Alles Ist Ewig
du heute Abend auf dieser Party der Ouroboros-Gesellschaft gewesen wärst, würdest du dir deine Aufmunterungsversuche sparen, glaub mir. Das hier war schon der schlimmste Tag meines Lebens. Die Neuigkeit, dass ich Piero und Naddo umgebracht habe, war nur noch das Sahnehäubchen.«
»Was ist denn in der OG passiert?«, wollte Leah wissen.
Haven war sich nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, diese Erinnerung erneut zu durchleben. »Iain ist bei der Party aufgetaucht, als ich mit Adam da war. Er hat allen erzählt, wer Adam wirklich ist. Und dann hat er ihn erstochen.«
»Er hat was ?«
»Na ja, so hat es zumindest erst mal ausgesehen. Er hat Adam ein Stück Glas in die Brust gerammt, doch es hat noch nicht mal geblutet. Iain wollte den Mitgliedern beweisen, dass Adam kein Mensch ist. Ich nehme an, er hat gedacht, dass das für sie einen Unterschied machen würde.«
»Und hat es das nicht?«
»Soll das ein Witz sein? Sie hätten Iain in Stücke gerissen, wenn nicht Padma Singh aufgetaucht wäre und ihm den Arsch gerettet hätte, indem sie gedroht hat, alle ihre schmutzigen Geheimnisse auffliegen zu lassen.«
»Also ist mit Iain alles okay?«
»Dank Padma , ja.« Haven seufzte. »Jedenfalls bin ich dann darauf gekommen, dass Owen und Naddo dieselbe Person sein müssen – die, die ich in meinen Visionen zu sehen versucht habe. Und wie es scheint, hab ich damit nur meine Zeit verschwendet. Owen hat Beau nicht nach New York gelockt. Es muss Adam gewesen sein. Er hat ihm eine Falle gestellt, und Beau ist direkt reingetappt. Jetzt hab ich Beau verloren. Und Iain. Ich hab alles verloren.«
»Glaubst du das wirklich? Dass Adam hinter allem steckt?«
»Es gibt keine andere Erklärung!«
»Keine, die du gefunden hast«, korrigierte Leah. »Du denkst viel zu kompliziert. Hör mal eine Sekunde damit auf und lausch auf das, was dein Herz dir sagt.«
»Du sagst mir ständig, ich soll auf mein Bauchgefühl vertrauen. Was zum Teufel glaubst du denn, was ich die ganze Zeit mache? Womit, meinst du, hab ich mir diesen ganzen Ärger überhaupt erst eingebrockt? Vielleicht bin ich ja gar nicht der Mensch, für den du mich hältst, Leah. Du hast Beatrice Vettori nie kennengelernt. Du weißt nicht, wie ich in der Vergangenheit war. Vielleicht ist mein Herz das Letzte, worauf ich hören sollte.«
Den Kopf noch immer ans Fenster gelehnt, sah Haven das Spiegelbild des rothaarigen Mädchens in der Scheibe. Leah sah aus, als wäre sie keinen Tag älter als fünfzehn. Göttin oder nicht, was wusste sie schon über die dunklen Winkel in Havens Herzen?
»Iains Mutter hat mich gewarnt, weißt du?«, fügte Haven hinzu. »Sie hat mir vorhergesagt, dass ich zu schrecklichen Dingen fähig bin, wenn sich die Götter gegen mich wenden.«
»Und was genau hast du Schreckliches getan?«
Haven antwortete nicht, doch in ihrem Kopf formte sich bereits eine Liste ihrer Verbrechen. Iain belogen. Iain nachspioniert. Adam Rosier geküsst. Fast einen Schläger angeheuert, um mich an Beaus Kidnapper zu rächen. Iain das Herz gebrochen. Den Verdacht seiner Mutter bestätigt.
»Hör zu, ich weiß, du hast einen echt miesen Tag hinter dir«, fuhr Leah fort, als das Taxi vor den Andorra Apartments hielt. »Aber ich lasse nicht zu, dass du einfach so aufgibst. Diese Geschichte ist viel komplizierter, als du denkst – und Haven Moore scheint sich langsam als die Heldin herauszukristallisieren. Hab ich dir schon erzählt, dass ich vor einer Weile diesen Milo gesehen habe, über den du dich mit Owen unterhalten hast?«
»Wo denn das?«
»Im Fernsehen, vor ein paar Wochen. Da hat er irgendwelchen Quatsch über seine ›Bestimmung‹ geschwafelt. Ich dachte zuerst, das wäre nur ein wirrer Traum oder so, aber jetzt frage ich mich, ob das vielleicht die allererste Vision gewesen ist, die ich über all das hier gehabt habe.«
»Und was, meinst du, hat das zu bedeuten?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass Milo irgendwas mit den Leichen auf dem Union Square zu tun hat.«
»Steigen die Damen heute noch aus?«, blaffte der Taxifahrer.
»Kommst du noch mit rauf?«, fragte Leah. »Ein Tässchen Kaffee trinken und dann die Welt retten?«
Das war Leahs Vorstellung von einem Witz, aber Haven war nicht zum Lachen zumute.
»Wo sollte ich denn sonst hin?«, erwiderte sie und rutschte über den Rücksitz.
Als sie Frances Whitmans Wohnungstür erreichten, zog Leah einen Schlüssel aus der Hosentasche und drückte sich den Zeigefinger an die Lippen.
»Sie wollte
Weitere Kostenlose Bücher