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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Kochen.
    »Macht Ihnen diese Arbeit denn Spaß?« wollte Kendra wissen. »Ich meine, macht sie Ihnen soviel Spaß wie das Klavierspielen?«
    »Ich tue nichts lieber als Klavierspielen. Aber das Kochen macht mir auch Spaß.« Nach einer Pause sprach sie weiter:
    »Norman möchte, daß ich wieder in den Calico-Palast komme und Klavier spiele.«
    »Ich würde Sie vermissen«, antwortete Kendra. »Sie sind mir eine gute Hilfe.«
    »Ich verabscheue diesen Ausschank«, erklärte Rosabel. »Hinz und Kunz zwicken mich dort. In Marnys Spielsalon haben sie wenigstens Manieren. Ich werde nicht zu Norman in den Ausschank gehen.« – »Das kann ich Ihnen nicht verübeln«, meinte Kendra entschieden.
    »Außerdem macht mir das Kochenlernen Freude«, sagte Rosabel. »Ich würde gern so gut kochen wie Sie, Kendra.«
    Kendra rührte in der Soße. »Sie haben schon viel gelernt. Aber es kommt auf die tägliche Praxis an. Ich fürchte, Sie werden nicht mehr genug Zeit finden, wenn Marny ihren Salon eröffnet.«
    Rosabel ließ das Schälmesser klirrend auf den Tisch fallen. »Ich werde nicht wieder in Marnys Salon gehen«, verkündete sie.
    Kendra trat an den Tisch.
    »Wenn Sie mir beim Kuchenbacken helfen wollen, werde ich Ihnen gern allerhand beibringen.«
    »Ich werde überhaupt nie wieder in den Calico-Palast gehen!« rief Rosabel. Sie schlang ein Bein um ihren Stuhl und blickte Kendra aus ihren großen dunklen Augen groß an. »Ich habe dieses Leben dort satt. Auf nichts kann man sich verlassen. Kein Ziel hat man vor sich. Kein Mensch schert sich darum, was aus einem wird. Ich will verheiratet sein wie andere Frauen auch.«
    Rosabels Stimme klang plötzlich so einsam und hilflos, daß Kendra Mitgefühl für sie empfand. Sie streichelte den Kopf des Mädchens.
    »Rosabel«, begann sie freundlich, »ich werde jetzt die Wahrheit aussprechen, auch wenn ich Ihnen dadurch weh tue. Sie sollten endlich nicht mehr auf Norman hoffen. Ich glaube nicht, daß er Sie jemals heiraten wird.«
    Ein harter Zug verzerrte Rosabels weichen kleinen Mund. »Ich will Norman ja gar nicht heiraten.«
    »Oh, das freut mich«, antwortete Kendra erleichtert. »Es gibt ja auch so viele andere Männer. Ein so hübsches Mädchen wie Sie hat unbegrenzte Aussichten.«
    »Ich will keine unbegrenzten Aussichten«, versetzte Rosabel. Sie vergaß ihre ungeschälten Kartoffeln und stand auf.
    »Was wollen Sie denn sonst?« fragte Kendra erstaunt.
    »Ich will Mr. Fenway heiraten«, erwiderte Rosabel. Dann legte sie ihren Kopf an Kendras Schulter und begann leise zu weinen.

54
    Rosabel holte einen Brief aus ihrer Kleidertasche.
    »Den hat mir Ralph Watson heute gebracht«, sagte sie mit einem Zittern in der Stimme. »Er ist von Mr. Fenway. Lesen Sie ihn.«
    Der Brief war an Miß Rosabel Fitzgerald gerichtet. Kendra fragte sich, ob das wohl der richtige Name sei; wahrscheinlich war er's nicht. Noch wußte sie nicht, was für eine Entdeckung ihr bevorstand. Das Papier war besonders gut, die Schrift gewissenhaft. Offensichtlich hatte Mr. Fenway zunächst einen Entwurf angefertigt, den er dann mehrfach abgeändert, verbessert und wohlklingender gestaltet hatte, ehe er ihn behutsam ins reine übertrug.
    »San Francisco,                                   12. Juni 1850
    Liebe Miß Rosabel,
    mit diesem Schreiben empfangen Sie einen ehrerbietigen Heiratsantrag. Wenngleich umschwärmt von Bewunderern, die würdiger sein mögen als ich, werden Sie mir doch – worum ich bitte – die Ehre erweisen, meinen Vorschlag zu überdenken.
    Seit einiger Zeit habe ich das Vergnügen, Ihre Schönheit und Ihr Talent zu bewundern, desgleichen Ihr Lächeln, welches die Herzen aller erwärmt, die Sie umgeben. Wie oft haben Sie mich in frohe Stimmung versetzt! Als ich noch ein Kind in New Bedford, Massachusetts, war, pflegte meine Mutter Klavier zu spielen, und sie spielte so schön wie Sie. Sie glich ihnen auch mit ihrem schwarzen lockigen Haar und ihren großen dunklen Augen. Sie besaß Ihren Frohsinn und ihr sanftes Wesen. Mein Vater war ein Seemann, und wenn er auf Reisen weilte, verbrachte meine Mutter ihre Zeit am Klavier, und ich saß dann dabei und lauschte, und die Musik machte mich glücklich. Ich dachte, kein Mensch könne so gut auf dem Klavier spielen wie meine Mutter, bis ich Sie zum erstenmal hörte. Miß Rosabel, ich glaube, daß ich Ihnen jedwede Annehmlichkeit bieten kann. Chase und ich betreiben einen blühenden Handel. Außer dem Laden

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