Alles Ist Ewig
schon vor Jahren aus dem Weg schaffen sollen! Das ist nun der Dank dafür, dass wir uns um die Gefühle der Menschen geschert haben!«
»Halt!«, blaffte Haven. »Mag sein, dass Iain einen Fehler gemacht hat, aber ich hab eine Lösung dafür. Ich weiß, wohin ich Adam locken könnte.«
»Wohin? Wir haben Jahrzehnte gebraucht, um einen passenden Ort zu finden.«
»Stopp!«, unterbrach Leah Haven, gerade als diese antworten wollte. »Erst wird Phoebe uns helfen, die Antworten zu finden, die wir brauchen, und dann überlegen wir uns, ob wir ihr helfen wollen oder nicht.«
Phoebe stand auf und trat dicht vor Leah, bis ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Das Mädchen blinzelte nicht einmal, aber der Rest der Horae sah mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen zu. »Wenn du darauf bestehst«, knurrte die alte Frau. »Haven, komm mit mir aufs Dach. Ihr anderen sorgt dafür, dass Miss Frizzell es gemütlich hat.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne bei Haven bleiben und zugucken, wie das alles funktioniert«, widersprach Leah.
»Kommt nicht in Frage.« Phoebe war unerbittlich. »Du hast Haven vielleicht zu uns geführt, aber ihrer Vergangenheit muss sie sich allein stellen. Wenn sie fertig ist, werden wir ja sehen, ob sie den Mut hat, ihren Freunden zu erzählen, was sie gesehen hat.«
Beatrice schlenderte am Ufer des Arno entlang, an ihrer Seite ein junger Mann. Vor ihnen war die Brücke, die der Fluss einst fortgerissen hatte, wiedererrichtet worden. Vier Ärzte mit langen dunklen Mänteln und grässlichen schnabelartigen Masken blieben vor einer Tür auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen und klopften. Eine verzweifelt aussehende Frau winkte sie herein.
»Die Krankheit breitet sich aus«, stellte Beatrice fest. Ihre Mutter hatte sie noch gewarnt, zu Hause zu bleiben, aber Beatrice ließ sich nichts mehr sagen.
»Ja«, antwortete der junge Mann ohne jede Gefühlsregung in der Stimme. Er sah gut aus – das behaupteten jedenfalls all ihre Freundinnen. Groß und dunkelhaarig mit einer volltönenden Stimme, die der Welt verkündete, dass man ihn besser ernst nehmen sollte. Doch seine Augen waren kalt. In ihnen lag nichts von Ettores Wärme. Sie mochte ihn – vertraute ihm sogar –, aber sie liebte Adam nicht so, wie sie Ettore geliebt hatte.
»Piero hat mir erzählt, die Seuche sei mit deinen Schiffen hierhergelangt«, sagte Beatrice. »Er hat mehr oder weniger behauptet, du hättest sie vorsätzlich in die Stadt gebracht.« Das konnte nicht wahr sein, sagte sie sich erneut. Piero hatte sich wieder einmal von seinen Gefühlen überwältigen lassen. Er betrachtete die Dinge nun mal nicht immer rational.
»Dein Bruder ist nur eifersüchtig, weil er niemals haben kann, was wir haben«, erwiderte der junge Mann.
Beatrice biss sich so fest auf die Lippe, dass sie beinahe meinte, Blut zu schmecken. »Ich hätte es dir nicht erzählen sollen«, sagte sie. »Ich weiß, dir ist es gleichgültig, wen Piero liebt, aber ich hätte sein Geheimnis nicht verraten dürfen.«
»Wir werden bald heiraten. Es sollte keine Geheimnisse zwischen uns geben. Aber genau darüber wollte ich auch mit dir sprechen. Es geht um deinen Bruder.«
»Ja?«
»Wann hast du Piero zum letzten Mal gesehen?«
»Wir hatten vor drei Tagen einen Streit. Seitdem geht er mir aus dem Weg. Meine Mutter hat gesagt, er sei nicht mehr nach Hause gekommen. Wahrscheinlich ist er bei Naddo.«
»Das ist er. Aber ich fürchte, die beiden sind nicht mehr in Florenz.«
»Wo sind sie denn hingegangen?«
»Ich weiß nicht. Niemand weiß das, und das ist auch gut so.«
»Warum?«, fragte Beatrice zögerlich, denn sie war sich nicht sicher, ob sie die Wahrheit hören wollte.
Adam wandte sich zu ihr um. Seine eisigen Finger ergriffen ihre bloßen Hände. »Sie sollten verhaftet werden, Beatrice. Die Obrigkeit hat von ihrer Beziehung erfahren. Piero ist mit Naddo aus Florenz geflohen. Er hat mich gebeten, dir von ihm Lebwohl zu sagen.«
Ein stechender Schmerz ließ Beatrice eine Hand aus Adams Griff reißen und sie auf ihren Magen pressen. »Du hast mit ihm gesprochen?«, brachte sie mühevoll hervor.
»Ich bin zu ihm gegangen. Ich wollte die Zwistigkeiten zwischen uns beilegen. Er war einverstanden und hat mir sein Geheimnis anvertraut.«
»Aber wie sollen sie denn jetzt überleben?«, jammerte Beatrice.
»Sie haben alles, was sie brauchen«, versicherte
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