei Farospieler ein Geräusch und schnupperten Rauch. Als sie sich umsahen, fanden sie einen Stapel brennbares Zeug – darunter in Öl getauchte Lappen – an einem offenen Fenster. Sie riefen um Hilfe, aber das Feuer hat nicht gelöscht werden können. In dieser Nacht fiel kein Nieselregen. Da das Haus nur hauchdünne Wände hatte und die Räume durch

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