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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Buchhandlung zu reden. Er nahm seinen Verlust nicht allzu schwer. Er und seine Mitarbeiter hatten die Post retten können, die ihnen anvertraut worden war. Der größte Teil seines Bargelds und seines Goldstaubs ruhte sicher in Hirams Bank. Das Feuer hatte bis zur Montgomery Street übergegriffen. Der Laden Chase & Fenway war gerade noch verschont geblieben. Und dies auch nur dank des neuen Flügels, den die beiden bauen wollten. Sie hatten das benachbarte Grundstück gekauft, und just diese leere Parzelle war ihre Rettung gewesen.
    Pocket ging fort. Marny begleitete Dwight ins Parterre. Eine halbe Stunde später kam sie wieder in die Küche. Sie setzte sich an den Tisch, holte ihr allzeit bereites Kartenspiel hervor und begann zu mischen. »Das Leben ist wie ein Kartenspiel. Egal wie das Spiel ausgeht: Was der eine verliert, das gewinnt der andere.«
    Kendra bot ihr eine Tasse Kaffee an, aber Marny schüttelte den Kopf. Lächelnd betrachtete sie ihre Karten. »Dwight Carson ist heute der glücklichste Mann in San Francisco«, sagte sie sodann, ohne aufzuschauen.
    Auch Kendra lächelte. Sie wußte, was Marny sagen würde. Schon sagte sie es:
    »Er hat bewiesen, was er kann. Er kann ein Haus bauen, das dem Feuer widersteht. Er hat's geschafft.«
    Jetzt blickte sie auf, die Karokönigin in der Hand.
    »Dwight ist kein Schurke. Er würde kein Feuer legen, um sein Können zu demonstrieren. Doch er kann nichts dafür: Er frohlockt nun, weil das Schicksal ihm den Beweis für sein Können geliefert hat. Pockets Buchhandlung, die nicht von Dwight gebaut war, ist verbrannt. Hirams Bank, die Dwight gebaut hat, steht immer noch.«
    Pocket und Hiram hatten ihnen von dem Bankhaus erzählt. Der Bau war sorgsam entworfen und sorgsam aus Backstein und Schmiedeeisen konstruiert worden. Das Feuer hatte lediglich ein paar Schmutzflecken an der Vorderfront hinterlassen. Dwight hatte allen Grund, stolz zu sein.
    Das bedeutet, daß auch Kendra und Marny Glück gehabt hatten. Das Nugget, das Kendra in Shiny Gulch gefunden hatte, und ihre kleinen Ersparnisse an Goldstaub lagen unberührt in Hirams Gewölbe. Ebenso unberührt wie der Schmuck, den Marny dort hinterlegt hatte und der von Archwood stammte (gewiß hatte Marny nicht die Aufmerksamkeit Carsons darauf gelenkt). Marny studierte soeben die ausgelegten Karten.
    »Auch wenn der Calico-Palast fertig ist, können wir natürlich nicht unbedingt sicher sein, daß er jedem Feuer widersteht. Wir können das erst dann wissen, wenn in der Kearny Street wieder einmal ein Brand ausbricht.«
    Ich muß sie ein bißchen ermutigen, dachte Kendra. Ich kann ihr nicht versichern, daß der Calico-Palast feuerfest sei, weil er's vielleicht gar nicht ist. Ich kann ihr auch nicht sagen, daß Dwight so lange hierbleibt, bis es sich herausgestellt hat, ob er feuerfest ist oder nicht, denn ich kann mich ja in ihm täuschen. Aber irgendwie muß ich sie aufmuntern.
    »Marny«, begann sie, »meine Großmutter hatte eine Köchin, die glücklich und klug war. Ich nehme an, sie war glücklich, weil sie eben klug war. Wenn ich ins Haus gerannt kam und mich über irgendwelche Dinge aufregte, die in der kommenden Woche passieren konnten, hat sie immer zu mir gesagt: ›Kleines Mädchen, man muß so leben, daß man immer auf das Vielleicht gerüstet ist. Und dann darf man nicht mehr daran denken.‹«
    Ein Lächeln glitt über Marnys Gesicht. »Auf das Vielleicht gerüstet sein«, wiederholte sie. »Und dann darf man nicht mehr daran denken. Das klingt sehr vernünftig.« Sie blickte wieder auf ihre Karten. »Ich sehe kein Unheil. Und Dwight baut tatsächlich gut.«
    »Das kann man wohl sagen«, bestätigte Kendra.

56
    Marny versuchte also, sich für das ›Vielleicht‹ zu rüsten. Schon möglich, daß an der Plaza wieder ein Brand ausbrach. Doch nun waren drei Etagen des Calico-Palastes fertig, und das oberste Stockwerk machte mit jedem Tag Fortschritte. Wenn je ein Gebäude massiv wirkte, dann war es dieses. Oft mußte sie an den Ratschlag von Kendras Großmutter denken. »Man muß immer auf das Vielleicht gerüstet sein. Und dann darf man nicht mehr daran denken.« Der letzte Satz bereitete ihr Schwierigkeiten: Wie konnte sie vergessen, wenn alle acht oder vierzehn Tage Feueralarm gegeben wurde?
    Fast immer machten sich die Brandstifter in den Häuserblöcken zwischen der Plaza und dem Hafen zu schaffen, wo die Beute am reichsten sein würde. Stets gelang es den freiwilligen Feuerwehrmännern, eine Katastrophe zu

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