Alles Ist Ewig
ihr selbst gesagt, dass er ihn aus früheren Leben kannte. Haven hatte in ihrer letzten Vision erfahren, dass Adam Naddo getroffen hatte – und dass er von Naddos Wortgewandtheit wusste. Adam musste somit die ganze Zeit über gewusst haben, dass Naddo und Owen ein und dieselbe Seele besaßen.
Ein neues Entsetzen erfüllte sie. Der Mann, der sich Roy Bradford nannte, hatte Dinge gewusst, von denen Haven annahm, dass nur Naddo sie wissen konnte. Aber vielleicht hatte Adam sie auch gewusst.
»Alex hat mir erzählt, dass du mit Adam zusammen bist. Stimmt das?« Haven hörte Owens Frage kaum, und es dauerte einen Moment, bis sie aus ihrer Trance erwachte.
»Ich bin nur in New York, um Beau zu finden«, beharrte sie. »Ach, übrigens, hast du Adam jemals von deiner Vision erzählt?«
»Nein, nach meiner Sitzung bei der Pythia hab ich ihm nie wieder ganz vertraut. Wahrscheinlich wäre ich sogar aus der OG ausgetreten, wenn Milo nicht gewesen wäre. Er ist der Grund, dass ich geblieben bin. Der Junge macht mir eine Scheißangst.«
Haven war verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel. »Warum das denn? Der ist doch nur ein Roboter.«
»Das sagt Calum, weil er das gern glauben möchte. Aber Milo ist eher eine Marionette. Er ist die perfekte Marionette. Weißt du, wie viele Punkte wir bei dieser Wohltätigkeitsveranstaltung neulich gesammelt haben? Fünfzigtausend . Ich kann dir nicht mal sagen, was die umgerechnet in Dollar wert sind. Millionen. Viele Millionen. Die Leute gucken Milo an, und irgendwie scheint jeder in ihm zu sehen, was er sehen will. Wenn er die Leute um Spenden gebeten hätte, damit jedes Kind in den Staaten seine eigene Maschinenpistole haben kann, hätten sie ihre Konten genauso geplündert.«
»Dann haben wir wohl ziemliches Glück, dass Milo seine Reden nicht selbst schreibt«, bemerkte Haven.
»Das könnte er gar nicht. Milo hat noch nie irgendeine eigene Idee gehabt. Aber er ist immer noch davon überzeugt, dass er der Auserwählte ist. Die Rede, die ich ihm für die Wohltätigkeitsveranstaltung geschrieben habe, sollte zum Ausdruck bringen, dass die Schüler von Halcyon Hall es für ihre Pflicht halten, die Welt zu regieren. Milo hat daraus Bestimmung gemacht.«
»Bestimmung?« Das Wort schien in Leah irgendetwas wachzurufen. »Wie sieht dieser Milo-Typ aus?«
»Wie eine Ken-Puppe – blond und nichtssagend. Aber, glaub mir, der ist alles andere als harmlos. Ich bleibe hier, um sicherzustellen, dass Milos hohler kleiner Kopf nur mit den richtigen Ideen gefüttert wird – weil wir sonst alle ganz schön Ärger bekommen könnten.« Owen unterbrach sich selbst. »Tut mir leid, ich musste mal kurz ein bisschen Dampf ablassen. Ich weiß, ihr seid nicht hier, um mit mir über Milo zu reden. Kann ich irgendwas tun, das euch helfen könnte, euren Freund Beau zu finden?«
»Eine Frage hätte ich noch«, sagte Haven. »Du hast gesagt, Naddo und Piero wurden von dem Mann ermordet, für den du in Florenz gearbeitet hast. Adam hatte damit nichts zu tun?«
»Ich glaube nicht. Oder zumindest hab ich es damals nicht geglaubt. Die einzige Person in ganz Florenz, die wusste, dass wir schwul sind, war Pieros jüngere Schwester. Ich bin ziemlich sicher, dass sie diejenige war, die unser Geheimnis ausgeplaudert hat.«
KAPITEL 37
N ur weil Owen Bell davon überzeugt ist, heißt das noch lange nicht, dass es auch stimmt«, meinte Leah. »Haven Moore! Hörst du mir überhaupt zu? Er mag ja ein netter Typ sein und so, aber in die Vergangenheit zu sehen ist wie in die Zukunft zu blicken. Ein einziges Puzzleteil ergibt noch lange kein komplettes Bild.«
Sie hatten den Tunnel unter Owens Haus benutzt, um Adams Drohnen zu entwischen, und Leah hatte ein freies Taxi herangewinkt wie eine Einheimische. Jetzt waren sie am Flussufer entlang unterwegs nach Norden. Haven lehnte die Stirn an die Scheibe und beobachtete, wie die Stadt an ihr vorbeiraste. Sie war zu verzweifelt, um zu weinen. In den letzten Jahren hatte sie viele Tiefpunkte erlebt, aber nichts, was der seelenzermalmenden Trauer gleichkam, die sie in diesem Moment verspürte.
»Aber es stimmt, Leah. Ich erinnere mich daran, Adam erzählt zu haben, dass Piero und Naddo schwul sind. Wer weiß, vielleicht hat Beatrice es auch noch anderen Leuten gesagt. Diesmal gibt es also keine Möglichkeit, sich der Wahrheit zu verschließen. Sie sind meinetwegen gestorben.«
»Haven, das muss ein Versehen gewesen sein. Du würdest niemals …«
»Ach Leah, wenn
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