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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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aussehender brauner Vogel landete auf der Statue in der Mitte des Gramercy Park. Er blieb einen Moment dort sitzen und schien sie zu beobachten. Dann breitete er seine riesigen Flügel aus und flog in Richtung des East River davon. Als er nicht mehr zu sehen war, schienen die Kinder alle auf einmal aufzuatmen.
    »Vor langer, langer Zeit«, hörte sie Adam erklären, »glaubten die Menschen, dass sie vom Verhalten der Vögel auf den Willen der Götter schließen könnten. Die Priester, die diese Zeichen lasen, hießen Auguren. Ein Bussard, der auf dem Kopf einer Statue landet, wäre damals sicher ein sehr machtvolles Vorzeichen gewesen.«
    »Was bedeutet es?«, wollte eins der Kinder wissen.
    »Dafür müssten wir schon einen Auguren fragen«, erwiderte Adam. »Nur sehr wenige von uns besitzen die Fähigkeit, in die Zukunft sehen zu können. Eigentlich sogar nur eine Einzige …« Er sah hoch. »Haven.« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Na, seid ihr auf Vogelsafari?«, fragte sie.
    Adam legte einen Arm um das Kind, das neben ihm auf der Stufe saß, und der kleine Junge strahlte. »Jeremiah hat einen Rotschwanzbussard entdeckt und da wollten wir ihn uns alle mal ansehen.«
    »Und wer gehört noch zu eurer Crew?«
    »James, Hunter, Olivia, Avery, Jeremiah«, stellte Adam die Kinder nacheinander vor. »Und Flora. Bis auf Jeremiah sind alle in der Stadt, um ihren Geburtstag zu feiern.«
    »Dann herzlichen Glückwunsch euch allen!« Haven lächelte dem niedlichen kleinen Mädchen zu, das rechts neben Adam saß. Sie war größer, als Haven sie in Erinnerung gehabt hatte, und obwohl sie noch Zöpfe trug, wirkte sie schon sehr viel reifer. »Hi, Flora«, sagte sie. »Wir haben uns mal vor ganz langer Zeit hier im Warteraum unterhalten. Erinnerst du dich an mich?«
    »Das würde ich doch nie vergessen«, erwiderte Flora leutselig. »Wir haben uns am selben Tag getroffen, an dem ich Adam kennengelernt habe.«
    »Stimmt«, sagte Adam und tätschelte Floras Knie. »So ein gutes Gedächtnis. Kein Wunder, dass du Klassenbeste bist.« Er stand von der Stufe auf. »Würden die Damen und Herren mich mal kurz entschuldigen?«, fragte er. »Warum geht ihr nicht rein und bittet Madison, euch eine heiße Schokolade zu machen? Ich bin in einer Minute wieder bei euch.«
    Vor Vergnügen quietschend sprangen die Kinder auf und rannten ins Gebäude. Die Aussicht auf einen Becher Kakao ließ also selbst die Herzen von Wunderkindern höher schlagen.
    »Brauchst du irgendetwas?«, fragte Adam, als die Kinder weg waren. Er klang wachsam; seine Höflichkeit war wie ein Schutzschild.
    »Nein. Ich … ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht mit mir zu Abend essen möchtest«, erwiderte Haven und inspizierte dabei eingehend ihre Nagelhäute. Noch nie hatte sie sich mehr verachtet. Wenn Adam sie wirklich liebte, war das, was sie hier machte, unverzeihlich grausam. Tu es für Beau, sagte sie zu sich. Tu es für Iain.
    »Ein Date?«, fragte Adam argwöhnisch. »Heißt das, du denkst darüber nach, doch in New York zu bleiben?«
    »Vielleicht. Ich glaube schon. Ich meine, ja, ich denke darüber nach. Hör zu, wenn du heute Abend keine Zeit hast, ist das okay.«
    »Nein, nein. Ich habe Zeit«, beteuerte Adam, der seine Freude nicht verbergen konnte. »Ich habe um sieben noch einen wichtigen Termin, aber der sollte nicht lange dauern. Wie wäre es um acht?«
    »Perfekt.« Haven trat einen Schritt zurück. Jetzt, da ihre Mission erfüllt war, wollte sie nur noch weg. »Ich hole dich dann hier ab.«
    »Ich fürchte, heute Abend werde ich in unseren anderen Büroräumen sein.«
    »Oh«, sagte Haven und sah zu dem roten Backsteingebäude hinüber, das ein Stück östlich der Ouroboros-Gesellschaft an der Gramercy Park South lag. Als sie das erste Mal dort gewesen war, hatte ein kleines Bronzeschild neben der Tür es als Gramercy Park Historical Society ausgezeichnet. Das Schild war nun verschwunden und durch ein silbernes, noch kleineres ersetzt worden, das einen Ouroboros zeigte. Das Gebäude war eine Art Erweiterung der Ouroboros-Gesellschaft, und darin fanden Adams geheime Treffen mit den ranghöchsten Mitgliedern der Organisation statt.
    Haven konnte nicht verhindern, dass ihr Blick die Backsteinmauer hinauf bis zum vierten Stock des Gebäudes huschte, in dem sich Adams makabres Museum befand. Einst hätte sie das mit Furcht erfüllt, doch nun machte sich Erleichterung in ihr breit. Vielleicht tat sie ja doch das

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