Alles Ist Ewig
irgendeinem Grund gehorchte Haven und steckte die Hände zurück in die Manteltaschen. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
»Ich weiß nicht«, gab Haven zu. »In den letzten paar Tagen ist einfach ziemlich viel passiert.« Warum stand sie eigentlich hier in der Kälte und beantwortete sinnlose Fragen, während Beau irgendwo festgehalten wurde und ernsthaft verletzt war?
»Na, dann schieß mal los«, sagte Leah.
Haven seufzte. »Erinnerst du dich an die Frau im Rauch?« Leah nickte. »Ihr Name ist Phoebe. Sie ist die Anführerin einer Gruppe, die sich die Horae nennen. Sie sind zu zwölft, und sie haben menschliche Körper. Aber eigentlich sind sie keine Menschen. Sie sind Adams Erzfeindinnen. Sie sorgen für Ordnung, so wie er Chaos stiftet.« Haven hielt kurz inne, um zu sehen, ob Leah ihr folgen konnte.
»Okay«, sagte Leah, als wäre absolut nichts Außergewöhnliches an dem, was Haven gerade erzählt hatte.
»Phoebe hilft mir nur, Beaus Entführer zu finden, wenn ich ihr dabei helfe, Adam Rosier für immer einzusperren. Die Horae denken, dass Adam Kinder für die OG rekrutiert, um eine Art Armee aufzubauen, und das wollen sie verhindern.«
»Und wie sollst du den Horae dabei helfen, ihn einzusperren?«
»Indem ich so tue, als hätte ich mich in ihn verliebt, und ihn damit in die Falle locke.«
Leah blinzelte. »Klingt ziemlich riskant. Hätte nicht gedacht, dass du dich auf so was einlassen würdest.«
»Ich war einfach zu allem bereit, um Beau zu retten. Doch als ich dann angefangen habe, Zeit mit Adam zu verbringen, ist mir klar geworden, dass er sich verändert hat. Er versucht, die Ouroboros-Gesellschaft zu verbessern. Und er hat den Polizeipräsidenten von New York und das FBI auf die Suche nach Beau angesetzt. Ich will nicht mehr mit den Horae zusammenarbeiten. Ich will Adam nicht hintergehen …« Sie zog die Hand mit ihrem Telefon aus der Tasche. »Bitte lass mich ihn kurz anrufen. Wir müssen schnell handeln, wenn wir Beau retten wollen!«
»Moment mal, Haven. Ich hab noch ein paar Fragen. Wo war Iain denn die ganze Zeit?«
»Das ist ’ne lange Geschichte. Aber ich kann dir sagen, wo er im Moment ist: im Weg. Er hält mich für verrückt, weil ich daran glaube, dass Adam sich ändern kann. Er denkt, ich hätte mich in ihn verliebt. Darum versucht er jetzt, ihn auf eigene Faust einzusperren.«
Leah hob eine Augenbraue. »Und, hast du dich in Adam verliebt?«
Haven stand da wie betäubt. Leahs unverblümte Frage hatte sie mit der Wucht einer Keule getroffen. Sie wollte lachen und das Ganze herunterspielen. Aber Leah gehörte nicht zu den Leuten, die sich irgendwas vormachen ließen.
»Ich weiß nicht«, gab Haven zu. »Ich liebe Iain noch genauso wie vorher. Es ist nur …«
»Glaubst du denn, Adam liebt dich? Bist du sicher, dass das bei ihm nicht nur irgendeine kranke Besessenheit ist?«
Havens Zögern schien Leah zu lange zu dauern. »Denk nicht groß darüber nach, Haven. Beantworte einfach meine Frage.«
»Er liebt mich«, sagte Haven schließlich. »Da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Und du glaubst wirklich, dass er sich verändert hat?«
»Ja. Hältst du mich jetzt auch für verrückt?«
Über diese Möglichkeit dachte Leah nicht einmal nach. »Nein«, erwiderte sie entschieden. »Ich hätte nur nicht erwartet, dass Adam überhaupt dazu fähig ist, jemanden zu lieben. Aber wenn er es doch ist, sollten wir vielleicht noch mal ein paar Sachen überdenken.«
Haven schüttelte den Kopf. Sie wollte jetzt nicht über Adam oder Iain nachdenken. Sie wollte sich wieder auf Beau konzentrieren. Er war der einzige Mensch, über den sie sich im Moment Gedanken machen konnte.
»Was Adam fühlt, ist egal«, sagte sie. »Das Einzige, was jetzt wichtig ist, ist das hier.« Sie drückte eine Taste auf ihrem Handy und hielt das Foto hoch.
»Die Polizei hat das Bild schon«, sagte Leah. »Ich hab es ihnen weitergeleitet, als ich auf dich gewartet hab. Das hat wahrscheinlich die Hälfte der Leute gemacht, die im Verteiler waren. Wenn das alles ist, was Adam unternehmen könnte, brauchst du ihn also nicht anzurufen.«
Es wäre nicht alles, was er unternehmen könnte. Haven hatte zwanzig Punkte auf ihrem OG-Konto, das Lucy Fredericks für sie eröffnet hatte. Wenn man mit fünfzehn Punkten eine Party auf dem Dach des Empire State Building veranstalten konnte, dann könnte man mit zwanzig doch sicher ein oder zwei Schläger engagieren. Wenn die Polizei die Leute fand, die Beau so
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