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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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probieren.«
    Marny lächelte. »Kendra, wissen Sie eigentlich, warum das Spielen ein solch faszinierendes Vergnügen bereitet? Weil man zuweilen verliert. Wenn man immer gewinnen würde, hätte es sehr bald seine Spannung verloren. Es wäre dann nicht aufregender als das Händewaschen. Liebling, riskieren Sie ein neues Spiel. Vielleicht gewinnen Sie diesmal.«
    Kendra fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Was Marny sagte, hörte sich vernünftig an. Aber gerade jetzt, dachte Kendra, ist mir nicht nach Vernunft zumute.
    Marny ging in das Zelt, um die Tische für den Abend herzurichten. Kendra blieb zurück.
    Das einst so grüne Land war nun braun geworden. Das Gras war dürr, die Blumen waren vertrocknet, die Wildpflanzen, mit denen sie ihre Gerichte gewürzt hatte, fast alle verschwunden, und die wenigen, die sie noch finden konnte, schmeckten so bitter, daß sie kaum genießbar waren.
    Pocket erwachte. Er gähnte, streckte sich, stand auf und fing an, hin und her zu gehen, als müsse er seine Muskeln lockern. Pocket blieb neben dem Wassereimer am Schwingtrog stehen und trank einen Schluck. Dabei sah er Kendra. Er ging auf sie zu und fragte:
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich einen Augenblick zu Ihnen setze, Ma'am?«
    Kendra lächelte ihn an. »Ich freue mich, daß Sie kommen.« Pocket ließ sich an ihrer Seite nieder. Er kramte in seinen Taschen, brachte ein Messer zum Vorschein, schnappte sich einen Zweig und begann zu schnitzeln. Rings um sie waren die vertrauten Geräusche. Aus der Schlucht drang ein Schrei herauf: Anscheinend hatte ein Mann einen besonders guten Fund gemacht. Ning und Hiram schliefen immer noch. Nach einer Weile fing Pocket zu reden an:
    »Miß Kendra, wenn Sie nicht über Ihren Kummer sprechen wollen, dann achte ich das. Aber wenn Sie das Bedürfnis haben, sich einmal auszusprechen, dann wäre das gut.«
    Sie wandte sich halb um. Es war nun fast vier Wochen her, seit Ted sie verlassen hatte, und in diesen vier Wochen hatten weder Pocket noch Hiram oder Ning ein Wort über ihn verloren. Ihr war diese Zurückhaltung lieb gewesen. Aber jetzt mußte Pocket irgendwie geahnt haben, daß sie jemanden brauchte, dem sie sich anvertrauen konnte. Pocket hatte ein so freundliches und schlichtes Gemüt. Mitunter verstanden Menschen wie er das Leben besser als raffinierte Leute wie Marny. Unvermittelt fragte Kendra:
    »Pocket, ist es möglich, daß man einen Menschen liebt und ihn gleichzeitig doch nicht liebt?«
    »Natürlich ist das möglich, Miß Kendra.«
    Er sprach so einfach, als habe ihn ein Kind gefragt, ob es möglich sei, daß an einem Ort Regen falle, während zur nämlichen Stunde an einem andern die Sonne scheine. Kendra fühlte sich erleichtert. Er hatte sogleich bemerkt, was Marny entgangen war, trotz ihrer Versuche, die Dinge zu klären. Kendra griff nach Pockets Handgelenk. Der Ärmel seines Hemdes war zerrissen und schmutzig, das Gelenk war behaart und kräftig.
    »Woher wissen Sie das, Pocket?«
    »Weil ich das selber einmal mitgemacht habe.«
    Pocket legte sein Messer weg, schob die Hände zwischen seine Knie und blickte zu den Bergen auf der andern Seite der Schlucht hinüber. Als er wieder sprach, klang seine Stimme wie die eines Vaters, der leise an der Wiege seines schlummernden Kindes redet.
    »Ich habe angenommen, daß Sie sich mit diesem Zwiespalt herumschlagen. Deshalb habe ich geglaubt, ich könnte Ihnen vielleicht helfen. Die andern … nun, Hiram ist ein feiner Bursche, ich habe nie einen feineren getroffen, aber ihn hat die Liebe niemals richtig erwischt. Und was Ning betrifft, so glaube ich nicht, daß ihm so etwas jemals zustoßen wird. Marny – die hat's bis jetzt auch noch nicht gepackt. Aber Sie haben diese Erfahrung machen müssen – wie ich.«
    Er hielt inne und schaute noch immer auf die Berge.
    »Wo war das, Pocket?« fragte Kendra. »In Sutters Fort?«
    »Nein, Ma'am. Das war in Kentucky. Und aus diesem Grund habe ich mich einem Wagenzug angeschlossen, der nach dem Westen zog. Ich mußte darüber hinwegkommen.«
    Er griff nach einem Zweig und brach ihn in Stücke.
    »Ich hatte nie daran gedacht, meine Heimat zu verlassen und nicht mehr zurückzukehren. Es ging mir gut. Meine Eltern waren gestorben, aber ich lebte auf der Farm meines Großvaters. Es war wirklich eine hübsche Farm, ein großes weißes Haus, eine Menge Pferde, und das alles sollte einmal mir gehören. Aber dann bin ich diesem Mädchen begegnet.«
    Er warf die zerbrochenen Holzstücke

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