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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Zwei Männer konnten ein derartiges Haus an einem Tag bauen. Es war ein Loch für das Ofenrohr vorhanden und Öffnungen für Fenster.
    Jeden Morgen gingen Kendra und Rosabel nun mit ihren Körben und Pistolen einkaufen. Oft kehrten sie bei Chase & Fenway ein. Während Kendra die Lebensmittel auswählte, spielte Rosabel auf den neuen Klavieren, was Mr. Fenway nicht weniger ergötzte als sie selbst.
    Kurz nach der Brandkatastrophe empfing Kendra zwei Briefe. Der eine stammte von Eva, der andere von Lorens Bruder Clifford Shields. Beide schrieben, sie möchten ihr gern ein neues Heim geben.
    Evas Brief klang dankbar und zärtlich. »Ich weiß, daß Du an gebrochenem Herzen leidest, mein liebes Kind. Aber Du bist jung, und das Leben liegt noch immer vor Dir. Wenn Du zu uns kommen kannst, wirst Du willkommen sein. Deine Freundin Miß Randolph hat Deine finanzielle Lage nicht erwähnt. Wenn es jedoch in dieser Hinsicht Probleme gibt, wird Alex gerne für Deine Ausgaben aufkommen.«
    Der Brief von Clifford Shields verriet aufrichtige Zuneigung. Er schrieb, Loren habe ihm von seiner glücklichen Ehe erzählt. Er, Clifford, sei Kendra dankbar dafür, daß sie seinen Bruder so glücklich gemacht habe. »Ich werde Sie stets als meine Schwester betrachten«, schrieb Clifford. »Wenn Sie nach Boston kommen, werden meine Frau und ich glücklich sein, Sie bei uns aufzunehmen.«
    Beim Lesen dieser Briefe schüttelte Kendra den Kopf. Vielen Dank, dachte sie, aber nein. Ich werde von der Freundlichkeit anderer Leute keinen Gebrauch machen. Hier bei Marny bin ich unabhängig. Hier hat man mich gern.
    Sie lehnte die Angebote so liebenswürdig ab, wie es ihr nur möglich war, und setzte dann die Arbeit fort, an der sie hing.
    Auch Marny war nicht müßig. Sie und Norman spielten an gemieteten Tischen in Hotels, wie sie es schon nach dem ersten Brand getan hatten. Norman hatte sich ein Zimmer im Gresham genommen und Rosabel eingeladen, wieder bei ihm zu schlafen. Sie hatte ihm jedoch die kalte Schulter gezeigt. »Ich darf doch bei Ihnen wohnen?« hatte sie Kendra gefragt. »Ich kann diesen Norman nicht mehr ausstehen.«
    »Selbstverständlich können Sie bei mir wohnen«, erwiderte Kendra. Mehr sagte sie nicht.
    Im stillen dachte sie: Du armes dummes Ding, kannst du denn nicht endlich begreifen, daß Norman dich niemals heiraten wird?
    In ihrer Freizeit sprachen Marny und Norman mit Bruno Gregg über Bilder und kauften Einrichtungsgegenstände für den neuen Calico-Palast. Manchmal begleitete Kendra die beiden zu Auktionen. Sie betrachtete sich gern Spiegel, Wandbehänge und schöne Möbel; auch das Geschwätz der Versteigerer machte ihr Spaß; nicht weniger unterhaltsam war es, Blossom und ihre Konkurrentinnen zu beobachten, die sich gegenseitig überboten, um ihre Saloons mit allerlei Tand zu verschönern.
    Dwight verbrachte viele Stunden über den Entwürfen des neuen Gebäudes. Er hatte seinen Zeichentisch in sein Schlafzimmer geschoben, damit er Kendra und Rosabel nicht störte. Zwei kleine Häuser, beides Banken, hatten dem Feuer getrotzt, obwohl sie inmitten des Brandherdes standen.
    »Das beweist doch, daß man Häuser, feuersicher bauen kann!« erklärte er in leidenschaftlichem Ton.
    Marny ruhte sich gerade ein wenig vom Kartenspiel aus. Kendra und Rosabel richteten das Mittagessen. Dwight saß am Zeichentisch. Im Sonnenschein sah Marny auf den niedergebrannten Distrikt. Die neuen Gebäude schossen wiederum so schnell empor wie früher, und die meisten von ihnen waren nicht dauerhafter gebaut als die niedergebrannten. Wie hatte Kendra gesagt? Irgendein Schurke könne jederzeit abermals Feuer legen. Ein weggeworfener Zigarrenstummel genügte auch schon. Verzweifelt rief Marny:
    »Werden diese Menschen in San Francisco denn nie etwas dazulernen?«
    »Ich lerne bereits«, versetzte Dwight kurz.
    Er stieß seinen Stuhl zurück und stand auf. Marny wußte, daß er beim Nachdenken war. Die beiden Banken, die die Katastrophe überlebt hatten, waren kleine Häuser aus Backsteinen, die jedoch durch Eisen verstärkt waren. Viele Leute zweifelten daran, daß ein großes Haus mit einigen Etagen feuerfest errichtet werden könne. Dwight erklärte:
    »Die Größe spielt überhaupt keine Rolle.«
    »Ich mache mir keine Sorge«, entgegnete Marny. »Du verstehst dein Handwerk, Dwight. Die Meinung von Leuten, die behaupten, du könntest das nicht, beachte ich nicht.«
    »Nicht können!« gab er zurück. Unruhig trat er zum Fenster und stellte

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