Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
und eines Tages ging er fort und ließ mich sitzen.«
    Kendra fuhr auf. »Sie meinen, er hat Sie in diesem Zustand allein gelassen?«
    »Ja. Ich glaube, ich wäre gestorben, wenn nicht der Orchesterleiter gekommen wäre, um sich zu erkundigen, weshalb mein Mann nicht zur Arbeit erschienen sei. Er hat mich halb bewußtlos gefunden. Ich konnte kaum noch sprechen. Er lief davon und gab den Leuten vom Theater Nachricht, und sie kamen mir dann zu Hilfe. Theaterleute helfen sich immer gegenseitig aus. Sie sind gute Menschen. Die Männer haben eine Sammlung für mich veranstaltet, und die Mädchen haben mich gepflegt. Nach einer Weile ist es mir dann wieder besser gegangen.«
    »Und deshalb sind Sie nach Kalifornien gereist?«
    »Warten Sie einen Moment. Ich bin noch nicht fertig. Es ist mir also wieder besser gegangen, und ich konnte auch wieder arbeiten. Man hat sogar meine Gage erhöht. Ich kann nämlich etwas. Fragen Sie bloß Marny. Aber dann – Sie werden's nicht glauben wollen – ist dieser Lump plötzlich wieder aufgetaucht. Er hat um Verzeihung gebeten. Er liebe mich wirklich, hat er behauptet. Aber ich habe gewußt, daß er nur deswegen kam, weil ich gut verdient habe und er das Recht hatte, bei mir zu leben, weil er ja mein Mann war.«
    Kendra dachte an dieses herzlose Mädchen, das Pocket geliebt hatte. Die Niedertracht dieser Menschen!
    »Und was konnte ich schon tun? Ich kam von diesem Schuft nicht los. Ja, wenn ich reich genug gewesen wäre und mir teure Rechtsanwälte hätte nehmen können … Solche Leute finden immer einen Dreh. Aber wie die Dinge nun einmal lagen, habe ich wie so viele andere Leute meinen Namen gewechselt und bin nach Kalifornien gereist.«
    »Und Sie sind immer noch mit ihm verheiratet, Hortensia?«
    »Sicher«, erwiderte sie müde und lachte kurz auf. »Es ist doch eine gewisse Erleichterung, sich einmal alles vom Herzen zu reden.«
    »Warum haben Sie nicht schon früher davon gesprochen?« fragte Kendra. »Sie sagen ja mit Recht, daß Sie nichts Schlimmes getan haben.«
    »Ich wollte nicht, daß jemand erfährt, was für ein Dummkopf ich war. Ich habe mich geschämt, weil ich einen derartigen Dreckskerl geheiratet habe. Und dann … dann …« Hortensia zögerte.
    »Ja?«
    »Ach, ich werde Ihnen alles sagen. Nachdem ich meine Arbeit im Calico-Palast aufgenommen hatte, war ich einmal im Laden von Chase und Fenway. Marny war bei mir. Da kam eine Dame herein, die einen Kinderwagen schob. Marny hat uns miteinander bekannt gemacht. Sie heißt Serena Watson. Sie fragte nach Ihnen und erzählte mir, daß sie früher für Sie gearbeitet hat. Sie hat einen hübschen kleinen Jungen.«
    Kendra mußte an ihr eigenes Kind denken. Sie beneidete Serena. Ein plötzlicher Schmerz preßte ihr die Kehle zusammen. Hortensia fuhr fort:
    »Ich habe das Baby bewundert. Der Kleine hat sein Händchen um meinen Finger gelegt, wie's kleine Kinder so tun. Ich bin ganz traurig gewesen, denn ich habe mir gesagt, wenn ich mein Kind nicht verloren hätte, könnte ich jetzt mit ihm spielen. Später hat mir Marny gesagt, ich soll Ihnen nichts von Mrs. Watsons Baby erzählen. Das würde Sie nämlich traurig stimmen, weil Ihr Kind gestorben sei. Ich konnte das verstehen, weil ich mir sagte, wenn ich schon traurig werde wegen meines ungeborenen Kindes, dann müssen Sie doch noch viel trauriger sein, weil Sie ein Kind hatten, das dann gestorben ist. Deshalb habe ich nichts von meinem Kind gesagt … Ach, Kendra! Marny hatte recht. Jetzt weinen Sie. Verzeihen Sie mir. Ich hätte den Mund halten sollen. Es tut mir wirklich leid, Kendra.«
    Kendra trat zur Kommode, nahm ein Taschentuch heraus und trocknete ihre Tränen.
    »Schon gut, Hortensia«, entgegnete sie mühsam lächelnd. »Solange ich lebe, werde ich andere Frauen mit Kindern sehen. Ich muß mich daran gewöhnen.« Sie setzte sich wieder neben Hortensia aufs Bett. »Jetzt wissen wir alles voneinander. Das macht uns zu Freundinnen.«
    Hortensia nickte. Kendra wollte nicht noch mehr Tränen vergießen. Hastig lenkte sie die Unterhaltung wieder auf Hortensias Angelegenheit. »Sie können also gar nicht heiraten, weil Sie nicht frei sind?«
    »Ja.«
    »Gut. Darf ich das Norman mitteilen?«
    »Ja, tun Sie das. Ich schäme mich, aber ich möchte seine Gefühle nicht verletzen. Er hat mir nie etwas angetan. Erzählen Sie ihm doch, wie die Verhältnisse sind.«
    Kendra versprach es ihr. Im stillen zweifelte sie daran, daß Norman nun resignieren werde. Norman war ein

Weitere Kostenlose Bücher