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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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gedankenlos gehandelt, und er hat sich noch nie zur Vernunft bringen lassen. Und mindestens einmal ist es ihm auch gelungen, euch beide damit umzubringen.«
    »Woher wollen Sie das denn wissen?«, fragte Haven.
    »Ich weiß es, weil ich persönlich Zeugin der Tragödie wurde. Vor zwölfhundert Jahren warst du die Tochter des Emirs von Córdoba, und dein Vater hatte deine Hochzeit mit einem wichtigen Verbündeten arrangiert. Du hattest dein ganzes Leben lang im Harem des Emirs verbracht. Du hattest noch nie mit einem Mann gesprochen, der nicht zu deiner Familie gehörte – weder mit deinem zukünftigen Ehemann noch mit dem jungen Lehrer, den dein Vater mit nach Spanien gebracht hatte, damit er deine Brüder unterrichtete. Drei der Horae waren zu dieser Zeit Sklavinnen im Palast, und wir erkannten die beiden Männer sofort. Ich sprach mit Iain. Ich konnte ihm meine wahre Identität nicht enthüllen, aber ich flehte ihn an, nichts gegen deine Heirat mit dem Magos zu unternehmen. Ich schwor ihm, dass er kurz nach der Hochzeit ohnehin verschwinden würde und du für den Rest eurer Tage Iain gehören würdest. Aber Iain weigerte sich nachzugeben. Eines Nachts brach er in die Frauengemächer ein und entführte dich. Dein Vater ließ ihn von seinen Männern suchen. Als sie Iain fanden, töteten sie ihn für sein Verbrechen. Und dich richteten sie hin, weil du Schande über deine Familie gebracht hattest. Euer Tod war völlig unnötig. Iains Gedankenlosigkeit hat euch beide ins Verderben gerissen. Ich schlage daher vor, du beeilst dich lieber, bevor so etwas noch einmal passiert.«
    »Tolle Geschichte, Phoebe. Sind Sie sicher, dass ich nicht vielleicht auch Anne Boleyn war? Oder Johanna von Orleans? Woher soll ich wissen, dass das nicht bloß wieder eine von Ihren Lügen ist?«, fragte Haven, obwohl die Geschichte durchaus so klang, als könnte etwas Wahres daran sein. Sie wusste, dass Iain sich manchmal zu sehr von seinen Gefühlen leiten ließ. Und von seinen Überzeugungen war er tatsächlich nicht leicht abzubringen. Selbst Haven fand es manchmal schwierig, ihn dazu zu bringen, sich bei einer Auseinandersetzung ihre Sicht des Problems anzuhören. Ein Fremder hätte bei ihm also kaum eine Chance.
    »Nun, ich glaube, es gibt einen Menschen, der dir die Wahrheit meiner Geschichte bestätigen kann«, sagte Phoebe. »Und jetzt, nachdem ich dir alles erzählt habe, darfst du gern gehen und ihn danach fragen.« Sie entließ Haven mit einem Wedeln des Handgelenks.
    »Gehen? Wir sind mitten im Wald. Wo soll ich denn da bitte schön hingehen?«
    »Folge einfach dem Pfad hinter dir«, erklärte Phoebe.
    Haven drehte sich um. Irgendwie hatte sie den schmalen Kiesweg übersehen, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Als sie sich noch einmal zum Feuer umdrehte, war Phoebe verschwunden und das Licht wurde schwächer. Haven eilte über den Pfad und fragte sich, wohin er wohl führen mochte und warum der Himmel über ihr so seltsam zu glühen schien. In der Nähe hörte sie ein Geräusch. Eine Autohupe. Sie begann zu rennen. Der Wald lichtete sich, bis fast keine Bäume mehr da waren. Haven fand sich auf einer Wiese wieder. Und dann sah sie sie – die riesigen Umrisse, die die vermeintliche Wildnis umgaben. Hochhäuser. Sie stand mitten im Central Park.

KAPITEL 27
    Ü ber Nacht war der Frost in die Stadt zurückgekehrt. Eiszapfen hingen in den Hauseingängen, ein Hydrant spie eine eisige Fontäne aus, und die Schneehaufen, die die Straßen säumten, waren steinhart gefroren. Der Boden knarzte unter jedem von Havens Schritten, und auf der Lexington Avenue pflügten die Autos durch dicken Schneematsch.
    Als Haven auf das Gebäude der Ouroboros-Gesellschaft zuging, erspähte sie ein kleines Grüppchen, das auf den mit Streusalz überzogenen Eingangsstufen des Gebäudes hockte. Eltern und ihre Sprösslinge, die darauf warteten, dass die Türen geöffnet wurden, dachte Haven zuerst – bis ihr auffiel, dass nur ein einziger Erwachsener darunter war. Als sie näher heranging, erkannte sie Adam, umringt von einem halben Dutzend Kindern. Keiner von ihnen bemerkte sie. Völlig reglos und mucksmäuschenstill saßen sie da, während sie geradeaus in den Park starrten. Haven hatte noch nie sechs Kinder gesehen, die so leise und konzentriert waren.
    Sie hatte die Treppe beinahe erreicht, als sie einen der kleinen Jungen flüstern hörte: »Da ist er.« Sie folgte seinem Blick, um zu sehen, was er meinte. Ein majestätisch

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