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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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gerade erst aufgewacht, als mein Handy gepiepst hat.«
    Eine Welle von Ärger brachte Haven zurück in die Wirklichkeit. »Du hast auf einer Parkbank übernachtet, Leah? Weißt du eigentlich, wie gefährlich das ist? Das hier ist nicht Snope City. Es ist noch nicht mal Durham . Hier sind Leute unterwegs, die zum Spaß Jagd auf Touristen machen. Ich muss mir schon um einen Freund Sorgen machen – da kann ich dich nicht auch noch retten!«
    »Spar dir deine Wut für Beaus Entführer auf, Haven. Wir wissen beide, dass mich keiner belästigen würde.«
    »Na, dann bleib jetzt wenigstens, wo du bist«, kommandierte Haven. Sie hatte sich schon im Laufschritt auf den Weg nach Westen gemacht. »Ich komme zu dir. Wie bist du denn überhaupt am Union Square gelandet?«
    »Das hier ist der Ort, den ich in meinen Visionen gesehen habe«, erklärte Leah. »Ich hab diesen runden U-Bahn-Zugang gefunden, der wie ein Tempel aussieht. Und ich hab sogar den Mann gefunden, nach dem ich gesucht habe. Er hat schon auf mich gewartet, als ich heute Morgen um halb sechs hier aufgetaucht bin. Ich war so müde, dass ich fast angefangen hätte, mit ihm zu reden, bevor ich kapiert habe, dass es nur eine Ghandi-Statue ist. Weißt du, welche ich meine?«
    »Ja«, keuchte Haven. Sie hatte die Statue schon hundertmal gesehen. »Stell dich neben Ghandi. Ich bin in zwei Minuten da.«
    Der Park war voller Leute, die in ihrer Mittagspause tapfer der Kälte trotzten, aber Leah war wie immer unmöglich zu übersehen. Sie hatte eine schwarz-orangefarbene Jagdmütze auf dem Kopf, unter der ein paar fransige Haarsträhnen hervorlugten. Dazu trug sie eine alte Armeejacke, über deren Brusttasche der Name FRIZZELL eingestickt war, und ein Paar ausgetretener Kampfstiefel. Zwischen dem oberen Rand der Stiefel und dem Saum ihres Rocks blitzten zehn Zentimeter nackte weiße Haut auf. Passanten starrten die seltsam aussehende, viel zu dünn angezogene junge Frau an und machten einen großen Bogen um sie. Sobald Leah Haven sah, hob sie die Hand und rannte auf sie zu.
    »Mann, Leah! Hast du keine Strumpfhose oder Leggings oder so was dabei?«, fragte Haven zwischen zwei Japsern. Selbst Ghandi hing ein dicker Eiszapfen von der Nase, und Leah Frizzell spazierte mit bloßen Beinen durch New York. Haven wünschte sich fast, sie wäre nicht ans Telefon gegangen. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, hier den Babysitter für ein frisch eingeflogenes Landei spielen zu müssen.
    Leah schien ihre Gedanken zu erraten. »Glaub ja nicht, dass du auf mich aufpassen musst, Haven Moore. Ich bin vielleicht ’ne Hinterwäldlerin, aber das heißt nicht, dass ich blöd bin.«
    »Du bist gerade tausend Meilen weit geflogen, um dich mit einer Statue zu treffen«, merkte Haven an.
    »Ja, und ich bin mir sicher, dass es das wert war. Ich hab rausgefunden, woher der schreckliche Gestank kommt, den ich in meinen Visionen rieche.« Leah deutete auf den Bürgersteig zu ihren Füßen. »Ich hatte heute Morgen wieder eine, und da hab ich genau hier ein paar Leichen rumliegen sehen.«
    Plötzlich wirkte Leah gar nicht mehr so lächerlich. »Leichen? Wer waren sie?«
    »Keine Ahnung. Aber dem Geruch nach zu urteilen, hatten sie schon lange genug da gelegen, um so richtig schön verwest zu sein. Sahen echt nicht besonders appetitlich aus.«
    »Und was hast du jetzt vor?«, wollte Haven wissen.
    »Auf die nächste Vision warten. Bei diesen Sachen hilft nur abwarten.« Leah wirkte immer absolut unerschütterlich, so als flüsterte ihr jemand Anweisungen ins Ohr.
    »Vor ein paar Tagen hast du gesagt, irgendwas Schreckliches würde passieren. Und jetzt hast du Visionen von Leichen, die hier auf der Straße liegen. Und da willst du dich einfach hinsetzen und abwarten ?«
    »Es ist noch Zeit«, entgegnete Leah, so ruhig wie immer. »Die Toten hatten alle kurzärmlige Sachen an, darum gehe ich davon aus, dass ich noch bis zum Sommer Zeit hab, um in Ordnung zu bringen, was auch immer in Ordnung gebracht werden muss. Ich glaube, Beaus Probleme sind im Moment ein bisschen drängender. Also, lass uns was unternehmen.«
    »Erst mal muss ich Adam anrufen und ihm erzählen, was passiert ist.«
    »Wie bitte?«, fragte Leah. »Adam Rosier ?«
    »Er hilft mir bei der Suche nach Beau«, erklärte Haven und wählte bereits die Nummer der Ouroboros-Gesellschaft.
    »Warte mal einen Moment«, befahl Leah. Das Mädchen hatte weder die Stimme erhoben noch hatte sich sein Tonfall verändert, aber aus

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