Alles Ist Ewig
mehr da ist.«
»Was macht das für einen Unterschied?«, fragte Beatrice. »Irgendwen werde ich sowieso heiraten müssen. Warum dann nicht Adam? Dass er mich begehrt, steht schließlich außer Frage.«
»Jeder andere wäre besser«, entgegnete Piero. Er dachte einen Moment nach, bevor er weitersprach. »Hast du von dieser Krankheit gehört, die sich in der Stadt ausbreitet?«
»Ich habe die Ärzte in den Straßen gesehen, die mit diesen schrecklichen Masken.«
»Die Pestilenz ist mit Adams Schiffen nach Genua gelangt, und nun hat sie auch Florenz erreicht. Es heißt, die Besatzung lag bereits im Sterben, als die Boote anlegten. Noch nicht einmal die Ratten haben überlebt. Er hat diese Seuche in unsere Stadt gebracht. Dutzende sind daran schon gestorben, und das ist seine Schuld.«
»Das ist doch Irrsinn!«, fauchte Beatrice. »Wie kannst du es wagen, mich mit diesen ungeheuerlichen Lügen zu behelligen? Du behauptest also, mein zukünftiger Ehemann hätte eine Seuche heraufbeschworen? Nur der Teufel selbst könnte so etwas tun!«
»Ich bin nicht der Einzige, der glaubt, dass Adam uns diese Krankheit gebracht hat. Naddo hat mir erzählt, die gesamte Obrigkeit ist davon überzeugt, dass Adam dafür verantwortlich ist. Sie sagen, er will Florenz von seinen Widersachern befreien. Wenn erst alle fort sind, kann er die Herrschaft übernehmen.«
»Das ist doch lächerlich. Adam hatte recht mit dem, was er über dich gesagt hat, weißt du? Du bist bloß neidisch, Piero. Weil du und Naddo euch verstecken müsst. Wenn irgendjemand von eurer Liebe erfährt, seid ihr beide innerhalb von einer Woche tot. Du kannst es einfach nicht ertragen, dass der Rest von uns normal leben kann. Du gönnst mir meine Freiheit nicht – das einzige Fünkchen Glück, das ich seit Jahren gehabt habe.« Es war das erste Mal, dass sie diese Dinge laut aussprach. Sie wusste, dass jeder sie hätte hören können, aber sie war zu wütend, um sich darüber Gedanken zu machen.
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Piero.
»Ja.«
»Dann tut es mir leid, dass ich dich gestört habe. Ich hätte meine Zeit nicht damit verschwenden sollen, an deinen Verstand zu appellieren. Nun muss ich die Sache eben selbst in die Hand nehmen.«
»Wag es ja nicht«, zischte Beatrice.
»Hast du ihn diesmal gesehen?«, wollte Phoebe wissen.
Haven rieb sich die Augen, die noch immer von dem vielen Qualm brannten. Sie hatte die Vermutung, dass Phoebe von Adam sprach und nicht von Naddo. Aber Haven weigerte sich, der Frau die Antwort zu geben, die sie hören wollte.
»Ich habe Piero gesehen. Er war bei Beatrice. Er hat auch Naddo erwähnt. Aber ich weiß immer noch nicht, wie ich ihn finden soll. Ich wusste, dass das nichts bringen würde.«
»Du irrst dich«, entgegnete Phoebe. »Die Visionen ergeben nach und nach einen Sinn. Vielleicht enthält schon die nächste genau die Erinnerung, die du suchst.«
»Dann lass es mich gleich noch mal versuchen«, verlangte Haven.
»Nein, das ist zu gefährlich.« Kopfschüttelnd lehnte Phoebe ihre Forderung ab. »Ich weigere mich, dein Leben zu riskieren, solange deine Aufgabe noch nicht erfüllt ist. Du musst zum Magos gehen und ihn von deiner Liebe überzeugen. Dann können wir schon bald unseren Plan in die Tat umsetzen.«
»Nicht, bevor ich nicht Naddo gesehen habe!«, beharrte Haven. »Nicht, bevor ich nicht den Mann gefunden habe, der Beau entführt hat! Wenn ich mich an meinen Teil der Abmachung halten soll, müsst ihr euch auch an euren halten!«
»Du kannst es dir nicht leisten zu warten, Haven. Dein Liebhaber – der menschliche – wird immer leichtsinniger. Eine meiner Schwestern hat beobachtet, wie er im Gramercy Park mit einem kleinen Mädchen geredet hat. Am helllichten Tag, direkt vor der Ouroboros-Gesellschaft. Wenn du ihn nicht aufhältst, wird er dem Magos bald direkt in die Arme laufen. Und was meinst du, wer diese Auseinandersetzung gewinnen würde?«
Haven musste nichts sagen. Die Antwort lag auf der Hand.
»Du solltest dir wirklich Sorgen um Iain machen«, fuhr Phoebe fort, entschlossen, nicht lockerzulassen. Haven spürte, dass sie gleich eine Überraschung erleben würde – eine, die die alte Frau sich für genau einen solchen Moment aufgespart hatte. »Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass er mit seiner Dummheit anderer Leute Leben aufs Spiel setzt. Der Junge hat schon immer
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