Alles Ist Ewig
Ich bin erst heute Abend darauf gekommen. Du kannst Leuten die richtigen Worte in den Mund legen.«
»Macht es euch was aus, wenn ich mich mal kurz hinsetze?«, murmelte Owen. »Ich wusste nicht, ob es stimmte. Ich dachte, sie hätte mich vielleicht unter Drogen gesetzt.«
»Wer?«, fragte Haven.
»Phoebe. Sie nennen sie die Pythia. Sie hilft den Leuten dabei, in ihre früheren Leben zu sehen.«
»Ich weiß Bescheid über die Pythia«, sagte Haven. »Du hast sie getroffen?«
»Calum hat uns einander vorgestellt. Wir hatten eine private Sitzung. Sie hat einen Haufen Pflanzen ins Feuer geworfen und gesagt, dass sie mich in die Vergangenheit schicken würde. Und als ich den Rauch eingeatmet hab, war da etwas, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Jemand, den ich liebte. Ein schöner blonder Junge, der in einem Palast lebte. Die Vision wirkte unglaublich überzeugend. Ich war ganz sicher, dass diese Pflanzen bei mir Halluzinationen ausgelöst hatten.«
»Hast du der Pythia erzählt, was du gesehen hast?«
»Nein. Sie schien sich auch nicht sonderlich dafür zu interessieren«, erwiderte Owen. »Und du glaubst, das war real ?«
»Ja«, bestätigte Haven mit einem Seufzen. Owen war viel zu verblüfft, um schuldig zu sein. Haven spürte, wie sich Enttäuschung in ihr ausbreitete. »Es war real.«
»Und dieser Junge, den ihr sucht. Beau. Der ist derjenige, den ich geliebt habe?«
»Ja. Er ist mein bester Freund«, erklärte Haven.
Owen griff nach einem Notizbuch auf dem Nachttisch und kritzelte etwas hinein. Er reichte Haven den Zettel und presste sich gleichzeitig den Zeigefinger auf die Lippen.
DIE WOHNUNG IST VIELLEICHT VERWANZT. SPIELT EINFACH MIT UND FOLGT MIR.
Vielleicht waren sie doch nicht wieder in einer Sackgasse gelandet, dachte Haven hoffnungsvoll. Vielleicht wusste Owen Bell tatsächlich etwas.
»Hast du Adam um Hilfe gebeten?«, fragte er.
»Er hat die Polizei auf die Suche nach Beau angesetzt.«
»Na ja, ich wünsche euch auf jeden Fall viel Glück«, entgegnete Owen, der eine zackige Geste machte, als wollte er sagen: Komm zum Ende. »Wenn irgendjemand Beau finden kann, dann Adam.«
»Danke, Owen«, sagte Haven. »Tut mir echt leid, dass wir hier so reingeplatzt sind. Wir lassen dich jetzt auch weiterschlafen.«
»Kein Problem. Ich bring euch noch zur Tür.« Er führte Haven und Leah die Treppe hinunter zur Wohnungstür. »War nett, dich kennenzulernen, Leah. Haven, wir sehen uns bestimmt bald.«
Owen trat hinaus in den Flur. Dort bedeutete er seinen Gästen, dicht hinter ihm zu bleiben, während er sich auf den Weg zur Feuertreppe machte.
Im Treppenhaus erfasste sie ein Bewegungsmelder, und das Licht ging an. Owen lehnte sich über das Geländer, um sich zu vergewissern, dass sich niemand über oder unter ihnen befand.
»Tut mir leid für die Aktion gerade«, sagte er schließlich. »Aber ich hab’s lieber, wenn keiner meine Gespräche belauscht.«
»Ist dein Apartment denn wirklich verwanzt?«
»Würde mich zumindest nicht wundern. Vielleicht leide ich ja unter Verfolgungswahn, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass die Portiers unten genau Buch darüber führen, was ich mache.«
»Dann hat der da unten aber wohl gerade geschlafen«, warf Leah ein. »Der hat uns nämlich erzählt, du wärst gar nicht zu Hause.«
Owen grinste. »Ich tue mein Bestes, um sie ein bisschen auf Trab zu halten. Als dieses Gebäude hier noch das Polizeipräsidium war, hat irgendein hohes Tier einen unterirdischen Durchgang bauen lassen, der vom Keller bis in die Kneipe auf der anderen Straßenseite führt. Ich rechne eigentlich jeden Moment damit, dass die Portiers mal darauf kommen, dass ich den benutze, aber sie scheinen nicht zu wissen, dass ich ein ziemlicher Geschichtsfreak bin.«
»Mach dir keine Sorgen. Bei uns ist dein Geheimnis sicher«, sagte Haven.
»Wisst ihr, es ist irgendwie komisch, aber das Gefühl hab ich auch«, entgegnete Owen. »Darum werde ich jetzt mal was echt Verrücktes machen und euch noch ein größeres Geheimnis verraten. Eins, das mich in ziemliche Schwierigkeiten bringen könnte. Haben Calum oder Alex dir erzählt, wie es dazu kam, dass ich in die OG eingeladen wurde, Haven?«
»Nein«, antwortete Haven.
»Meine Eltern haben sich geweigert, mir das College zu bezahlen, wenn ich mich nicht wegen meiner unglücklichen Veranlagung in Behandlung begeben würde. Also hab ich mir ein bisschen Geld von meiner Lieblingstante geliehen und bin nach New York gegangen, um an einer
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