Alles hat seine Zeit
ich meiner Frage den unbefangensten Ton gab, der mir möglich war, fragte ich, was für ein Zeichen es sei.
Der Leutnant stand auf, um zu gehen.«Es ist
dasselbe, das die Priester haben», sagte er.«Eine Art weißer Turban. Er hat einen bestimmten Namen, aber ich entsinne mich nicht.»Und er fügte hinzu:«Ich geh ins Lager zurück, und du?»
«Ich auch», erwiderte ich.
Nach wenigen Schritten blieb ich stehen und sagte, ich hätte vergessen, etwas zu kaufen.«Wenn du willst», antwortete er,«warte ich auf dich.»
Es sei nicht nötig, erwiderte ich, vielleicht würde ich mich länger aufhalten müssen. Nun ging er, und ich sah, wie er sich mit diesem ein wenig schleppenden Schritt entfernte wie jemand, der gewohnt ist, auf heißen Straßen zu gehen. Er ging ohne Eile, und ich vermied es, mir seine Gedanken vorzustellen. Ich hätte ihn gern zurückgerufen, die Einsamkeit bedrückte mich jetzt, doch wenn ich ihn riefe, so würde er in meinen Augen etwas erkennen; vielleicht wusste er ohnehin schon etwas. Ich sah ihn davongehen, und ich spürte, dass ich den einzigen Menschen verlor, der fähig war, mich zu ermutigen; jetzt begriff ich, dass sein Schweigen aus einer Ruhe kam, die ich verloren hatte, es war das Schweigen eines empfindsamen Herzens. Und sein zynischer Überdruss war nur die Angst nachzugeben.
Ich ging bis zum Ziehbrunnen hinauf, und dort blieb ich stehen, um die Frauen zu betrachten, die ihre Kannen mit Wasser füllten; aber mit der
Dunkelheit entfernten sich auch die letzten Verspäteten, und bald fand ich mich allein. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und es geschah fast ohne meinen Willen, dass ich wieder vor der Kirche stand und dann im Hof. Ich suchte die beiden Mädchen; ich sah, dass sie sich am Fuße ihres Baumes niedergelassen hatten und schweigend aßen. Sie saßen dort wie zwei gespenstische Ausflüglerinnen, von ihrer Gruppe verlassen; die Nacht lauerte drohend hinter ihnen, und leise flüsternd ergaben sie sich in diese Finsternis. Ihre Turbane bildeten einen einzigen grauen Fleck.
Sie erkannten mich wieder und waren mit einem Mal still. Eine von ihnen, jene, die ich am meisten angeschaut hatte, stieß die Freundin an, sie starrte in die Dunkelheit und lächelte leicht; dann fingen beide wieder an zu essen, ohne Hast, sie fühlten sich durch meine Anwesenheit gar nicht belästigt. Ich stand wenige Schritte von ihnen entfernt.«Guten Abend», sagte ich. Sie antworteten mir gemeinsam, mit leiser Stimme, und lachten.
Was konnte ich sonst sagen? Ich ließ mich auf die Knie nieder, ich wollte dort bleiben. Die beiden Frauen lachten verhalten, gerade wie junge Mädchen, die aufgeregt werden, wenn sie sich beobachtet wissen. Etwas war noch nicht in ihnen gestorben und würde den Zerfall ihres Körpers
lange Zeit überleben. Jene, die ich am meisten anschaute, zupfte sogar mit rascher Koketterie ihr Gewand zurecht, und noch einmal sah ich für einen Augenblick ihre Hand.
Unterdessen schloss der Kirchenwächter die Tür ab, und bald würde er auch die Pforte des Hofes zuschließen. Als er sich mit dem großen Schlüssel in der Hand der Pforte zuwandte, entsetzte ich mich bei dem Gedanken, dass ich hier eingeschlossen würde und der alte Wächter mich hindern könnte hinauszugehen; ich sprang mit einem Ruck auf und erreichte die Pforte. Der Alte rief irgendetwas, und seine rauhe und heisere Stimme hielt mich davon ab, mich umzudrehen. Ich machte mich auf den Weg zum Lager.
Die Soldaten sangen. Die Nacht war viel zu schön, als dass sie hätten schweigen können. Man sprach in diesen Tagen von einer neuen Verlegung, und nachdem die Besorgnis, sie würden sich noch länger hier aufhalten müssen, verflogen war, verbrachten sie die Ruhestunden damit, die Freuden der Heimkehr vorauszukosten. Sie malten sie sich in ihrer Phantasie so lebhaft aus, dass dann und wann aus den Zelten Rufe und lautes Lachen drangen, wie ich es schon seit Monaten nicht mehr gehört hatte.
Ich schloss mich in meinem Zelt ein und nahm den Gazeverband von meiner Hand. Vielleicht
war eine Verschlimmerung eingetreten. Die Hand war geschwollen, und als ich sie berührte, empfand ich einen ganz leisen Schmerz, gleichsam wie eine Stimme, die aus einem tiefen Kerker kam.«Ich habe den Verband zu straff angezogen», dachte ich,«und deshalb ist die Hand schlimmer geworden. Ich darf keine andere Erklärung annehmen. Meine Nerven sind zerrüttet, und ich sehe zu schwarz.»
Dann fielen mir die Flecken auf meinem Bauch und
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